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INITIATIVE/281: Palmöl - Stoppt Unilevers schmierige Geschäfte mit Rama (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 106/3.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

tropenwald
Stoppt Unilevers schmierige Geschäfte mit Rama

Von Peter Gerhardt


Der Umweltschützer und Menschenrechtsaktivist Nordin schaut aus dem Cockpit der gecharterten Propellermaschine. Unter ihm rauscht die Landschaft Zentralkalimantans vorbei. Kalimantan ist der indonesische Teil der Tropeninsel Borneo. Unberührt ist die Gegend hier nicht, soviel steht fest, aber es gibt noch viele Naturflächen. Vereinzelt sind kleine Ansiedlungen zu erkennen und auch die Holzfäller haben hier schon gewütet. Nordins Blick wandert von den immergrünen Regenwäldern hinüber zu überfluteten Moorlandschaften und Torfwäldern. Wenn es nach den Expansions-Plänen des Palmöl-Multis Wilmar geht, existieren diese Naturflächen hier nur noch auf Abruf. Wilmar will hier Palmölplantagen bis zum Horizont pflanzen. Bis auf wenige so genannte "besonders schützenswerte Wälder", High Conservation Value Forests, soll hier alles platt gemacht werden. Nordin überfliegt jene 130.000 Hektar, um die Wilmar seine Plantagen in Kalimantan erweitern will.

Gegen die Tropenwald-Zerstörung durch Wilmar kämpft Nordin, als Vorsitzender der Organisation "Save Our Borneo", gemeinsam mit ROBIN WOOD. ROBIN WOOD hat die Spur des Palmöl bis nach Europa verfolgt und ist dabei vor allem auf den niederländisch-britischen multinationalen Konzern Unilever gestoßen. Mit dem Palmöl von Wilmar aus Indonesien stellt Unilever Markenprodukte her, die schon jedes Kind in Deutschland kennt, wie zum Beispiel Rama-Margarine.

Der Wilmar Konzern ist für seine zahlreichen Konflikte mit der lokalen Bevölkerung berüchtigt: In vielen Fällen wird dem Konzern Landraub vorgeworfen und auch beim illegalen Brandroden ist er schon erwischt worden. Selbst die Weltbank hat Wilmar den Geldhahn abgedreht.

Mit Protestaktionen haben AktivistInnen von ROBIN WOOD die Öffentlichkeit alarmiert, dass Unilever als wichtiger Kunde ein hohes Maß an Verantwortung für die Raubbau-Methoden von Wilmar trägt. Unilever könnte jetzt auch Einspruch gegen eine weitere Expansion von Wilmar erheben und die 130.000 Hektar vor der Zerstörung retten. Stattdessen macht der Hersteller von Rama, Knorr, Langnese und Co. lieber weiter mit "business as usual" und eine paar Ökoversprechen für die Zukunft.

Szenenwechsel: Rotterdam, Niederlande. In der Stadtmitte befindet sich das Beurs-World Trade Center. Am 11. Mai hat der Lebensmittelkonzern Unilever hier eine große Veranstaltungshalle für seine Jahreshauptversammlung angemietet. Kurz vor Beginn der Versammlung, bei der Unilever vor allem sich selbst feiert, tritt Miguel Pestana vor die Tür des Gebäudes. Er ist Unilevers "Vice President Global Externel Affairs". Was er zu sehen bekommt, kann ihm nicht gefallen. ROBIN WOOD-AktivistInnen haben vor dem Gebäude die Fahnenmasten geentert und ein großes Transparent mit der Aufschrift: "UNILEVER - Unscrupulous Destruction of Rainforest and Community for Palm Oil" befestigt. PassantInnen bleiben stehen, lesen mit großer Neugier die verteilten Flugblätter und auch die Polizei kommt herbei.

