Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - Freitag, 24.03.2023
Einwendung eingereicht:
Deutsche Umwelthilfe fordert sofortigen Stopp der Gasförderungspläne vor
Nordseeinsel Borkum
• Gaskonzern One-Dyas plant Gasförderung unter Naturschutzgebiet vor Nordseeinsel Borkum und in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer
• Erste Bohrarbeiten stehen laut Angaben des Konzerns unmittelbar bevor
• Geplante Gasfördermenge beträgt trotz massiver CO2-Emissionen und Umweltschäden weniger als ein Prozent des jährlichen deutschen Gasverbrauches
• Umweltverbände fordern Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie auf, den Gasförderungsantrag sofort abzulehnen
Berlin, 24.3.2023: Wenige Wochen vor den ersten Bohrarbeiten hat
die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Planfeststellungsverfahren zu
den Gasförderungsplänen des niederländischen Öl- und Gaskonzerns
One-Dyas in der Nordsee erneut Einwendungen beim zuständigen
Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Niedersachsen
eingereicht. Der Konzern plant, ein Gasfeld in der Nordsee
auszubeuten, das sich zur Hälfte unter der deutschen und
niederländischen Nordsee befindet. Dazu soll eine neue
Förderplattform knapp 500 Meter vor der deutschen Seegrenze
errichtet werden, in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe
Wattenmeer sowie mehrerer Natura 2000-Gebiete. Laut
Konzernangaben sollen trotz ausstehender Genehmigung schon im
April erste Vorbohrungen auf niederländischer Seite stattfinden.
Die Erdgasförderung in diesem empfindlichen Ökosystem würde den
Erhalt der biologischen Vielfalt gefährden und den Klimazielen
widersprechen. Außerdem leisten die geringen jährlichen
Fördermengen keinen Beitrag zur Energiesicherheit, es drohen aber
CO2-Emissionen von bis zu 65 Millionen Tonnen, wenn One-Dyas all
seine neuen Förderpläne in der Region umsetzt.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: "Einer Fördermenge, die selbst in Höchstzeiten weniger als ein Prozent des deutschen Gasverbrauches decken kann, stehen Klimaschäden durch CO2-Emissionen und eine fahrlässige Gefährdung empfindlicher Lebensräume in der Nordsee gegenüber. One-Dyas möchte für die Gasförderung den Schutz des UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer aushebeln. Zudem droht eine beständige Einleitung von stark belastetem Produktionswasser und die Zerstörung eines Riffs durch die Bohrarbeiten. Die Bodenabsenkungen und Erdbeben aufgrund der Erdgasförderung könnten außerdem die Süßwasserlinse als Trinkwasserversorgung der Nordseeinsel Borkum schädigen. Wir fordern das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie auf, den Gasförderungsantrag abzulehnen."
Die oberflächlichen und unsorgfältig argumentierten Erwiderungen des Konzerns auf die ursprünglichen Einwendungen der DUH verfehlen es vollends, die lange Liste an Risiken und Umweltschäden der geplanten Förderung auszuräumen. Auch nimmt One-Dyas die von einer Studie belegten Berechnungen zu einer unverhältnismäßig hohen Havarie-Wahrscheinlichkeit der Bohrplattform unbestritten und ohne eine weitere Kommentierung zur Kenntnis.
Constantin Zerger, DUH-Leiter Energie und Klimaschutz: "Die Pläne von One-Dyas stehen im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen. Zur Rechtfertigung beruft sich der Konzern auf eine Gasmangellage, die derzeit nicht vorhanden ist. Zudem soll das erste Gas erst nach 2024 gefördert werden. Die geplante Genehmigung bis 2042 würde außerdem die notwendige Energiewende behindern und passt nicht zu den Zielen der neuen Landesregierung, die eine Treibhausgasneutralität bis 2040 anstrebt. Doch damit nicht genug: Der Konzern nimmt die hohe Havarie-Wahrscheinlichkeit der Plattform und damit ein verheerendes Umweltdesaster leichtfertig in Kauf. Es ist unverantwortlich, dass One-Dyas versucht, die Risikobedenken von zahlreichen Nordseeinseln, der Deutschen Umwelthilfe und sogar dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit nachlässigen Antworten abzuweisen. Diese Gefährdung für Mensch und Umwelt darf das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie auf keinen Fall hinnehmen."
Bereits im Juli hatten die DUH, die niederländische Umweltorganisation Mobilisation for the Environment und die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland auf niederländischer Seite gemeinsam Klage gegen die dort schon erteilte Genehmigung eingereicht. Diese ist weiter anhängig. Auch auf deutscher Seite kündigten die Organisationen schon rechtliche Schritte an, sollte das Landesamt wider Erwarten doch zu Gunsten der Gasförderung entscheiden.
Downloads
DUH-Stellungnahme
https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/Thema_Gas/230323_DUH_erneute_Einwendung_Borkum_Konsultation_zu_Richtbohrungen_final.pdf
Platform collision risk study for N05-A
https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/Thema_Gas/Anlage-09_Marin-2022_Platform-Collision-Risk-Study-for-N05-A.pdf
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Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 24.03.2023
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. März 2023
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