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ATOM/965: Acht Organisationen verlangen Außerbetriebnahme des AKW Beznau (BUND SOR)


Infoweiterleitung Medien Hochrhein: AKW Beznau - Mittwoch, 4. November 2009

Acht Organisationen der AKW-Standorte verlangen von Bunderat Moritz Leuenberger die Ausserbetriebnahme des AKW Beznau


Bei diesem AKW sind die Notstromsysteme so schwach ausgelegt, dass eine Katastrophe nur schwer zu verhindern wäre. Seit den Siebziger Jahren ist es aber Stand der Technik, dass solche Unfälle beherrscht werden sollten.

Die Atombehörde ENSI (Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat) ihrerseits hat bisher keine Massnahmen angeordnet, obwohl diese Tatsache schon länger bekannt ist. Für Nachrüstungen wird noch zwei Jahre zugewartet. Dies kann nicht hingenommen werden.

Deshalb gelangten gestern acht Organisationen der AKW-Standorte an Bundesrat Leuenberger, eine Verfügung für die Ausserbetriebnahme zu erlassen. Rechtlich stützt sich das Begehren auf die Kernenergiegesetzgebung ab.


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Fokus Anti-Atom, Bern
Nie wieder Atomkraftwerke NWA Aargau
Nie wieder Atomkraftwerke NWA Solothurn
Nie wieder Atomkraftwerke NWA Bern
Sozialdemokratische Partei Kanton Aargau
Sozialdemokratische Partei Kanton Solothurn
Grüne Partei Kanton Aargau
Grüne Partei Kanton Solothurn

Medienmitteilung - 4. November 2009

Acht Organisationen verlangen Außerbetriebnahme des AKW Beznau

Vor kurzem wurde publik, dass die NOK Aufträge für dringende Nachrüstungen in Auftrag gegeben hat. Diese betreffen nicht nur die rissigen Reaktordruckbehälterdeckel, sondern unzulässig abgenützte Dampf- und Kühlwasserrohre und vor allem die Notstromversorgung. Diese Nachrüstungen sind frühestens in zwei Jahren vorgesehen. So lange noch soll die Bevölkerung dem erhöhten Risiko ausgesetzt sein. - Mit 40 Jahren ist Block eins von Beznau der älteste Druckwasserreaktor der Welt. Aber der technische Nachweis für den Langzeitbetrieb ist noch nicht erbracht.

Theoretisch ist schon oft kritisiert worden, dass das Notstromsystem, welches die überlebenswichtigen Not- und Kühlsysteme im Reaktor mit Energie versorgen muss, völlig unzureichend ist. Vor zwei Jahren ereignete sich jedoch ein Unfall, der eindrücklich demonstrierte, dass im Fall eines Erdbebens eine Katastrophe nicht mehr aufzuhalten gewesen wäre. Den Reaktorfahrern wären nur noch wenige Möglichkeiten übrig geblieben, die Folgen etwas einzudämmen. Was war geschehen? Anlässlich der Revision einer externen Noteinspeiseleitung wurde ein Notstromdiesel auf kleiner Leistung in Bereitschaft gesetzt. Dieser war jedoch defekt, wie sich erst Stunden später herausstellte, als er beim Hochfahren auf Volllast ausfiel. Folglich waren während der halbtägigen Revisionszeit der Notspeiseeinleitung von den insgesamt fünf Notstromsystemen nur noch das Wasserkraftwerk und zwei weitere Notstromdiesel funktionsfähig. Bei stärkeren Erdbeben bieten diese jedoch keine Sicherheit. Dies verstösst gegen zwingende Vorgaben der schweizerischen und internationalen Atomrichtrichtlinien.

Das ENSI hat zwar die alarmierende Lage von damals scheinbar erkannt, aber seinen veröffentlichten Berichten ist klar zu entnehmen, dass 2008 und auch in der Jahresrevision 2009 keine Verbesse-rungen, gemacht worden sind. Neue Verschaltungen oder ein Reservediesel wären zwar nicht ausreichend, aber wenigstens eine minimale Risikoverminderung. Es darf nicht hingenommen werden, dass dieser Zustand noch zwei Jahre dauern soll. Atomrechtlich muss ein AKW ausser Betrieb genommen werden, wenn klar ist, dass Unfälle wie zum Beispiel Rohrbrüche und Erdbeben nicht "beherrscht" werden. Dies wird in der Verordnung "über die Methodik und die Rahmenbedingungen zur Überprüfung der Kriterien für die vorläufige Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke" geregelt. - Bis 2011 läuft also das AKW Beznau widerrechtlich. Aber noch nie in der schweizerischen Atomgeschichte hat das ENSI (oder seine Vorgängerorganisation) eine Ausserbetriebnahme angeordnet, wenn ein schwerwiegender Systemfehler in einem AKW zum Vorschein gekommen ist.


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Nachtrag:
Die Regionalverbände des Bund für Umwelt und Naturschutz am Hochrhein und am Südlichen Oberrhein teilen die Sorgen der Schweizer Organisationen. Das AKW Beznau 1 ist einer der drei ältesten Druckwasserreaktoren der Welt und zeigt mehr als deutlich die Probleme gefahrzeitverlängerter AKW. Der BUND unterstützt die Forderung nach Ausserbetriebnahme des altersschwachen AKW Beznau.

BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein / Axel Mayer / Geschäftsführer
BUND Regionalverband Hochrhein / Uli Faigle / Geschäftsführer

Mehr Infos zum AKW Beznau: http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/akw-beznau.html


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Quelle:
Infoweiterleitung Medien Hochrhein:
AKW Beznau - Mittwoch, 4. November 2009
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
Tel.: 0761/30383, Fax: 0761/23582
E-Mail: bund.freiburg@bund.net
Internet: www.bund-freiburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2009