Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

INITIATIVE/263: Palmöl zerstört Tropenwald - Schmierige Profite bei Unilever (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 104/1.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

tropenwald
Schmierige Profite bei Unilever

Von Peter Gerhardt


Kindernahrungsskandal in Afrika, Tropenwaldzerstörung für Rindfleisch, Sweatshops in Asien: Es gibt Konzerne, die ziehen Skandale an wie Motten das Licht. Zu Recht, denn die Nestles, Mc Donalds und Nikes dieser Erde haben jede Menge Dreck am Stecken.

Und dann gibt es die Teflon-Konzerne, wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek einmal jene Multis nannte, die im Prinzip genau das gleiche machen wie ihre Konkurrenz, an denen aber jeder Vorwurf abzugleiten scheint. Ikea ist der Prototyp dafür. Die Schweden gelten als verantwortungsvoll und sympathisch, obwohl sie zum Beispiel von ROBIN WOOD bei Teak-Holz-Raubbaugeschäften erwischt worden waren. Mit geschickter Kommunikation duzte sich das Möbelhaus zurück in die Herzen der KundInnen.

Auch der niederländisch-britische Lebensmittelriese Unilever tut einiges dafür, um in die Teflon-Liga aufzusteigen. Der Konzern, der so bekannte Markenprodukte wie Langnese, Knorr und Rama herstellt, inszeniert sich als verantwortungsvolles Mitglied unsere Gesellschaft. Kein Wunder also, dass Unilever-CEO Paul Polmann es sich nicht nehmen ließ, auf dem Klimagipfel in Kopenhagen den Ökokämpfer zu geben.

Die Unilever-Manager reagierten dementsprechend verschnupft, als sie Ende November ungebetenen Besuch von ROBIN WOOD bekamen. Mit Aktionen an fünf Unilever-Standorten gleichzeitig, protestierte ROBIN WOOD gegen den Palmöl-Einkauf des Konzerns. Ein wichtiger Palmöl-Lieferant für Unilever ist Wilmar International. Wilmar ist verstrickt in zahlreiche Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung, bereits beim Brandroden erwischt worden und verfolgt für neue Plantagenflächen in Indonesien einen aggressiven Expansionskurs auf Kosten der noch verbliebenen Naturflächen. Die Palmöl-Plantagen sind ein Desaster fürs Klima: Wenn Tropenwald der Palmöl-Wüste weichen muss, wird der im Boden gespeicherte Kohlenstoff als CO2 in die Luft geblasen. Auf diese Weise ist Indonesien zum drittgrößten Klimasünder geworden.

Unilever heizt diese Entwicklung als Kunde von Wilmar und weltweit größter Verbraucher von Palmöl mächtig an. Mit grüner Rhetorik und unzureichenden Ökoversprechen für die Zukunft versucht Unilever sein skrupelloses Vorgehen zu vertuschen. "Weil Palmöl für uns ein wichtiger und hochwertiger Rohstoff ist, engagiert sich Unilever seit vielen Jahren für nachhaltigen Anbau. Ziele sind unter anderem die Gewährleistung eines umweltverträglichen Anbaus sowie eine sichere Erwerbsquelle für die Bauern in den Anbauländern", heißt es auf den Internetseiten des KonsumgüterRiesen. Die Praxis des Lieferanten Wilmar sieht dagegen anders aus. Verzweifelte Bauern berichteten ROBIN WOOD in Indonesien, dass Wilmar auf geklautem Land seine Profite erwirtschaftet. In Kalimantan versucht die Organisation Save our Borneo 130.000 Hektar Naturfläche vor Wilmar zu retten. Der Palmölkonzern übt zurzeit großen Druck auf die Provinzregierung im indonesischen Zentral-Kalimantan aus, damit die 130.000 Hektar im Landnutzungsplan in Plantagenflächen umgewidmet werden. Das würde grünes Licht für Wilmars Expansion bedeuten.

