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ARTENSCHUTZ/046: Koalas, die verkannten Feinschmecker (AGA)


Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. - 9. September 2011

Koalas, die verkannten Feinschmecker

Naturschützer belegen, dass Koalas gezielt an Baumrinde kauen


Korntal-Münchingen, 09.09.2011 Koalas sind dafür bekannt, bei ihrer Ernährung besonders wählerisch zu sein. Je nach Region sind sie auf wenige Eukalyptusarten beschränkt. Erstmals konnten Naturschützer nun belegen, dass die charismatischen Beuteltiere nicht nur die Blätter der Eukalyptusbäume fressen, sondern auch gezielt an deren Rinde nagen. Knapp 200 Jahre, nachdem sich die ersten Naturforscher unter den australischen Siedlern verwirrt fragten, ob es sich bei diesem Tier um ein Faultier oder einen Affen handelt, zeigen die Koalas, dass sie die Experten immer noch zum Staunen bringen können. Erstmals konnten Filmaufnahmen bestätigen, dass Koalas auch Rinde fressen. Bisher wurden solche Vermutungen meist skeptisch zurückgewiesen, da es wissenschaftlich nicht belegt werden konnte. So sind die Koala- Forscher nun erstaunt und begeistert von den neuen Erkenntnissen über die Nahrungspräferenzen der Koalas. Im australischen Bundesstaat Neusüdwales beobachteten Naturschützer auf einem privaten Naturschutzgebiet, dass unter Bäumen mit starken Fraßspuren an der Rinde auch viel Koala-Kot vorhanden war. Nachdem Wissenschaftler erste Vermutungen der Naturschützer nachdrücklich verneinten, brachten diese mit Unterstützung der Foundation for Nationalparks and Wildlife (FNPW), der australischen Partnerorganisation der Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. einige Infrarotkameras in der Nähe der auffälligen Bäume an. So wurde dokumentiert, dass die Koalas in diesem Gebiet nicht nur gezielt an der Rinde der Bäume nagen, sondern dass sie sich hierbei wieder als wählerische Feinschmecker erweisen. So wurden einige Bäume nur kurz von den Beuteltieren angenagt, andere dagegen weisen starke Fraßspuren auf und die Filmaufnahmen zeigen, dass diese Bäume von mehreren Koalas angefressen wurden.

Wissenschaftliche Untersuchungen einiger Rindenproben sollen nun zeigen, ob das Verhältnis von Nährstoffen unterschiedlich ist. Die Ergebnisse könnten auch dazu beitragen, die Frage zu klären, ob die Koalas über die Rinde gezielt spezielle Nährstoffe zu sich nehmen. Wissenschaftler gehen zurzeit davon aus, dass Koalas sich nicht in allen Regionen ihres Verbreitungsgebietes von Rinde ernähren. Dies könnte eine genetische Unterscheidung zwischen den Populationen sein oder auch auf regionale Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung ihrer Nahrung zurückzuführen sein. "Auch für den Schutz der Koalas ist es entscheidend zu wissen, wovon sie sich ernähren und ob es dabei regionale Unterschiede gibt, " betont Birgit Braun, Artenschutzexpertin der AGA, die sich für den Schutz der bekannten Beuteltiere einsetzt. Australien gehört zu den Ländern mit einer der höchsten Aussterberaten in den letzten zwei Jahrhunderten und auch der Koala ist bereits vom Aussterben bedroht. Einige Bestände sind in kürzester Zeit auf die Hälfte der Tiere geschrumpft. "Ein ähnlicher Verlust in den kommenden Jahren würde das Aus dieser Populationen bedeuten", fügt Braun besorgt hinzu. "Es ist höchste Zeit, effektive Schutzmaßnahmen umzusetzen."

Der größte Teil des Koala-Lebensraums befindet sich außerhalb geschützter Gebiete und auch im städtischen Randbereich. Immer wieder kommt es zu tödlichen Zusammenstößen der Beuteltiere mit Autos und streunenden Hunden. Die AGA setzt sich dafür ein, dass der private Grundbesitz und besiedelte Bereiche in Schutzkonzepte einbezogen werden, denn sie dienen den Koalas nicht nur als Lebensraum, sondern auch als Wanderwege zwischen Schutzgebieten. Zusammen mit der FNPW führt die AGA Baumpflanzaktionen mit privaten Grundbesitzern, ehrenamtlichen Helfern und Schulklassen durch. Auf diese Weise soll der Lebensraum der Koalas aufgeforstet und geeignete Wanderkorridore angelegt werden. "Außerdem erreichen wir bei dieser Gelegenheit die Bevölkerung und können sie über ihre tierischen Nachbarn aufklären und für ein angepasstes Miteinander, wie beispielsweise das Anleinen von Hunden, werben", ergänzt Braun.


Die AGA ist als gemeinnützige Natur- und Artenschutzorganisation anerkannt und setzt sich bereits seit 25 Jahren für den Erhalt von bedrohten Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräumen ein. Ihr Ziel ist es, weltweit den Schutz und den Erhalt der Natur zu fördern, das Umweltbewusstsein zu stärken und die Zerstörung der Lebensgrundlage von Menschen, Tieren und Pflanzen zu verhindern.


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Quelle:
Pressemitteilung, 09.09.2011
Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V.
Rathausgasse 5, 70825 Korntal-Münchingen
Tel: 0 71 50-92 22 10, Fax: 0 71 50-92 22 11
E-Mail: buero@aga-international.de
Internet: www.aga-international.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2011