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TIPS/229: NABU-Beobachtungstipp - Frostspanner unterwegs (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 23. November 2012

Spanner im Kalten

Frostspanner sind unterwegs / Weibchen locken mit Duft in den Bäumen / Kalte Jahreszeit bietet Schutz vor Feinden / Raupen können Schäden anrichten / für Bäume "wie ein Schnupfen" / Leimringe helfen / Infopaket zum Naturgarten



(Bremen, den 23/11/12) Wer sich fürs Liebesspiel im Freien gezielt in frostigen Nächten trifft, muss dafür wohl einen guten Grund haben. Wenn es dann auch noch ausgemachte Spanner sind, die sich dort treffen, bedarf das Treiben dringend einer Erklärung. Diese liefert der NABU in seinem Beobachtungstipp für den nahenden Winter: Kleiner und Großer Frostspanner sind nun im Dunkeln unterwegs, um für eine neue Generation zu sorgen.

Im Lichtkegel der Scheinwerfer sieht man nächtens vor allem in Waldgebieten helle Falter flattern. Die Frostspanner-Männchen sind auf der Suche nach Weibchen, die in Baumkronen sitzen und sie mit verführerischen Pheromonen locken. Während für Menschen der knisternde Kamin Inbegriff der Romantik ist, kommen die Frostspanner bei Kälte auf Touren. "Die Falter nutzen geschickt die Jahreszeit ohne Feinde und Duftkonkurrenz für die Paarung", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann.

Nachtfalter auf hellem Hintergrund - Foto: © NABU

Kleiner Frostspanner, Männchen
Foto: © NABU

Während Fledermäuse und Igel schlafen, können sie keine Nachtfalter fressen. Andere Insektenjäger, wie die Schwalben, machen derzeit die afrikanische Savanne unsicher. Freie Bahn für die Frostspanner, die sich als weitere Besonderheit ein ausgeprägt unterschiedliches Erscheinungsbild der Geschlechter leisten. "Die Weibchen haben keine Flügel und klettern besonders gerne an Obstbäumen hoch. Wer rechtzeitig Leimringe am Stamm anbringt, kann größeren Schaden verhindern", gibt der gelernte Förster Hofmann einen Tipp. Für die Leimringe sei es jetzt allerdings schon viel zu spät. Die käferähnlichen Frostspannerfrauen sitzen bereits oben in den Kronen und verströmen Lockstoffe, die die Männchen über Kilometer wahrnehmen und herbeigeflattert kommen. Nach der Paarung legt das Weibchen winzige Eier in Rindenritzen ab. Dort schlüpfen die Raupen im Frühjahr pünktlich zum Blattaustrieb.

Im Gegensatz zu ihren Eltern, deren Mundwerkzeuge verkümmert sind und die ihre wenigen Lebenstage allein von Luft und Liebe leben, haben die Frostspannerraupen einen gefürchteten Appetit. "Die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners können ganze Bäume kahl fressen und in Obstplantagen ziemlichen Schaden anrichten", weiß Hofmann zu berichten. Allerdings treiben die Bäume wieder aus, für sie sei der Kahlfraß "wie für uns ein lästiger Schnupfen".

Die Giftkeule sollte deshalb nicht herausgeholt werden, so der NABU. "In einem naturnahen Garten braucht man ja auch Nahrung für die Räuber. Für Meisen sind die leicht zu erbeutenden Raupen die ideale Babynahrung", erläutert Sönke Hofmann. Zum einen helfen die Leimringe im Herbst und stärker befallene Obstbäume im Garten lassen sich auch absammeln.

Da die Frostspanner-Mütter nicht allzu weit krabbeln können, sorgen die Raupen für die Verbreitung. Ähnlich wie die Spinnen im Altweibersommer produzieren sie in den ersten Lebenstagen einen Flugfaden, mit dem der Wind sie zu neuen Nahrungsquellen treibt, bis sie zu schwer werden. Von ihren Raupen haben die Frostspanner auch den zweiten Teil ihres Namens: Wie oft in Witzbildern gezeichnet, krümmen sich die Raupen zur Fortbewegung wie ein Hufeisen zusammen, ziehen damit den hinteren Teil nach und strecken sich dann wieder, das nennen Biologen "spannen".

Raupe des Großen Frostspanners auf einem Blatt - Foto: © NABU

Großer Frostspanner
Foto: © NABU

Für Gartenbesitzer hat der NABU ein Infopaket rund um den naturnahen Garten gepackt. Dies gibt es gegen 5 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort "Naturgarten" beim NABU, Contrescarpe 8, 28203 Bremen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 23.11.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2012