Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 30. Mai 2023
Großflächige Pestizideinsätze im Wald stoppen
Miller: Natur- und Klimakrise Beschleuniger der massenhaften Verbreitung von Eichenprozessionsspinner und Co. / Abwehrkräfte des Waldes stärken
Berlin - Eichenprozessionsspinner und Co. tauchen aktuell wieder vermehrt in deutschen Wäldern auf. Etliche Forstbetriebe, Städte und Gemeinden bekämpfen sie mit Pestiziden - mit fatalen Folgen für die Insektenvielfalt und das Ökosystem Wald. Der NABU fordert, diese Praxis umgehend zu stoppen und die Abwehrkräfte des Waldes zu stärken.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Wer im Wald zu Pestiziden greift, hat den Kern des Problems nicht verstanden. Die massenhafte Vermehrung dieser Insekten ist vor allem Ausdruck der Natur- und Klimakrise. Hohe Temperaturen und naturferne Wälder begünstigen ihre massenhafte Ausbreitung. Pestizide setzen den Wald neben Hitze und Trockenheit dabei zusätzlich unter Stress und schwächen das Ökosystem weiter. Statt nur die Symptome zu bekämpfen, müssen wir endlich den Kern des Problems angehen. Wir müssen unsere Wälder widerstandsfähiger machen und gezielt zu naturnahen, klimaresilienten und an den Standort angepassten Laubmischwäldern umbauen."
Baum mit Eichenprozessionskäferbefall
Foto: © NABU/Silvia Teich
Der NABU fordert, den Pestizideinsatz in Wäldern zu stoppen. Vom Eichenprozessionsspinner betroffene Waldgebiete müssen durch Warnhinweise beschildert und wenn nötig abgesperrt werden. In der Nähe von Siedlungen, in Parks, Schwimmbädern und Friedhöfen sollten die Insektenraupen zum Schutz der Bevölkerung so naturverträglich wie möglich bekämpft werden - etwa durch mechanische Verfahren, wie das Absaugen der Raupennester.
Dr. Verena Riedl, NABU-Teamleiterin Biodiversität: "Nicht nur auf
Landwirtschaftsflächen, in Schutzgebieten und in Gewässern, auch
im Wald schreitet das Insektensterben dramatisch voran - mit
negativen Folgen auch für den Klimaschutz: Jüngste Studien
zeigen, dass insektenreiche Wälder mehr Kohlenstoff binden.
Pestizide im Wald verschärfen diese Probleme und bedrohen auch
Mikroorganismen im Boden, Spinnen und andere Tiere, die als
Nahrungsquelle wiederum auch Vögel und Säugetiere betreffen. Doch
gerade sie helfen als natürliche Gegenspieler dabei, die weitere
Ausbreitung langfristig einzudämmen. Statt Pestizideinsätze
brauchen wir mehr Vertrauen in die Selbstregulierungskräfte
unserer Ökosysteme und eine gezielte Förderung natürlicher
Gegenspieler."
weitere Informationen:
NABU-Broschüre zu Pestiziden
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/pestizidpolitik/nabu-brosch__re_pestizide_____eine_einf__hrung.pdf
NABU-Position zu Pestiziden
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/pestizidpolitik/210414-pestizid-position-nabu.pdf
Fakten und Tipps rund um den Eichenprozessionsspinner
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/schmetterlinge/nachtfalter/28380.html
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Quelle:
NABU Pressedienst, 30.05.2023
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 30. Mai 2023
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