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VERBAND/496: Naturschutztage im Zeichen von Auenentwicklung und Energiewende (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 10. Oktober 2012

Naturschutztage im Zeichen von Auenentwicklung und Energiewende



Gut 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen sich auf Einladung des Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) vom 5. bis 7. Oktober auf der Burg Lenzen, um sich im Rahmen der 5. Naturschutztage an der Elbe über aktuelle Entwicklungen im Natur- und Umweltschutz zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Wege zur Lösung von Problemen zu diskutieren.

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, nutzte die Gelegenheit, um die im Juni 2012 erschienene, neue Naturschutzposition des BUND, vorzustellen: Deutlich sei, so Weiger, dass der Naturschutz in Deutschland viel erreicht hat: Zahlreiche wertvolle Flächen sind inzwischen in das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 eingebunden, als Naturschutzgebiete oder Nationalparke gesichert. Mit Erfolgsprojekten wie dem Grünen Band konnte ein nationales Biotopverbundsystem aufgebaut werden, aber auch neue Partner für die Bewahrung dieses nationalen Naturerbes gewonnen werden. Grund genug, mit Stolz auf diese Erfolge zu blicken und mit Mut an die anstehenden Aufgaben zu gehen, so Weiger.

Die anschließende Podiumsdiskussion zeigte eines der Themenfelder auf, in denen der BUND noch großen Handlungsbedarf sieht: Den Schutz der Auenlebensräume, die zu den artenreichsten, aber auch den am stärksten gefährdeten Lebensräumen Mitteleuropas gehören. Viele der aktuellen Konflikte zwischen Auenschutz und Auennutzung werden am Beispiel der Elbtalaue nur zu deutlich: Im Fokus steht dabei aus Sicht des BUND v.a. die aktuelle EU-Agrarförderpolitik, die einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung übermäßige Wettbewerbsvorteile einräumt und die wertvollen, da extensiv genutzten Grünlandflächen zunehmend verschwinden lässt. Die Folge ist u.a. ein dramatischer Rückgang typischer Vogelarten der offenen Feuchtwiesen. Als weiteres Konfliktthema kristallisierte sich der Umgang mit Auwäldern heraus, die als Lebensräume für Pflanzen und Tiere eine herausragende Bedeutung haben. Prof. Dr. Emil Dister, Leiter des WWF-Aueninstituts an der Universität Karlsruhe, machte deutlich, dass Auwaldinseln im Fluss nicht den Hochwasserabfluss behinderten, wie häufig behauptet, sondern durch Reduzierung der Strömungsgeschwindigkeit ausgesprochen positiven Einfluss auf das Hochwassergeschehen hätten. "Politik, die dies nicht sieht, sei falsch beraten", so Dister.

Lösungsansätze für die diskutierten Konflikte sahen die Diskussionsteilnehmer, darunter auch Andreas Piela vom Brandenburgischen Umweltministerium, Norbert Burget vom Niedersächsischen Umweltministerium, und Hans Hochberg vom Deutschen Grünlandverband e.V. u.a. in einer verbesserten Lobbyarbeit auf EU-Ebene. Naturschutz und Landwirtschaft müssten dabei an einem Strang ziehen und sich gemeinsam dafür stark machen, dass Leistungen der Landwirte zur Erhaltung der Arten- und Lebensraumvielfalt in angemessenem Umfang honoriert werden.

Mit dem zweiten Schwerpunktthema, der "Energiewende", befassten sich mehrere Workshops sowie ein Vortrag von Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. Kritik wurde von den Fachleuten v.a. am Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geübt, das im Zusammenspiel mit der Europäischen Subventionspolitik Maismonokulturen auf Kosten einer vielfältigen Kulturlandschaft fördert. Neben einer entsprechenden Novellierung des EEG forderten die Workshopteilnehmer, die Ziele des Naturschutzes stärker als bislang bei der Planung von Biogas- und Windkraftanlagen zu berücksichtigen.

Neben den Vorträgen und Diskussionen kam auch das Naturerlebnis nicht zu kurz: Bei Exkursionen ins Rambower Moor, in die Lenzener Elbtalaue und in die Hohe Garbe konnten die Teilnehmer die stimmungsvolle Herbstlandschaft im Biosphärenreservat genießen.

Wie in den Jahren zuvor, engagierten sich bei der Gestaltung der Naturschutztage neben dem BUND auch die NaturStiftung David, die Stiftung Euronatur sowie weitere Partner aus der Wissenschaft wie die Universität Göttingen und die Hochschule Neubrandenburg. Die NaturStiftung David, die Deutsche Umwelthilfe und die Firma Völkel unterstützten die Veranstaltung wieder finanziell bzw. mit Sachspenden.

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Quelle:
Presseinformation vom 10.10.2012
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2012