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VERBAND/591: Grüne Bilanz 2016 für Unterfranken - Ermutigende Erfolge vor Ort (BN)


BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 20. Februar 2017

Grüne Bilanz 2016 für Unterfranken - Ermutigende Erfolge vor Ort - Schwerpunkte 2017: Flächenschutz & Energiewende

Der BUND Naturschutz (BN) zieht für das Jahr 2016 in Unterfranken eine insgesamt positive "Grüne Bilanz" und startet optimistisch in das Jahr 2017.


"Auch 2016 ist es dem BN in einer konzertierten Aktion von Kreisgruppe und Landesverband, ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen gelungen, ein unersetzliches Stückes Heimatnatur - Erholungsraum für den Menschen und gleichzeitig Lebensraum seltener Arten - vor der Zerstörung zu retten: Im Obernauer Mainbogen wollte die Stadt Aschaffenburg 40 ha klein strukturierte Bilderbuchlandschaft einem neuen Gewerbegebiet opfern! Im Klaushof bei Bad Kissingen wurde mit Förderung des Bayer. Naturschutzfonds das größte Biberfreigehege Bayerns eröffnet und damit ein einmaliges Informationsangebot für Jung & Alt zu einer der prominentesten Tierarten Bayerns geschaffen. Ganz besonders freut sich der BN auch darüber, dass er im Lkr. Schweinfurt wesentlich dazu beitragen konnte, dass 1300 ha des Brönnhof-Areals in das Nationale Naturerbe überführt und damit als einmaliger Naturerlebnisraum auch für künftige Generationen gesichert worden sind. Die Staatsregierung hat mittlerweile ihren Widerstand gegen einen dritten bayerischen Nationalpark aufgegeben - das ist auch ein Erfolg unseres unermüdlichen Werbens für einen Nationalpark im Steigerwald" - so das Resümee von Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern (BN).

"Bis zu einer wirklich nachhaltigen Entwicklung ist es im Regierungsbezirk Unterfranken jedoch noch ein weiter Weg, der mit zahlreichen Stolpersteinen gepflastert ist: der Zugriff auf die noch verfügbaren freien Flächen und die besten Böden Deutschlands geht ungeachtet anderslautender gesetzlicher Vorgaben und politischer Willenserklärungen vor Ort fast ungehindert weiter. Scheinbar bedenkenlos werden begrenzte Ressourcen vergeudet. Planungen für autobahnähnliche Straßen (B 26n!) und für den überzogenen Ausbau des landwirtschaftlichen (Kern-) Wegenetzes zerstückeln Erholungsräume für den Menschen und Lebensräume seltener Arten. Sogar die Energiewende droht ausgebremst zu werden. Noch mehr als bisher setzt der BUND Naturschutz deshalb auf das Engagement und die Überzeugungskraft seiner ehrenamtlich Aktiven, aber auch auf das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung - auch ein Ergebnis der vielfältigen Umweltbildungsangebote seiner Kreis- und Ortsgruppen", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz.

Als große Erfolge für 2016 - für Bayern ebenso wie für Unterfranken - wertet der BUND Naturschutz das absehbare Aus für das Handelsabkommen TTIP, das Scheitern der Wiederzulassung des Pestizids Glyphosat und die vorbildlich gelungene Verteidigung der Schutzgebiete von europäischem Rang. FFH-Gebiete wie die Wälder- und Trockenstandorte bei Bad Kissingen & Münnerstadt, der Gramschatzer Wald, das Schmalwasser- und Premichtal, aber auch der ehemalige Standortübungsplatz bei Ebern oder die Maintrockenhänge am Kallmuth sind damit auch für künftige Generationen gesichert. Zu diesen Erfolgen haben die unterfränkischen Kreisgruppen 2016 wesentlich beigetragen - durch aktive Unterstützung verschiedener Demonstrationen, die Sammlung von Unterschriften und die Unterstützung der EU-weiten Kampagne zu Natura 2000.

"2016 haben wir richtig Rückenwind für den Stopp der unfairen Handelsabkommen TTIP und CETA bekommen. Die positive Resonanz auf viele örtliche Aktionen in Unterfranken und die großen Demonstrationen in Januar 2016 in Berlin mit 23.000 Menschen und in München und sechs anderen Städten im September mit 320.000 TeilnehmerInnen auch aus Unterfranken machen uns Mut, dass sich doch noch fairere Handelsbedingungen erreichen lassen", so Sebastian Schönauer, stellv. Landesvorsitzender des BN.

