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VIELFALT/239: Wie und wodurch schwindet die biologische Vielfalt regional? (idw)


Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung - 12.03.2018

Wie und wodurch schwindet die biologische Vielfalt regional?

Weltbiodiversität bringt neue Berichte


Vom 17. bis 24. März 2018 treffen sich die Vertreter der 128 Mitgliedsstaaten sowie der Wissenschaften, Verbände und andere Beobachter zur 6. Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrates IPBES in Medellín, Kolumbien. Hohe Erwartungen sind daran geknüpft: Ganze fünf Berichte zum Wissensstand über die Ökosysteme und deren Beiträge zum Wohlergehen der Menschen stehen zur Genehmigung. Sie widmen sich den regionalen Unterschieden des Wandels der Biodiversität sowie dem Thema der Landdegradierung. Über 20 wissenschaftliche Expertinnen und Experten deutscher Forschungseinrichtungen haben zu den Berichten beigetragen. Im NeFo-Blog begleiten wir die Konferenz und kommentieren die Vorgänge.

Die biologische Vielfalt der Welt geht verloren und damit die Fähigkeit der Natur, zum menschlichen Wohlbefinden beizutragen. Dieser Verlust ist neben dem Klimawandel eine der größten Bedrohungen der Zukunft der Menschheit auf dem Planeten. Diese Botschaft sendet der Weltbiodiversitätsrat im Vorfeld seiner sechsten Vollversammlung an die Menschen in aller Welt, um auf den massiven Schwund intakter Lebensräume, deren Tier- und Pflanzenarten sowie deren grundlegende Bedeutung zum Wohlergehen der Erdbevölkerung aufmerksam zu machen.

Bis 2020 soll der globale Rückgang der Biodiversität gestoppt sein. Dieses Ziel hat sich die Staatengemeinschaft im Rahmen des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt CBD gesetzt. Doch globale Verhandlungen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Natur sind von vielen verschiedenen nationalen Interessen geprägt. Je nach politischer Haltung werden unterschiedliche wissenschaftliche Studien angeführt, die eine gemeinsame Linie enorm erschweren.

Um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage herzustellen haben die Regierungen 2012 die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) gegründet. Dieses unabhängige zwischenstaatliche Gremium soll das bestmögliche Wissen zum Zustand und zur Entwicklung der Ökosysteme, zu den Triebkräften des Wandels, zur Bedeutung für den Menschen und zu politischen Handlungsoptionen zusammentragen. Es wird auch als das Pendant zum Weltklimarat IPCC in Naturschutzfragen betrachtet.

Die Ursachen für den Wandel aber auch die Auswirkungen auf die menschlichen Bevölkerung sind in den verschiedenen Regionen der Welt völlig unterschiedlich. Entsprechend unterschiedlich müssen auch die Politikansätze und Gegenmaßnahmen aussehen. Aus diesem Grund hat der Weltbiodiversitätsrat IPBES vier Weltregionen spezifisch betrachtet: Amerika, Afrika, Europa-Zentralasien und Asien-Pazifik. Ein fünfter Bericht untersucht die Entwicklungen bei der Degradierung von Landflächen und natürlichen Lebensräumen, sowohl regional als auch global. Insgesamt 550 führende Expertinnen und Experten aus mehr als 100 Ländern beteiligten sich als internationale Autorenteams.


Die vier regionalen Berichte befassen sich inhaltlich mit folgenden Fragen:
  • Wie wirken sich Biodiversität und Ökosystemfunktionen auf die Wirtschaft, Ernährungssicherheit und gute Lebensqualität aus? Oder: Warum ist Biodiversität wichtig?
  • Wie ist der aktuelle Zustand und wie verändern sich biologischen Vielfalt, Ökosystemfunktionen und der Beitrag der Natur zum menschlichen Leben, etwa zu Wirtschaft und Existenzsicherung?
  • Welche Triebkräfte bewirken die Veränderung bzw. Gefährdung der biologischen Vielfalt?
  • Welche gesellschaftlichen Leitmuster führen zu welchen Endzuständen der Natur und ihres Beitrags zu menschlichen Leben? Die Analysen greifen mehrere Jahrzehnte zurück und projizieren dann die wahrscheinlichen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur für Jahrzehnte in die Zukunft, in Abhängigkeit von verschiedenen Entscheidungswegen.
  • Welche Politiken und Governance-Strukturen können zu einer nachhaltigeren Zukunft führen?
  • Was sind die wichtigsten Wissenslücken?

Der Bericht zu Landdegradierung und -wiederherstellung wird globale Bedrohungen für Landflächen und natürliche Lebensräume aufzeigen und eine Reihe der besten verfügbaren Lösungen zur Verringerung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken liefern. Er soll allen Entscheidungsträgern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, um die Landdegradierung zu stoppen und den Zustand der Ökosysteme zu verbessern. Landdegradierung stellt ein zentrales Problem auf fast allen Kontinenten dar und verursacht global gesehen jährlich Kosten von rund 40 Mrd. Dollar. Der Bericht stellt außerdem die Konsequenzen der Landdegradierung für die Erreichung politisch gesetzter Ziele im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsagenda, dem Pariser Klimaabkommen oder dem UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt CBD heraus.


Mehr Informationen zu den einzelnen Berichten finden Sie in den englischsprachigen Kurzvorstellungen von IPBES:
https://www.ipbes.net/ipbes-6-primers

Eine Übersicht über die beteiligten Expertinnen und Experten aus Deutschland sowie Links zu Expertensteckbriefen finden Sie auf der Webseite der Deutschen IPBES-Koordinierungsstelle:
http://de-ipbes.de/media/content/Uebersichtstliste_Experten_DEU_Stand_20180116.pdf

Das NeFo-Team ist vor Ort vertreten und kommentiert im NeFo-Blog gemeinsam mit anderen Expertinnen und Experten die Verhandlungen und Themen rund um die Konferenz. Im ersten Blog finden Sie allgemeine Informationen zum Ablauf und den Themen der Konferenz:
http://biodiversity.de/blog/ipbes-6-medellin-2018

Die Ergebnisse der regionalen Berichte dienen als Grundlage für einen umfassenden globalen IPBES-Berichtes, der 2019 erscheinen soll. Im NeFo-Video erklären einige der beteiligten Autorinnen und Autoren, welche Fragen behandelt wurden und was sie beisteuern konnten:
http://biodiversity.de/videos

Weitere Informationen zum 6. Plenum des Weltbiodiversitätsrates finden Sie unter
http://www.ipbes.net/

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news690656

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1521

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung, Sebastian Tilch,
12.03.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2018

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