Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INDUSTRIE


ATOM/1296: Erst Tschernobyl, dann Fukushima und demnächst Tihange? (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 4. Februar 2016

Erst Tschernobyl, dann Fukushima und demnächst Tihange?

NABU fordert Bundes- und Landesregierung zum gemeinsamen Handeln auf


Düsseldorf - Mit der Wiederinbetriebnahme und Laufzeitverlängerung der beiden Atomkraftwerke Tihange und Doel geht die belgische Regierung wider besseres Wissen das Risiko ein, das Zentrum Europas zu vernichten. Kommt es zu einer Reaktorkatastrophe, werden nicht nur die am dichtesten besiedelten Gebiete Deutschlands unbewohnbar. Tausende von Menschen würden sterben und Millionen Europäer zu einer nicht steuerbaren Massenflucht quer durch den Kontinent gezwungen. Angesichts dieser Bedrohung fordert der NABU eine sofortige bedingungslose Stilllegung beider Atomkraftwerke. "Sowohl Tihange als auch Doel sind überaltert, schadhaft und dürfen nicht weiter betrieben werden", erklärte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Bundes- und Landesregierung ruft der NABU zur parteiübergreifenden Zusammenarbeit auf. Nicht nur Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, sondern die gesamte Regierung, Opposition und besonders Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Landesregierung sind in der Pflicht, mit allem Nachdruck die sofortige, bedingungslose Stilllegung von Tihange oder Doel zu fordern. Nach Auffassung des NABU sind hier vor allem die Bundesregierung und die deutschen Europaabgeordneten gefordert, sich für eine grundlegende Änderung des Euratom-Vertrages von 1957 einzusetzen, der bislang die alleinige nationale Souveränität für den Betrieb und die Sicherheit von AKW festschreibt. Zudem müssen der EU-Kommission endlich mehr Befugnisse zur Kontrolle der nationalen Atomaufsichtsbehörden eingeräumt werden, denen sich die EU-Mitgliedstaaten nach Fukushima verweigert hatten.

"Alleine im Umkreis von 75km um Tihange wohnen fast 10 Millionen Menschen", so Miller weiter. Käme es dort oder in Doel zum Gau, wäre dies die größte Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg in ganz Westeuropa. Nichts rechtfertige eine solch unkalkulierbare Gefahr, zumal es keinen Energienotstand in der Europäischen Union gebe und auch in Belgien kein "blackout" befürchtet werden müsse, mit dem die Regierung ihr Handeln bei der Bevölkerung rechtfertige.

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 09/2016, 04.02.2016
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang