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ATOM/1143: AKW Neckarwestheim läuft ohne gültige Betriebserlaubnis (Greenpeace)


Greenpeace - Presseerklärung vom 10. März 2011, veröffentlicht von Sigrid Totz

Greenpeace: AKW Neckarwestheim läuft ohne gültige Betriebserlaubnis

Umweltschutzorganisation klagt beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim


Greenpeace reicht heute gemeinsam mit einer Anwohnerin beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim Klage gegen den Weiterbetrieb des Atomreaktors Neckarwestheim 1 ein. Nach Ansicht der unabhängigen Umweltschutzorganisation läuft der Reaktor seit dem 10. Januar 2011 ohne gültige Betriebsgenehmigung, da diese nach dem Atomgesetz aus dem Jahr 2002 bereits erloschen ist. Neckarwestheim 1 hat im Januar eine Laufzeitverlängerung von acht Jahren erhalten, die aber nach Auffassung von Greenpeace verfassungswidrig ist. Neue Ausbreitungsrechnungen, die Greenpeace heute im Internet veröffentlicht, belegen die verheerenden Folgen, die ein schwerer Reaktorunfall im AKW Neckarwestheim für Baden-Württemberg hätte.

"Umweltministerin Gönner sind die Interessen des landeseigenen Atomkonzerns EnBW offenbar wichtiger als die Sicherheit der Bevölkerung", sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. "Die Kläger wollen nicht mehr mit der Angst vor einem schweren Störfall leben. Frau Gönner muss endlich das Wohl der Menschen ins Zentrum ihrer Atomaufsicht rücken."


Ausbreitungsrechnungen belegen tödliche radioaktive Dosis für Stuttgart

Der Reaktor Neckarwestheim 1 läuft nicht nur mit rechtlich zweifelhafter Betriebserlaubnis, er ist nach Recherchen der Umweltorganisation auch nicht gegen einen möglichen Flugzeugabsturz geschützt. Greenpeace hat zwei Ausbreitungsrechnungen für den Fall eines schweren Unfalls erstellen lassen, die heute im Internet veröffentlicht werden. Eine mögliche Bodenkontamination mit Cäsium 137 wurde anhand von realen, archivierten Wetterdaten errechnet. Eine zweite Ausbreitungsrechnung berücksichtigt alle relevanten Radionuklide. Sie belegt, dass in Stuttgart schon wenige Stunden nach einem sogenannten Super-GAU die tödliche Radionukliddosis allein durch die Luft aufgenommen werden könnte.

Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) wirft mit ihrer mangelhaften Atomaufsicht drängende Fragen auf: Zwingend erforderliche Sicherheitsnachrüstungen an dem zweitältesten deutschen Atommeiler Neckarwestheim 1 verschleppt die Ministerin seit dreieinhalb Jahren. Zudem verweigert sie trotz richterlicher Aufforderung seit 2009 Einblick in Akten der Atomaufsicht, die die Sicherheit des Atomkraftwerks Philippsburg 1 betreffen. Aus diesem Grund stellte Greenpeace gestern Strafanzeige gegen Tanja Gönner und verantwortliche Mitarbeiter ihres Ministeriums.

"Wir fordern Frau Gönner auf, Schluss zu machen mit der Geheimniskrämerei in Atomfragen und endlich alle Akten auf den Tisch zu legen", sagt Heinz Smital.


Publikationen zum Thema

01.03.2011 PDF 257 KB
Antrag an das Verwaltungsgericht Mannheim wegen AKW Neckarwestheim 1
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/KLageGkn1.pdf

01.03.2011 PDF 160 KB
Auswirkungen eines schweren Unfalls im AKW Neckarwestheim 1
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/201102_Auswirkungen_Neckarwestheim_1.pdf


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Quelle:
Presseerklärung, 10.03.2011
Herausgeber: Greenpeace e.V., Pressestelle
Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg
Tel. 040/306 18-0, Fax 040/30618-160
E-Mail: presse@greenpeace.de
Internet: www.greenpeace.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2011