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VERBAND/452: Im Gespräch mit Achim Baumgartner vom BUND Rhein-Sieg (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 4/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

PERSÖNLICH

Im Gespräch mit Achim Baumgartner


Der BUND Rhein-Sieg wurde mehrfach zur »Kreisgruppe des Jahres« in Nordrhein-Westfalen gewählt. Kein Wunder: Die Gruppe ist sehr aktiv und wirbt kontinuierlich und in großem Umfang neue Mitglieder und Fördermittel ein. Ihr Sprecher ist der Gartenarchitekt Achim Baumgartner (39).


Herr Baumgartner, Ihre Kreisgruppe hat in den letzten drei Jahren über eine halbe Million Euro für Naturschutzprojekte akquiriert. Wie kamen Sie zu der enormen Summe, und wie haben Sie das Geld verwendet?

Wir haben einfach versucht, die Fördermöglichkeiten, die sich uns boten, auch zu nutzen. Zunächst verfolgen wir viele kleinere Projekte - ein Brutfloß hier, Nistkästen für den Mauersegler da, der Ankauf eines Grundstücks dort. Unser größtes Projekt ist derzeit die Sanierung der Quarz- und Sandgrube bei Bornheim, für die der BUND bundesweit um Spenden geworben hat, und für die wir auch EU-Mittel erhalten. Das Geld kommt hier bedrohten Tieren wie Steinkauz und Flussregenpfeifer, Wechselkröte und Springfrosch zugute.

Aber das ist doch rein ehrenamtlich nicht zu schaffen. Wer schultert denn die Umsetzung?

Wir haben eine große starke Kreisgruppe mit engagierten Leuten, darunter viele Mittvierziger, die voll im Berufsleben stehen und nebenbei etwas Sinnerfülltes tun möchten. Zudem profitieren wir davon, dass Bonn einmal Hauptstadt war und sehr fitte, gut ausgebildete Rentner sich an unserer Arbeit beteiligen.

Dann kooperieren wir in einem Netzwerk mit vielen Bürgerinitiativen, Landschaftsschutzverbänden usw. Außerdem koordiniere ich die Umsetzung neben meiner Arbeit als Gartenplaner quasi hauptamtlich, von morgens bis abends. Das geht, weil meine Familie das mitmacht, und weil meine Arbeit vom BUND auf Kreisebene finanziell etwas gefördert wird.

Nun versteht sich der BUND ja zuallererst als ehrenamtlich strukturierter Verband. Doch ehrenamtlicher Einsatz stößt zuweilen an Grenzen.

Die Anforderungen an die Gruppen sind hoch: In Verfahren muss man professionell auftreten, Dinge längerfristig begleiten. Auch größere Drittmittelprojekte verlangen Kontinuität. Ich würde mir daher wünschen, dass wir in der Fläche mehr Hauptamtliche hätten, die unsere Gruppen vor Ort unterstützen.

Natur- und Umweltschutz kollidieren oft mit anderen Interessen. Als 2005 der Abschluss des Weltjugendtages samt Papstbesuch in der wertvollen Hangelarer Heide stattfinden sollte, forderten Sie erfolgreich einen Ersatzstandort - und wurden dafür offen angefeindet. Lässt Sie so etwas unberührt?

Unberührt sicher nicht, weil man sich in solchen Situationen schon stärker fragt: Ist das, was ich mache, auch richtig? Doch es ist ja Kerngeschäft des BUND, den Finger in die Wunde zu legen, anderen zu zeigen, dass sie z.B. den Naturschutz stärker berücksichtigen müssen. Solange die Gegenseite keine Argumente hat, sondern nur polemisiert, kann ich mit Anfeindungen gut leben. Vom Naturell her bin ich da durchaus konfliktfreudig.

Ihre Arbeit zeigt, wie viel sich auf lokaler Ebene für Natur und Umwelt erreichen lässt. Fehlentwicklungen auf nationaler oder gar globaler Ebene können Sie dagegen kaum beeinflussen. Was motiviert Sie, dennoch das vor Ort Mögliche Tag für Tag anzugehen?

Im Grunde die persönliche Betroffenheit. Wenn ich mitbekomme, dass fünf Laichtümpel der Kreuzkröte zugeschüttet werden, dann bedeutet das ja nicht nur abstrakt: »Es gibt nun weniger Kreuzkröten.« Da wird ja auch ein Teil meines eigenen Lebensumfeldes zerstört. Zudem werde ich als lokaler BUND-Ansprechpartner von vielen Seiten um Hilfe gebeten, von Bekannten oder befreundeten Initiativen. Und das erzeugt einen positiven sozialen Druck, dem ich mich nur schlecht entziehen kann und mag.

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Was wir bald angehen müssen, ist eine eigene Geschäftsstelle mit mehreren Arbeitsplätzen, etwa für Unterstützung im Rahmen des FÖJ. Viele Ehrenamtliche helfen uns, aber das findet bisher auch in meinem Wohnhaus statt und stößt nun einfach an Grenzen.

Interview: Severin Zillich

www.bund-rsk.de


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Quelle:
BUNDmagazin 4/2010, Seite 46
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2011