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ATOM/1277: AKW Grafenrheinfeld geht vom Netz - Noch acht Abschaltungen bis zum Atomausstieg (IPPNW)


IPPNW - 26. Juni 2015
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

Noch acht Abschaltungen bis zum Atomausstieg

AKW Grafenrheinfeld geht vom Netz


Die Ärzteorganisation IPPNW begrüßt die bevorstehende endgültige Abschaltung des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld als einen weiteren Schritt auf dem langen Weg zu einem endgültigen und unumkehrbaren Atomausstieg. "Damit ist die Gefahr eines Super-GAUs in Grafenrheinfeld, wie er im Buchklassiker "Die Wolke" beschrieben wird, geringer geworden", erkärt Dr. Alex Rosen, stellvertretender IPPNW-Vorsitzender. Die 193 abgebrannten Brennelemente aus dem Reaktorkern und den Lagerbecken müssen allerdings noch viele weitere Jahre permanent gekühlt werden.

Seit der Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld gab es bis April 2015 insgesamt 235 meldefplichtige Ereignisse. Am 8. November 1984 verunglückte ein britischer Tornado-Kampfjet im Tiefflug. Nach dem Notausstieg der Besatzung, stürzte die Maschine führerlos zu Boden und explodierte. Die Absturzstelle befand sich nur 9 Kilometer Luftlinie vom Atomkraftwerk entfernt.

Unabhängig von der Freude über die Abschaltung des AKWs ist die IPPNW besorgt, dass der radioaktive Schutt, der beim Abriss des Reaktors anfallen wird, von den Kraftwerksbetreibern als normaler Bauschutt entsorgt wird. Beim Abriss stillgelegter Atomkraftwerke fallen neben stark strahlenden Komponenten auch große Mengen Stahl und Beton an, die nur geringfügig radioaktiv kontaminiert sind. Werden bestimmte Grenzwerte unterschritten, dann sollen die Materialien auf Hausmülldeponien gelagert oder sogar in den normalen Wirtschaftskreislauf eingespeist werden können. So könnten sich freigemessene Metalle aus Atomkraftwerken zukünftig zum Beispiel in Heizkörpern wiederfinden. Die Möglichkeit der Freigabe hatten die Atomkonzerne bereits gegenüber der rot-grünen Bundesregierung durchgesetzt. Mit der am 1. August 2001 in Kraft getretenen novellierten Strahlenschutzverordnung wurde dieses Vorgehen ermöglicht.

Ärzte und Wissenschaftler warnen vor Gesundheitsschäden durch ionisierende Strahlung. Sie fordern schon seit langem eine Anpassung des Strahlenschutzes an den aktuellen Stand der Wissenschaft, denn schon Strahlendosen in der Größenordnung von 1 Millisievert (mSv) erhöhen nachweislich das Erkrankungsrisiko. Es gibt keinen Schwellenwert, unterhalb dessen Strahlung unwirksam wäre.

Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpfl ichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.


Sie finden das Ulmer Expertenpapier "Gefahren ionisierender Strahlung" unter
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Ulmer_Expertentreffen_-_Gefahren_ionisierender_Strahlung.pdf

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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - vom 26.06.2015
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung
des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW)
IPPNW-Geschäftsstelle, Körtestr. 10, 10967 Berlin
Telefon: 030 / 69 80 74-0, Fax: 030 / 69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2015

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