Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ARTENSCHUTZ/014: Indien - Artensterben in Kaschmirs Flüssen und Seen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Februar 2011

Indien: Artensterben in Kaschmirs Flüssen und Seen

Von Athar Parvaiz

Fischer versucht sein Glück im Dal-See in Srinagar - Bild: © Athar Parvaiz/IPS

Fischer versucht sein Glück im Dal-See in Srinagar
Bild: © Athar Parvaiz/IPS

Srinagar, Indien, 14. Februar (IPS) - In indischen Kaschmir sind zahlreiche endemische Fischarten wie die Birdi-Schmerle oder der Schizotoraxkarpfen vom Aussterben bedroht. Verantwortlich für die Entwicklung sind unterschiedliche Faktoren, die allesamt vom Mensch verursacht wurden. Neben Agrargiften und ungeklärten Abwässern machen auch Gletscherschmelze, Waldeinschlag und fremde Fischarten der Artenvielfalt den Garaus.

Die lokale Kontrollbehörde für Umweltverschmutzung (PCB) warnt seit geraumer Zeit vor der Kontaminierung des Kaschmir-Tals und den Auswirkungen der Agrarchemikalien für die örtlichen Seen und den Jhelum-Fluss. Auch gelangten 40 Millionen Liter ungeklärte Abwässer aus Srinagar und 350 Tonnen Festmüll in die umliegenden Gewässer.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums von Kaschmir brachten die Bauern 2010 50.000 Doppeltonnen an Pestiziden und Herbiziden aus. "Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr", berichtete der Vizedirektor Ghulam Mohi-u-Din Rather. Da ein Teil dieser Rückstände ebenfalls in die Flüsse und Seen gelangen, werden Larven und Jungfische gleich mit verseucht.

Der Limnologe A. R. Yousuf, ein Spezialist für Süßwasserseen und Flüsse, sieht auch einen Zusammenhang mit der Einführung exotischer Fischarten Anfang des 20. Jahrhunderts. So wurden Bach- und Regenbogenforellen in lokalen Gewässern ausgesetzt, um Angler aus der ganzen Welt anzulocken. Alle beiden Forellenarten hätten sich jedoch in den Laichregionen der nativen Schizothorax-Arten ausgebreitet. "Die Eier und Jungtiere wurden von den Eindringlingen gefressen und somit dezimiert."

Auch die Entwaldung der letzten Jahrzehnte hat ihren Teil an dem Fischsterben beigetragen. Da das Erdreich an den Uferböschungen nicht länger gehalten wurde, sedimentierten die Seen und Flüsse. Gleichzeitig wurde in den Flussbetten Kies und Sand extrahiert, was sich ebenfalls negativ auf den Lebensraum der Fische auswirkte.

Die Fischer in der Region bekommen das Artensterben seit geraumer Zeit schmerzhaft zu spüren. "Einst verdienten wir mit dem Fisch 200 bis 300 Rupien (rund sieben US-Dollar) am Tag. Doch inzwischen bleiben unsere Netze leer", klagt Ismaeel Dar, ein Fischer aus Awantipora.

Ein weiteres Problem ist auch Gletscherschmelze. In der Laichzeit im Frühling sind die Flüsse übervoll und viele Fischarten schwimmen zum Laichen möglichst weit stromaufwärts, um dort ihre Eier abzulegen. Doch wenn die Schmelze aufhört, dann entstehen Wasserlachen, die immer weiter austrocknen. Für die darin gefangenen Fische gibt es meist kein Entkommen, weil ihnen der Weg zum Hauptstrom abgeschnitten ist. (Ende/IPS/kb/2011)


Link:
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54460

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 14. Februar 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2011