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AKTION/093: Klimaaktivist*nnen demonstrieren vorm Terminal - Erstes Flüssiggas in Brunsbüttel (TKKG)


TurbokKlimaKampfGruppe Kiel - Gemeinsame Pressemitteilung vom 20. Januar 2023

Klimaaktivisti demonstrieren vorm Terminal

Erstes Flüssiggas in Brunsbüttel


20.01.2023 - Zum feierlichen Empfang des schwimmenden LNG-Terminals Höegh Gannet in Brunsbüttel protestieren die TurbokKlimaKampfGruppe Kiel, Ende Gelände Hamburg und U-Turn gegen den Neubau von fossiler Infrastruktur und das Greenwashing der Industrie und Regierung. Umweltverbände und Aktivist*innen kritisieren schon seit Jahren die Etablierung von Flüssiggasterminals als Brückentechnologie. "Wir müssen so schnell wie möglich raus aus der Versorgung durch fossile Energieträger. Flüssiges Erdgas ist keine Brückentechnologie. Ein Neubau von Infrastruktur, die sich jahrzehntelang vertraglich an die Nutzung von fossilem Brennstoff bindet, ist kein Beitrag zu den Klimaschutzzielen." sagt Ariel Mertens, Sprecherin der Aktivist*innen.

Während bei der Verbrennung von Erdgas weniger klimaschädliches CO2 anfällt, als bei anderen fossilen Energieträgern, wird bei der Förderung, Lagerung und dem Transport von Flüssigerdgas Methan freigesetzt, aus dem Erdgas besteht, und welches auf einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet eine 84-fach schlechtere Klimabilanz besitzt als CO2. Unterm Strich ist es damit eine der klimaschädlichsten Formen der Energiegewinnung. Auch das Argument, die Infrastruktur könne anschließend für grünen Wasserstoff oder Ammoniak genutzt werden, stellt sich als fragwürdig heraus. "Der Wechsel von LNG auf Wasserstoff oder Ammoniak lässt sich nicht ohne weiteres durchführen. Beide Stoffe besitzen ganz andere chemische Eigenschaften, die beim Bau schon berücksichtigt werden müssten. Nach den zurückhaltenden Aussagen der Betreiberfirmen und der Landesregierung ist es sehr zweifelhaft, ob das umgesetzt wird.", äußert sich Ariel Mertens. Auch das Frauenhoferinstitut sieht die Umrüstpläne mit großer Skepsis. In einer Veröffentlichung aus dem November 2022 schreibt es, "dass eine spätere Umrüstung von LNG-Terminals zum Import von Flüssigwasserstoff oder Ammoniak mit großen Unsicherheiten behaftet ist."[1]

Während sich die Grünen 2020 noch gegen LNG ausgesprochen haben, sieht es heute in der Regierungsbeteiligung anders aus und der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminster Robert Habeck ist ein großer Befürworter der Technologie. Ende November 2021 wurde bekannt, dass ein Vertrag mit Katar über Gaslieferungen über 15 Jahre ab dem Jahr 2026 zustande gekommen ist. Dazu kritisiert Ariel Mertens: "Der Gas-Deal mit Katar ist ein fauler Kompromiss. Die Bundesregierung schafft damit nur neue Abhängigkeiten zu einem autoritär regierten Regime in dem Frauen, LGBTIQ+ und Oppositionelle unterdrückt werden. Auch Exportländer wie die USA, Kanada, Argentienien oder Australien sind kritisch zu sehen. In diesen Ländern wird das Gas durch Fracking gefördert, unter dessen Auswirkungen die Bevölkerung und insbesondere die Indigenen Communitys massiv leiden. Wir müssen diese neokoloniale Ausbeutung und die weitere Zerstörung Indigener Lebensräume verhindern!" Fracking ist eine Technik der Gasförderung, bei der giftige Chemikalien in tiefe Gesteinsschichten eingebracht werden. Fracking belastet massiv die Böden und das Grundwasser und sorgt für einen signifikanten Anstieg von Erkrankungen wie Leukämie, Herzkreislauferkrankungen und Atemwegserkrankungen und hat zudem einen schädigenden Einfluss auf Ungeborene. Aufgrund der gesundheitlichen und umweltschädlichen Auswirkungen ist Fracking in Deutschland verboten.

"LNG kann nicht halten, womit es angepriesen wird. Das Geld und die Anstrengung, die jetzt eingesetzt werden um neue fossile Infrastruktur aufzubauen, wäre im Ausbau erneuerbarer Energien besser aufgehoben. Schon jetzt leiden Milliarden Menschen unter den Auswirkungen des Klimawandels. Überschwemmungen, Starkregenereignisse und Dürren rauben vielen Menschen, vor allem im globalen Süden, die Lebensgrundlage und führen zu neuen Konflikten und Fluchtbewegungen. Wir sollten alles daran setzten jetzt die Auswirkungen des Klimawandels so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Nicht nur in unserem Interesse, sondern auch in Solidarität mit den kommenden Generationen und allen Menschen die jetzt schon vom Klimawandel betroffen sind!", schließt Ariel Mertens ab.

Quellen: [1]
https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2022/presseinfo-25-lng-terminals-wasserstoff-ammoniak.html

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Quelle:
Gemeinsame Pressemitteilung, 20.01.2023
TKKG - TurboKlimaKampfGruppe
Internet: https://tkkg.noblogs.org

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 20. Januar 2023

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