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MELDUNG/456: RWE reißt Windräder ab, um Kohle-Tagebau zu erweitern (Alle Dörfer bleiben!)


Bündnis "Alle Dörfer bleiben!" - Pressemitteilung vom 23. August 2023

RWE reißt Windräder ab, um Kohle-Tagebau zu erweitern


Erkelenz. In Nordrhein-Westfalen hat der Kohlekonzern RWE gestern mit dem Abriss von sieben intakten Windkraftanlagen begonnen, die der Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II zum Opfer fallen sollen. Klimaschützer*innen bezweifeln die Notwendigkeit des Abrisses und werfen der schwarz-grünen Landesregierung vor, eine gute Beziehung zu RWE über den Klimaschutz zu stellen. Der Windpark befindet sich unmittelbar an der ebenfalls diese Woche abgerissenen Landstraße L12 von Keyenberg nach Holzweiler.

"Es ist an Absurdität nicht zu überbieten: eine Regierung von CDU und Grünen lässt mitten in der Klima- und Energiekrise Windräder abreißen, um einen Kohletagebau zu erweitern." meint Alexandra Brüne von Alle Dörfer bleiben. "Nach der Räumung von Lützerath setzt das dem Versagen der Landesregierung die Krone auf."

Ein investigativer Bericht des WDR hatte bereits Anfang des Jahres herausgefunden, dass in dem Abbaugebiet hinter der L12 "nach RWE-Schätzungen gerade einmal 15 bis 20 Millionen Tonnen Braunkohle" lagern, die nur dann gebraucht werden, wenn die Bundesregierung 2026 entscheiden sollte, den Kohleausstieg in NRW auf 2033 zu verschieben. Die bestehenden Anlagen produzieren je Windrad fast 10 Mio. kWh Strom pro Jahr. Mittels Repowering könnten auf dem Gelände bis zu drei 6-MW-Anlagen errichtet werden, die jeweils pro Jahr circa 18 Mio. kWh Strom liefern würden.

"Der Kohleausstieg muss 2030 vollzogen sein. Dafür wird jedes Windrad gebraucht, insbesondere wenn es an einem gesellschaftlich akzeptierten Standort steht. Wer jetzt Windräder abreißt statt sie zu repowern, verliert jegliche Glaubwürdigkeit im Klimaschutz" meint David Dresen aus dem benachbarten Dorf Kuckum.

Der Großteil der Erdmassen hinter der L12 soll nicht für die Energieversorgung genutzt werden, sondern um den bereits stillgelegten Tagebau Garzweiler I aufzufüllen. Ob die Landesregierung an der in den 1990ern geplanten Verfüllung festhalten will, wird sie jedoch erst in der weiterhin ausstehenden Leitentscheidung festlegen.

Der Abriss der Windräder wurde durch den Ende letzten Jahres von der grünen Wirtschaftsministerin Mona Neubaur erteilten "Hauptbetriebsplan 2023 - 2025" genehmigt. Die Genehmigung wiederum ist Teil des Deals, den Bundeswirtschaftsminister Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur im Oktober 2022 mit RWE ausgehandelt haben. Laut der Vereinbarung darf RWE aus dem Tagebau noch 280 Mio. t. Braunkohle fördern, weswegen auch der gesamte Bereich an der Landstraße L12 von Keyenberg nach Holzweiler abgebaggert werden soll. Um das CO2-Budget für die Einhaltung der 1,5°-Grenze im Energiesektor einhalten zu können, dürfen laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung jedoch nur noch maximal 47 Mio. t. Braunkohle verbrannt werden.

Das Bündnis

"Alle Dörfer bleiben" ist ein deutschlandweites Bündnis, in dem Betroffene aller Braunkohle-Reviere und die Klimagerechtigkeitsbewegung gemeinsam gegen Zwangsumsiedlung und Klimazerstörung kämpfen.

Informationen zum Bündnis gibt es unter
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/


weitere Informationen:

Betreiberinformationen zum Windpark:
https://www.proplanta.de/Maps/Windpark+Keyenberg-Holzweiler+Standort+Keyenberg_poi1408960969.html

Studie des DIW zum 1,5 Grad-Budget des Tagebaus Garzweiler II:
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/wp-content/uploads/2021/08/diwkompakt_2021-169.pdf

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Quelle:
Alle Dörfer bleiben!
Pressemitteilung, 23.08.2023
E-Mail: info@alle-doerfer-bleiben.de
Internet: https://www.alle-doerfer-bleiben.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 29. August 2023

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