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INITIATIVE/239: Globale Folgen - Konflikt um Dörpener Kohlekraftwerk eskaliert (Klima-Allianz)


Die Klima-Allianz - Freitag, 3. April 2009 15:24

Globale Folgen der Kohlekraft sind dramatisch

Konflikt um Dörpener Kohlekraftwerk eskaliert


In der Auseinandersetzung um einen umstrittenen Kohlekraftwerksneubau im emsländischen Dörpen haben die Äußerungen eines katholischen Papenburger Pfarrers für Aufsehen gesorgt. Pfarrer Gerrit Weusthof hatte seinen Standpunkt als Kohlekraftwerksgegner mit dem Hinweis verdeutlicht, Kohlekraftwerke seien "ein Angriff auf die Menschen der Dritten Welt". Infolge der öffentlichen Äußerungen des Pfarrers trat der Dörpener Bürgermeister Hermann Wacker zurück. Nun wirft der Papenburger Ehrenbürgermeister und Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Heinrich Hövelmann Weusthof "Heuchelei" und eine "menschenverachtende Kampagne" gegen den Bürgermeister vor.

Dr. Bernd Bornhorst, Abteilungsleiter Entwicklungspolitik des katholischen Hilfswerks Misereor und Mitglied im Sprecherrat der Klima-Allianz erklärt dazu: "Wenn Pfarrer Weusthof sagt, dass die Menschen in der Dritten Welt unter den Folgen des Klimawandels leiden kann ich das aus MISEREOR Sicht nur bestätigen. Ich muss auch feststellen, dass die Verursacher des Klimawandels insbesondere in Industrieländern sitzen." Die Entscheidung über einen Kohlekraftwerksneubau sei nicht nur eine lokale Frage, sondern berühre auch Fragen von globaler Gerechtigkeit und Verantwortung. Darüber müsse offen und ehrlich gesprochen werden, so Dr. Bornhorst.

Jan Kowalzig, Referent für Klimapolitik und Klimawandel bei Oxfam Deutschland, erläutert den Zusammenhang zwischen Kohlekraftwerken in Deutschland und der Zerstörung der Lebensgrundlagen der in Armut lebenden Menschen in Afrika: "Jedes neue Kohlekraftwerk wird über Jahrzehnte klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen und damit weiter die Atmosphäre aufheizen, in Dörpen wären es jährlich zusätzlich mehr als 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid." Dabei seien die Folgen des Klimawandels in Entwicklungsländern bereits jetzt verheerend, in Afrika verdorren die Ernten, werden ganze Dörfer von Überschwemmungen weggespült oder breiten sich Krankheiten aus. Wissenschaftler warnten davor, dass in Afrika die Ernten um bis zu 50% fallen und ganze Regionen des südlichen Afrikas unbewohnbar werden könnten. "Weltweit könnte der steigende Meeresspiegel über 300 Millionen Menschen dauerhaft aus ihrer Heimat vertreiben - jedes neue Kohlekraftwerk trägt dazu bei." so Kowalzig.

Dr. Bernd Bornhorst ergänzt: "Wie dramatisch die Situation in Afrika jetzt schon ist, haben uns gerade Partner aus Burkina Faso vor Augen geführt, die im Rahmen der Fastenaktion unsere Gäste sind. Sie haben uns aufgefordert, endlich die nötigen Weichenstellungen für eine klimaverträgliche Energieversorgung vorzunehmen und auf neue Kohlekraftwerke zu verzichten." Dass klimafreundlichere Energieoptionen möglich und wirtschaftlich seien, habe zudem nun ausgerechnet Vattenfall anerkannt. Der Energiekonzern setzt in Berlin statt auf Kohle nun auf Gas und Biomasse.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 2009/022
Klima-Allianz, 02.04.2009
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Tel.: 030/678 1775-90, Fax: 030/2363 2889
Internet: www.die-klima-allianz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2009