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AKTION/099: Tagebau Garzweiler - Abriss der L12, Anwohner*innen rufen zu Protesten auf (Alle Dörfer bleiben!)


Bündnis "Alle Dörfer bleiben!" - Pressemitteilung vom 2. August 2023

Tagebau Garzweiler: RWE bereitet Abriss der L12 vor + Anwohner*innen üben scharfe Kritik und rufen zu Protesten auf


Erkelenz/Keyenberg. Seit gestern ist die Nutzung der Landstraße L12 von Keyenberg nach Holzweiler für den ÖPNV untersagt. Das zuständige Busunternehmen WestVerkehr GmbH hat seine Fahrpläne bereits angepasst. Anwohner befürchten, dass dies eine Vorbereitungsmaßnahme für den baldigen Abriss der Straße bedeutet. Der Kohlekonzern RWE will den Tagebau Garzweiler vergrößern und die Kohle hinter der Straße abbauen. Das Bündnis Alle Dörfer bleiben kritisiert das Vorgehen massiv und ruft im Fall eines Abrisses zu Protesten auf.

Antje Pistel aus Holzweiler ist entsetzt: "Jetzt wird diese wichtige Buslinie eingestellt, mit der unsere Kinder zu Freunden oder zum Bahnhof fahren, und das ist ja nur ein Vorgeschmack. Es muss verhindert werden, dass RWE ohne Not diese Straße abreißt, und wir weite Umwege in Kauf nehmen müssen. Der Konzern sollte mindestens noch die Leitentscheidung der Landesregierung NRW abwarten. Aber nein, er macht, was er will, auch unter einer grünen Regierung."

Ein investigativer Bericht des WDR hatte bereits Anfang des Jahres herausgefunden, dass in dem Abbaugebiet hinter der L12 "nach RWE- Schätzungen gerade einmal 15 bis 20 Millionen Tonnen Braunkohle" lagern. Der allergrößte Teil des Materials, nämlich 130 bis 140 Millionen Kubikmeter, seien Erdmassen, die genutzt werden sollen, um das östliche Restloch des Tagebau Garzweiler I zu verfüllen. Ob die schwarz-grüne Landesregierung an der in den 1990ern geplanten Verfüllung festhalten will, wird sie erst in der für Ende August geplanten Leitentscheidung festlegen.

"Es ist doch absolut unsinnig, den Tagebau auf der einen Seite zu vergrößern, um ihn auf der anderen Seite wieder zuzuschütten. Besser wäre es, wir würden das wertvolle Ackerland erhalten und statt einer Verfüllung ökologische Alternativen umsetzen", meint David Dresen von Alle Dörfer bleiben mit Verweis auf die sogenannte "Arche-Lösung", die ein Gutachten der ahu GmbH in einem von der Landesregierung beauftragten Gutachten vorschlägt. Diese alternative Rekultivierungslösung würde den Bedarf an Erdmasse soweit reduzieren, dass ein Abriss der L12 nicht mehr notwendig wäre; zudem sei sie laut Gutachter eine "einmalige Chance" zum Erhalt bedrohter Tiere und Pflanzen.

Auch die kohlekritische grüne Landtags-Abgeordnete Antje Grothus hat sich öffentlich für den Erhalt der L12 ausgesprochen. Auf ihrer Website schreibt sie, RWE behaupte, dass "ein 'erheblich[er] Einbruch in der Kohleförderung' drohe, wenn die L12 nicht bis Juli 2023 abgerissen wird. Wir erinnern uns: RWE behauptete 2018 auch, dass der Tagebau Hambach stillstünde, wenn der Hambacher Wald erhalten bliebe. In der Realität läuft der Tagebau Hambach bis 2029 weiter, obwohl der Wald noch steht. [...] Ein Erhalt der L12 wäre ein Signal des Respekts an die Menschen vor Ort und ein Zeichen der sozialen Verantwortung gegenüber den Tagebaubetroffenen."

Hintergründe:

Westverkehr:
https://www.instagram.com/p/CvXUqoQIAab/

WDR-Bericht:
https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/garzweiler-braunkohle-l12-100.html

ahu Gutachten:
https://www.wirtschaft.nrw/system/files/media/document/file/anlagen_ergebnisbericht_02_0.pdf

Website MdL Grothus:
https://www.antjegrothus.de/l12/

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Quelle:
Alle Dörfer bleiben!
Pressemitteilung, 02.08.2023
E-Mail: info@alle-doerfer-bleiben.de
Internet: https://www.alle-doerfer-bleiben.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 4. August 2023

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