Das gleiche Bild in Hamburg, wo Unilever erst vor kurzen seine schicke Deutschland-Zentrale in der Hafencity bezogen hat. Auch hier sind die KletterInnen von ROBIN WOOD vor Ort und haben die Säulen vor dem Eingangsportal mit einem großen Transparent dekoriert.

Am nächsten Tag gehen die Proteste im Herzen des Londoner Regierungsviertels weiter. Vor dem "Queen Elizabeth II Conference Centre", in dem Unilever den zweiten Teil seiner Hauptversammlung abhält, haben die AktivistInnen von ROBIN WOOD schon wieder Ihre Transparente gespannt. Zahlreiche Aktionäre von Unilever kleben von innen an den Scheiben. Und die Proteste werden weitergehen.

ROBIN WOOD verlangt von Unilever, sich für einen sofortigen Expansionsstopp aller Palmölplantagen in Indonesien einzusetzen und Wilmars Raubbau-Praktiken nicht weiter als Rohstoffabnehmer zu unterstützen.

Damit Unilever die Meinung seiner KundInnen zu sehen bekommt, hat ROBIN WOOD jetzt die Sticker-Aktion "Unilever eine Kleben" gestartet. Der Aufkleber, der in etwa die Größe eines Rama-Deckels hat, ist ein klares Statement gegen schmierige Geschäfte mit Rama und kann bei ROBIN WOOD in Bremen oder im Internet unter www.robinwood.de/shop/kategorie/specials bestellt werden.

Peter Gerhardt, Tropenwaldreferent von ROBIN WOOD in Hamburg


Nordins Appell: "Ich möchte den Menschen in Deutschland gerne sagen, dass wir schon viel zu viele Palmölplantagen haben. Dafür wurden unsere Wälder zerstört und viele Menschen sind vertrieben worden, was wieder zu Landrechtskonflikten geführt hat. Die weitere Expansion dieser Industrie auf Kosten unserer Wälder muss gestoppt werden. Wir brauchen unseren Wald. Er schützt uns vor Überflutungen, seine biologische Vielfalt ist unser Reichtum. Der Wald ist Lebensgrundlage für viele Menschen. Palmölplantagen tragen dazu bei, dass die Lebensmittel für die lokale Bevölkerung knapp oder unbezahlbar werden und die globale Klimakatastrophe sich verschärft."


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Nordin von Save Our Borneo dokumentiert Wilmars Raubbau für Palmöl auf Borneo. Er kämpft gemeinsam mit ROBIN WOOD um 130.000 Hektar Tropenwald, die Wilmar für neue Palmöl-Plantagen in Kalimantan plattmachen will
Protest von ROBIN WOOD gegen die Raubbaugeschäfte von Unilever in Rotterdam, Hamburg und London
Indonesischer Tropenwald: links vor der Zerstörung. Oben wurde Urwald gerodet, um dort auf einer riesigen Flächen mit jungen Pflanzen eine Palmöl-Monokultur anzulegen

Anmerkung der SB-Redaktion:

Robin Wood Magazin-Schwerpunkt zum Thema Palmöl im Schattenblick unter
Infopool → Umwelt → Landwirtschaft →
ANBAU/121: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Der Palmöl-Hype (ROBIN WOOD-Magazin)
ANBAU/122: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Palmöl heizt dem Klima ein (ROBIN WOOD-Magazin)
ANBAU/123: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Im Würgegriff der Palmöl- Mafia (ROBIN WOOD-Magazin)
ANBAU/124: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Grüne Monotonie (ROBIN WOOD-Magazin)
ANBAU/125: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Wilmar... schneller, größer, weiter (ROBIN WOOD-Magazin)

sowie ein weiterer Artikel aus dieser Ausgabe unter:
Infopool → Umwelt → Internationales →
ASIEN/011: Indonesien. Ungeschützt und rechtlos - Arbeiterinnen auf Palmölplantagen (ROBIN WOOD-Magazin)


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 106/3.2010, S. 16-19
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2010