Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - Mittwoch, 05.07.2023
DUH legt Einwendung bei Bergamt Stralsund gegen kurzfristige Planänderungen für die Ostsee-Anbindungsleitung des geplanten LNG-Terminals vor Rügen ein
• Neuer Vorhabenträger Gascade will Pipeline in vier getrennte Abschnitte aufspalten, um Umweltauswirkungen gering erscheinen zu lassen und Beteiligung zu umgehen
• Gefahr für vier Meeresschutzgebiete: DUH veröffentlicht naturschutzrechtliches Hintergrundpapier und zieht ESPOO-Komitee für internationale Beteiligung hinzu
• DUH fordert, Aufnahme des Standortes Rügen in das LNG-Beschleunigungsgesetz abzulehnen
Berlin, 5.7.2023: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gegen die
kürzlich bekanntgegebene Planänderung für die
Ostsee-Anbindungsleitung des geplanten LNG-Terminals vor Rügen
Einwendung beim Bergamt Stralsund eingelegt. Mindestens vier
umliegende Meeresschutzgebiete wären unmittelbar von Bau und
Betrieb der Pipeline sowie des Terminals betroffen. Eine
Umsetzung der aktuellen Pläne hätte tiefgreifende und irreparable
Auswirkungen auf geschützte und bedrohte Meeressäugetiere, viele
Rast- und Zugvögel sowie auf Fischwanderrouten und das
bedeutendste Heringslaichgebiet der westlichen Ostsee. Ein
gemeinsames naturschutzfachliches Hintergrundpapier von DUH,
BUND, NABU und WWF wurde bereits am Montag an die Abgeordneten
des Bundestages geschickt.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Mit der Planänderung für die Offshore-Pipeline vor Rügen setzt sich die Schönmalerei eines überflüssigen fossilen Großprojektes fort. Der Vorhabenträger Gascade hat die geplante 50 Kilometer lange Pipeline in mehreren einzelnen Teilabschnitten beantragt, um die verursachten Umweltauswirkungen vermeintlich gering erscheinen zu lassen. In der gebotenen Gesamtbetrachtung wird jedoch klar: Das LNG-Terminal vor Rügen mitsamt der Pipeline wäre eine Katastrophe für besonders schützenswerte Meeresgebiete, den Erhalt der Artenvielfalt und unser Klima."
Mit der Aufnahme des Standortes in das umstrittene LNG-Beschleunigungsgesetz würden notwendige Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) wegfallen und Beteiligungsfristen drastisch verkürzt werden. Die DUH hat daher auch das ESPOO-Komitee angerufen - ein Gremium der Vereinten Nationen zur grenzüberschreitenden Beteiligung betroffener Staaten an UVP-Verfahren. Mit einer sofortigen Antwort sicherte das Komitee eine Befassung mit dem Vorhaben in der nächsten Sitzung bereits zu.
"Eine Aufnahme des Standortes in das LNG-Beschleunigungsgesetz wäre europa- und völkerrechtlich mehr als fragwürdig. Dass der regionale Umweltausschuss ESPOO sich bereits mit der drohenden Schädigung des Ökosystems Ostsee beschäftigt, zeigt, dass die Pläne der Bundesregierung auch bei den anderen Ostseeanrainern kritische Fragen auslösen. Noch besteht die Möglichkeit, dieses überflüssige und umweltschädliche LNG-Projekt zu verhindern. Wir fordern die Mitglieder des Bundesrates auf, dem Spuk am Freitag ein Ende zu setzen und der Aufnahme Rügens in das LNG-Beschleunigungsgesetz eine Absage zu erteilen", ergänzt Müller-Kraenner.
Die Anbindungspipeline soll von Lubmin durch den sensiblen
Greifswalder Bodden nach Mukran auf Rügen führen, wo die Deutsche
Regas ein riesiges LNG-Terminal mit mehreren FSRUs errichten und
betreiben will. Das geplante fossile Großprojekt vor Rügen hätte
gravierende Folgen für sensible Ökosysteme in der Ostsee und
zahlreiche Meeresbewohner. In einem gemeinsamen Hintergrundpapier
haben die Deutsche Umwelthilfe und die Ostseeschutzallianz
drohende Auswirkungen und Risiken des LNG-Vorhabens
zusammengestellt. Unmittelbar von Bau und Betrieb betroffen wären
unter anderem zwei Vogelschutzgebiete des internationalen
Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 ("Westliche Pommersche Bucht"
und "Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund"), zwei Gebiete
gemeinschaftlicher Bedeutung ("Greifswalder Boddenrandschwelle
und Teile der Pommerschen Bucht" und "Greifswalder Bodden, Teile
des Strelasundes und Nordspitze Usedom") und das
Landschaftsschutzgebiet "Greifswalder Bodden".
Link:
Naturschutzfachliches Hintergrundpapier der Ostseeschutzallianz
https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/LNG/Naturschutzsfachliches_Hintergrundpapier.pdf
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Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 05.07.2023
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 7. Juli 2023
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