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INITIATIVE/251: Erfolgreicher Kampagnenstart "Stopt das Kraftwerk" in Marl (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 16. Juli 2009

Erfolgreicher Kampagnenstart "Stoppt das Kraftwerk"

Massiver Protest gegen geplantes Kohlekraftwerk in Marl angekündigt


Marl, 16.7.09: Mit einer groß angelegten Kampagne will die "Bürgerinitiative für Lebensqualität und Umweltschutz" (BLU) in Marl den Bau des von Infracor (Evonik) geplanten Kohlekraftwerks verhindern. Dabei bekommt sie breite Unterstützung vom Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU und der nordrheinwestfälischen sowie der bundesweit tätigen Klima-Allianz, einem Bündnis aus über 100 Organisationen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Auf einer Pressekonferenz kündigten die Teilnehmer an, gegen die Kraftwerkspläne gemeinsam mit Informationen, Argumenten, Veranstaltungen und Aktionen massiv zu protestieren. Eine Kampagnen-Internetseite www.stoppt-das-kraftwerk.de informiert ab heute umfangreich über die Planungen vor Ort, die negativen Folgen des Kohlekraftwerks sowie über die Möglichkeiten, sich am Protest zu beteiligen.

Heinrich Stegemann, Vorsitzender der BLU betonte, dass der Chemiepark in Marl kein weiteres Kohlekraftwerk brauche, da die bestehenden Kapazitäten ausreichten. Das Kraftwerk solle vor allem dem Weiterverkauf an den überregionalen Strommarkt dienen und damit den Gewinnen von Evonik. "Die enormen Kosten dieses Projekts hätten aber die Menschen und die Natur in der Region zu tragen: jeden Tag 8640 Tonnen Importkohle sowie 12.600 Tonnen CO2 zusätzlich, darüber hinaus noch enorme Mengen Feinstäube und weitere Schad- und Giftstoffe. Dabei ist das Kohlekraftwerk wirtschaftlich nicht mal die beste Lösung, da es nur wenige Arbeitsplätze schafft und sogar negative Auswirkungen auf andere Bereiche haben könnte, wie z.B. den Tourismus. Wir fordern von den verantwortlichen Kommunalpolitikern, dass sie das Projekt stoppen." so Stegemann.

Claudia Baitinger vom BUND sieht die Region von dem Kraftwerk massiv bedroht. "Im Umkreis von 20-30 Kilometern von Marl gibt es bereits 8 bestehende Steinkohlekraftwerke und 3 inzwischen genehmigte riesige neue Blöcke, von denen 2 sich trotz Klagen des BUND im Bau befinden - das ist einfach unzumutbar. Die Menschen haben ein Recht darauf, nicht noch stärker belastet zu werden, damit Energiekonzerne Gewinne machen können. Ein Riesenproblem besteht in den Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Die Nebel- und Rauchgasschwaden des geplanten 180m hohen Abgaskühlturms werden massive Auswirkungen auf das von der EU anerkannte Naturschutzgebiet Lippeaue haben, an das unmittelbar angrenzend das Projekt gebaut werden soll. Bereits jetzt heizen viele Kohlekraftwerke durch die Einleitung von Kühlwasser die Lippe auf und reichern das Flusswasser mit weiteren Schadstoffen an, dieses Problem würde sich noch mal verschärfen. Dagegen werden wir uns wehren!"

Kerstin Peters von der Klima-Allianz NRW verdeutlichte, dass neue Kohlekraftwerke mit Klimaschutz nicht vereinbar sind. "Jedes neue Kohlekraftwerk heizt den Klimawandel in unverantwortlicher Weise an und verzögert den erforderlichen Umbau des Energiesystems hin zu Erneuerbaren Energien. In Deutschland sind derzeit 29 neue Kohlekraftwerke geplant, mehr als ein Drittel davon in NRW. Neun Kohlekraftwerke sind bereits in Bau. Mehrere Gutachten des Bundesumweltministeriums, darunter z.B. die "Leitstudie 2008" haben klargestellt, dass aus Klimaschutzgründen keine weiteren Kohlekraftwerke gebaut werden dürfen. Mit der Entscheidung für ein Steinkohlekraftwerk wäre der Rat der Stadt Marl mitverantwortlich dafür, dass hohe CO2-Emissionen in Deutschland über Jahrzehnte hinweg zementiert werden."

Am kommenden Donnerstag folgt eine große Podiumsdiskussion zum Kohlekraftwerk in Marl, unter anderem mit Udo Wichert (Evonik Fernwärme), Rainer Baake (Deutsche Umwelthilfe), Dirk Jansen (BUND), Uta Heinrich (Bürgermeisterin Marl) und André Stinka (SPD Landtagsfraktion).


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 33/09, 16. Juli 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2009