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MELDUNG/085: Chemieverband will Umweltbewegung und GRÜNE umarmen (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 957 vom 14. Nov. 2010 - 30. Jahrgang

Chemieverband will Umweltbewegung und GRÜNE umarmen


Die ehemaligen Wagenburgzeiten, als sich die großen Chemiemultis einigelten, sind endgültig vorbei. In den 80er Jahren war man in den Vorständen der deutschen Chemieunternehmen der felsenfesten Überzeugung, dass Bürgerinitiativen und Umweltverbände vom sowjetischen Geheimdienst gelenkt würden. Jetzt hat der neue Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, KLAUS ENGEL, den roten Teppich vor der Umweltbewegung ausgerollt: "Ich kann vor der Ökobewegung nur den Hut ziehen. Gerade die chemische Industrie muss zugeben, dass sie die hohe Effizienz und den weitreichenden Umweltschutz ohne den gesellschaftlichen Druck - aus eigenem Antrieb - nicht so weit vorangetrieben hätte", erklärte ENGEL in seiner Antrittsrede vor dem VCI Ende Oktober 2010.

Im HANDELSBLATT wurden diese Ausführungen als "Kniefall vor der Ökobewegung" eingestuft. Am 10.11.2010 traf sich der VCI-Präsident auch mit der Führungsriege der GRÜNEN. Seine Botschaft: Nicht nur die Industrie, auch die Politik - namentlich die GRÜNEN - müssten sich bewegen, um Deutschland als attraktiven und innovativen Chemiestandort zu stärken. Laut HAN DELSBLATT vom 10.11.10 wird die offensive Umarmungspolitik von ENGEL nicht von allen Chemiebossen mit Begeisterung zur Kenntnis genommen. Lt. HB müsse ENGEL davon ausgehen, dass er mit seinem Vorstoß "ein hohes Risiko eingegangen" sei. Es gebe für den Chemiepräsidenten jetzt aber "kein Zurück mehr": Nur "wenn die Umweltbewegung sein Angebot zum Dialog" aufgreife, könne "er mit seiner Initiative Erfolg haben". Der 54-jährige Manager mit seiner "bulligen" Statur fungiert im Hauptberuf als Vorstandschef des Essener Mischkonzerns Evonik. Evonik (ehemals DEGUSSA) wird in der Szene als relativ fortschrittlich und kommunikativ eingeschätzt. Wir haben uns an den neuen VCI-Präsidenten gewandt, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen - nämlich beispielsweise dafür zu sorgen, dass die Industrie endlich ihren irrationalen Widerstand gegen das "Geringfügigkeitsschwellenkonzept" zum vorsorgenden Grundwasserschutz aufgibt (s. RUNDBR. 954/1, 922/2-3, 557/1).


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 957/2010
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2010