Bayerns größter Natur- und Umweltschutzverband freut sich zudem über einen beachtlichen Mitgliederzugewinn im Jahr 2016. Mit netto 4.000 neu gewonnenen "Freunden der Erde" im vergangenen Jahr wächst Bayerns "Anwalt der Natur" auf rund 225.000 Mitglieder und Förderer. In Unterfranken blieb der Mitgliederstand bei rund 23.000 auf hohem Niveau stabil.

2017 will der BN auch in Unterfranken drei Schwerpunkte setzen:

1. Bayerns Heimatlandschaften bewahren und Flächenverbrauch stoppen: Hier geht es vor allem um die von Heimatminister Markus Söder geplante Verschlechterung des Anbindegebotes, das zu zahlreichen Neuplanungen für Gewerbegebiete auf der grünen Wiese in Unterfranken führen würde. Wir werden die soeben begonnene europäische Bürgerinitiative zum Schutz des Bodens intensiv bewerben, auf die konsequente Umsetzung behördlich festgesetzter Ausgleichsmaßnahmen für Landschaftseingriffe drängen und ein Schwarzbuch zu Gewerbegebieten erstellen.

2. Schutz von Umwelt und Verbrauchern vor unfairen Handelsabkommen für Konzerne (TTIP, CETA, TISA): Auch wenn die Ablehnung des angestrebten CETA-Volksbegehrens durch den Bayerischen Verfassungsgerichtshof sehr enttäuschend ist, weil damit Bürgerrechte und die Rechte des Gesetzgebers bei internationalen Handelsverträgen ausgehebelt werden, wird der BUND Naturschutz zusammen mit der BUND und dem europäischen Netzwerk friends oft the earth die endgültige Ratifizierung in allen EU Mitgliedstaaten und auch im Bundesrat zu Fall zu bringen.

Zudem soll es weitere Aktionen für Gentechnikfreiheit und für mehr Ökolandbau geben. Bereits am 21. Januar 2017 fand dazu eine Großdemo in Berlin mit 18.000 engagierten MitstreiterInnen statt - davon viele auch aus Unterfranken.

3. BN-/BUND Kampagne zur Bundestagswahl mit den Schwerpunktthemen Rettung von Bürger-Energiewende, Atom-Ausstieg, Klima- und Verbraucherschutz sowie Fortentwicklung zu einem ökologisch-sozialen Wirtschaften. Die Debatte um die Gleichstromleitung "Südost" wird vermutlich auch Unterfranken intensiv betreffen. Den Trassenkompromiss zwischen Merkel, Seehofer und Gabriel kritisiert der BN als Rückschlag für die dezentrale Energiewende. Damit drohen teure Fehlinvestitionen und eine Subvention von Kohle- und Atomkraftwerken im europäischen Stromverbund. Im Vorfeld zur Bundestagswahl wird der BUND Naturschutz versuchen, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen den Abbau umweltschädlicher Subventionen und die Rettung der dezentralen Energiewende verstärkt zur Grundlage für die Wahlentscheidung umweltbewusster MitbürgerInnen zu machen. Weitere Ziele des Verbandes im Jahr 2017 sind der Einsatz für die Erhaltung einer bäuerlichen Landwirtschaft sowie der vorbeugende Hochwasserschutz durch die Revitalisierung von Flüssen und Auen. "Friedenssicherung, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, engagierter Klimaschutz und Bekämpfung der Fluchtursachen gehören untrennbar zusammen", so Mergner. Er fordert: "Bayern und Unterfranken brauchen mehr ökologisch wirtschaftende Unternehmen, ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz und neue Wege aus der umweltzerstörenden Wachstumswirtschaft. Das Festhalten der Staatsregierung an unfairen Handelsabkommen wie TTIP und CETA, ihr Einsatz für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen und für ein Flächen fressendes Straßenneubauprogramm bedroht dagegen die Umwelt- und Lebensqualität in Bayern."

Auch 2017 versteht sich der BN als das "Grüne Gewissen" Unterfrankens. Er wird sich deshalb als kämpferischer Anwalt der Natur weiterhin engagiert für die Sicherung vielfältig strukturierter Kulturlandschaften, aber auch für bessere, weil natur- und ressourcenschonendere Alternativen bei Eingriffsprojekten einsetzen, um auch in Unterfranken eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung zu erreichen und das unersetzliche Naturerbe dieses Regierungsbezirkes auch für künftige Generationen zu sichern.

gez. Helmut Schultheiß, Regionalreferent für Unterfranken


https://www.bund-naturschutz.de/uploads/tx_news/PM-015-17-Gruene-Bilanz-Unterfranken2016.pdf

https://www.bund-naturschutz.de/uploads/tx_news/PM-015b-17-Erfolge-Unterfranken-2016.pdf

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Quelle:
Presseinformation, 20.02.2017
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
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Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
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Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2017

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