Dass Wilmar ein Skandal-Unternehmen ist, hat sich mittlerweile auch bis zur Weltbank herumgesprochen. Gegen den Landraub von Wilmar für Plantagen gibt es erbitterten Widerstand der lokalen Bevölkerung. Der Protest in West-Kalimantan gegen Wilmar führte dazu, dass die Weltbank im August 2009 beschloss, vorerst generell keine Palmöl-Plantagen mehr zu finanzieren.

ROBIN WOOD unterstützt mit seinen Protesten die Menschen in Indonesien. Bislang versucht Unilever die Proteste auszusitzen. Seinen KundInnen hierzulande präsentiert das Unternehmen eine heile Markenwelt. KritikerInnen beschwichtigt das Unternehmen mit dem Versprechen, ab 2015 werde der Konzern nur noch zertifiziertes Palmöl verwenden. Trotzdem würde die Waldzerstörung weitergehen, denn die Kriterien für das angestrebte Siegel des Roundtable for Sustainable Palmoil (RSPO) wurden maßgeblich von der Industrie entwickelt. Unilever führt den Vorsitz beim RSPO. Entsprechend lasch sind die Kriterien. Sogar Palmöl-Plantagen, für die Wald zerstört wurde, würden dieses Siegel bekommen.

Es bleibt also noch jede Menge zu tun und viel Zeit darf dabei nicht verstreichen, denn für Indonesien und seine Menschen zählt jede Minute. Was die Manager von Unilever vielleicht nicht auf der Rechnung haben: ROBIN WOOD, unsere PartnerInnen in Indonesien und die ROBIN WOOD-SpenderInnen haben einen langen Atem. Ein Beweis dafür ist die gerade erfolgreich abgeschlossene Tempo-Kampagne. Dies sollte Motivation genug sein, um weiter auf diesem Weg zu gehen und Unilevers Raubau-Geschäfte zu stoppen.

Peter Gerhardt ist Tropenwaldreferent
bei ROBIN WOOD in Hamburg - tropenwald@robinwood.de

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
 ... in Kleve
 ... in Heppenheim


*


ROBIN WOOD Aktionstag: mit Rama in die Klima-Katastrophe

ROBIN WOOD-AktivistInnen protestierten am 26.11.2009 zeitgleich an fünf Produktionsstandorten des Lebensmittelkonzerns Unilever: In Pratau, Kleve und Heilbronn entrollten sie Transparente, in Heppenheim und Auerbach stellten sie sich mit sechs Meter hohen Dreibeinen aus Gerüststangen und Transparenten in die Zufahrten.

Die UmweltschützerInnen kritisieren, dass Unilever trotz drohender Klimakatastrophe weiterhin Geschäfte mit Palmöl macht, für das in den Tropen die letzten Regenwälder vernichtet werden. Parallel zu den Aktionen ging bei Unilever-Konzernchef Paul Polman ein Brief von ROBIN WOOD ein. ROBIN WOOD forderte darin, der Konzern solle nur noch mit Lieferanten zusammenarbeiten, die auf eine Erweiterung ihrer Plantagenflächen in Indonesien verzichten und die nicht in Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung verwickelt sind. Wilmar International, bislang Unilevers wichtigster Palmöl-Lieferant, wäre damit aus dem Rennen.


*


Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 104/1.2010, S. 44-45
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
Verlag: ROBIN WOOD-Magazin
Lindenallee 32, 16303 Schwedt
Tel.: 03332/2520-10, Fax: 03332/2520-11
E-Mail: magazin@robinwood.de

Magazin zu beziehen über:
Robin Wood e.V. Bremen, Geschäftsstelle
Postfach 10 21 22, 28021 Bremen
Tel.: 0421/59 828-8, Tel.: 0421/59 828-72
E-Mail: info@robinwood.de
Internet: www.robinwood.de

Erscheinungsweise: vierteljährlich
Jahresabonnement: 12,- Euro inkl. Versand
Der Bezug des ROBIN WOOD-Magazins
ist im Mitgliedsbeitrag enthalten


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2010