Bündnis "Alle Dörfer bleiben!" - Pressemitteilung vom 23. August 2023
Braunkohle: RWE reißt Landstraße zwischen geretteten Dörfern ab +++ Anwohnende fordern, Leitenscheidung abzuwarten
Erkelenz. Heute in den frühen Morgenstunden hat der Kohlekonzern RWE mit dem Abriss der Landstraße L12 zwischen den Dörfern Keyenberg und Holzweiler begonnen. RWE erweitert damit den Tagebau Garzweiler II, obwohl die Leitentscheidung zur Braunkohle der Landesregierung NRW noch nicht vorliegt. Klimaaktive und Anwohnende protestieren gegen die Zerstörung der Straße und den Kohleabbau. Zeitgleich hat RWE im gleichen Gebiet begonnen, den Abriss weiterer Windräder für den Tagebau vorzubereiten. Dabei ist der Konzern ist noch nicht im Besitz aller Flächen zwischen dem Tagebau und der Landstraße.
Bereits der Abriss des Dorfes Lützerath im Januar war nicht mehr mit der Einhaltung der 1,5°-Grenze der Klimaerhitzung vereinbar. Nun spitzt sich die Lage erneut zu, wie Jürgen Siebertz vom Bündnis Alle Dörfer Bleiben beschreibt: "Während halb Europa brennt, wird hier die Klimakatastrophe befeuert als gäbe es kein Morgen. Dass unsere grüne Wirtschaftsministerin RWE einfach gewähren lässt, schockiert mich zutiefst."
Bei einem Kohleausstieg 2030, wie er derzeit vorgesehen ist, wird die Braunkohle hinter der Landstraße nicht benötigt. RWE kalkuliert jedoch mit dem entstehenden Abraum, um den stillgelegten Tagebaus Garzweiler I zu verfüllen. Umweltschutzverbände wie der BUND sprechen sich für die "Arche-Lösung" zur Gestaltung von Garzweiler I aus, um Biodiversität und eine schonende Renaturierung zu fördern. Im Fall einer Arche-Lösung würde auch der Abraum aus dem Bereich um die L12 nicht gebraucht.
Sonja Ritter aus Holzweiler ist entsetzt: "Als wäre es nicht genug, dass unsere Gesundheit vom Tagebau beeinträchtigt wird, wird jetzt vollkommen ohne Not diese Straße abgerissen, die wir benötigen, um zum Einkaufen und zum Bahnhof zu kommen und unsere Kinder zu ihren Freunden zu bringen. Hier werden erneut Fakten geschaffen, obwohl es geboten wäre, mindestens noch die Leitentscheidung der Landesregierung NRW abzuwarten.
Dorothée Laumanns aus Berverath ergänzt: "Die Polizei leitet den gesamten Verkehr durch unser kleines Dorf, massenweise donnern dreckige LKWs an unserem Haus vorbei. Die schwarz-grüne Landesregierung hat uns etwas ganz anderes versprochen, das kann so nicht weitergehen!" Der Bau einer Ersatzstraße für die L 12 hängt im Zeitplan weit hinterher, sodass der Verkehr nun über eine improvisierte Straße durch kleine, zuvor sehr ruhige Ortschaften geführt wird.
Anwohnende und Klimaschützer*innen protestierten bereits ab Mai gegen den geplanten Abriss und veranstalteten eine Menschenkette, eine Dauer-Mahnwache, ein Protestfrühstück und eine Kulturnacht. Sie verweisen darauf, dass auch die Windräder um die Straße herum noch weichen sollen, um Platz für klimaschädliche fossile Energien zu machen. Die Kohlemengen, die am Tagebau Garzweiler II noch gefördert werden sollen, sind wissenschaftlichen Studien zufolge unvereinbar mit dem Ziel der Bundesregierung, die überlebenswichtige 1,5 Grad-Grenze einzuhalten.
Hintergrundinformationen zur L 12:
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/l-12/
"Alle Dörfer bleiben" ist ein deutschlandweites Bündnis, in dem Betroffene aller Braunkohle-Reviere und die Klimagerechtigkeitsbewegung gemeinsam gegen Zwangsumsiedlung und Klimazerstörung kämpfen.
Informationen zum Bündnis gibt es unter
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/
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Quelle:
Alle Dörfer bleiben!
Pressemitteilung, 23.08.2023
E-Mail: info@alle-doerfer-bleiben.de
Internet: https://www.alle-doerfer-bleiben.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 25. August 2023
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