Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 17. November 2023
Vier Milliarden Wegwerftüten aus Papier für Brot und Brötchen
Miller: EU muss alle Einwegverpackungen reduzieren / Papierverpackungen nicht generell besser als Plastik
Berlin - Anlässlich der Europäischen Woche der Abfallvermeidung, die am 18. November beginnt, macht der NABU auf die in Deutschland ansteigenden Abfälle durch Papierverpackungen aufmerksam. Allein für frische Backwaren landen in Deutschland jährlich vier Milliarden Papiertüten im Müll, wie eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des NABU zeigt. Statt auf Mehrweglösungen zu setzen, werden Plastiktüten im Supermarkt durch Papiertüten mit Plastikfenster ersetzt, deren Verbrauch sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat. Dies entspricht dem allgemeinen Trend, Plastikverpackungen durch Papier oder Einwegglas auszutauschen, obwohl letztere nicht immer ökologischer und Mehrweglösungen oft möglich sind.
"Im Gegensatz zu Plastik hat Papier ein grünes Image. Dabei verschlingt die Herstellung von Papier extrem viel Holz, Energie, Wasser und Chemikalien. Papier ist, wie auch Einwegglas, nicht per se ökologischer als Plastik", betont NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Dies muss auch bei den Verhandlungen zur neuen EU-Verpackungsverordnung berücksichtigt werden: Deutschland muss sich gegen die Sonderbehandlung von Papierverpackungen stellen, wie sie ausgerechnet der EU-Umweltausschuss will", fordert Miller. Der Ausschuss hat sich jüngst gegen die Pläne der EU-Kommission positioniert, Mehrwegquoten für To-go-Verpackungen einzuführen. Während die Kommission vorschlägt, alle überflüssigen Vorverpackungen für Obst und Gemüse zu verbieten, möchte der Ausschuss dies auf Plastikverpackungen beschränken. "Die EU darf kein Förderprogramm für Papierverpackungen auflegen. Wir brauchen vielmehr materialübergreifende Regelungen, die den ökobilanziellen Erkenntnissen über Verpackungen gerecht werden und Mehrweg in der Breite etablieren", fordert Miller weiter.
"Papierverpackungen bestehen immer öfter nicht nur aus reinem Papier:
Sie enthalten Beschichtungen, verklebte Folien oder Chemikalien, wenn
sie für feuchte oder fettige Lebensmittel bestimmt sind. Das ist sehr
schlecht fürs Recycling", erläutert Katharina Istel,
NABU-Verpackungsexpertin. "Und selbst wenn eine Papierverpackung gut
zu recyceln ist, ist der Bedarf an Bäumen nicht zu unterschätzen: In
Lebensmittelverpackungen kann man aus Gesundheitsgründen nur in
Ausnahmefällen Altpapier einsetzen. Unabhängig vom Material müssen wir
den Verpackungsverbrauch reduzieren, zum Beispiel mit Mehrweg: Mit
Mehrwegbeuteln lassen sich auch beim Einkauf von Brot und Brötchen gut
Ressourcen schonen."
NABU-Studie Aufkommen von Bäckerbeuteln in Deutschland
https://www.nabu.de/backwaren-tueten
Verpackungsvergleiche
https://www.nabu.de/verpackungsvergleiche
Infos zu Papier
https://www.nabu.de/papier
Informationen zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung
https://wochederabfallvermeidung.de/
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Quelle:
NABU Pressedienst, 17.11.2023
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. November 2023
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