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ARTENSCHUTZ/087: El Salvador - Sicherer Hafen für Wasserschildkröten soll erhalten bleiben (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. September 2012

El Salvador: Sicherer Hafen für Wasserschildkröten soll erhalten bleiben

von Edgardo Ayala


Eine Oliv-Bastardschildkröte auf ihrem Weg zum Meer - Bild: © Luis Romero/IPS

Eine Oliv-Bastardschildkröte auf ihrem Weg zum Meer
Bild: © Luis Romero/IPS

Isla Pirraya, Usulután, El Salvador, 13. September (IPS) - Die Bucht von Jiquilisco in El Salvador ist ein Paradies für Wasserschildkröten. Die Regierung, lokale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Fischerverbände tun alles dafür, dass das so bleibt. Nur gegen die Naturgewalt kommen sie nicht an.

"Die Welle, die hier alles zerstört hat, war zehn Meter hoch", sagt der Ökologe Emilio León, Leiter des Programms zum Schutz der Meeresschildkröten der Zoologischen Stiftung El Salvadors. Ausgelöst wurde die Welle vom 26. August durch ein Erdbeben der Stärke 6,7 an der Küste des Pazifischen Ozeans. Das Beben selbst hat man in El Salvador zwar kaum gespürt, aber die Flutwelle hat rund 45.000 Schildkröteneier zerstört.

Die meisten Schäden erlitt die Isla de Méndez im Süden des Departments Usulután in der Bucht von Jiquilisco, dem Lieblingsbrutplatz der vier in El Salvador beheimateten Arten: der Karett-, der Leder-, der Oliv-Bastard- und der Schwarzen Suppenschildkröte.

Weil sich diese Tiere gerne in der relativen Abgeschiedenheit der Bucht aufhalten, sind hier auch mehrere NGOs aktiv, um die Arten zu schützen. "Gegen die Naturgewalten können wir leider nichts ausrichten - wir können nur versuchen, die Schäden zu begrenzen", sagt León.


Fischer setzen sich für Schildkröten ein

"Da vorne ist eine", sagt Obed Rodríguez. Von seinem kleinen Boot aus zeigt er ins Meer, wo eine Karettschildkröte gerade ihren Kopf aus dem Wasser streckt. Das Reptil paddelt an die Wasseroberfläche, zeigt sich in seiner gesamten Pracht und taucht dann wieder unter.

Rodríguez ist einer der Fischer, die im Mai dieses Jahres ein Schildkrötenaufzuchtprojekt gestartet haben. Gefördert wird es von der Initiative Karettschildkröte im Pazifischen Ozean (Icapo) mit Sitz in den USA, die die Spezies in El Salvador erforschen und schützen will. "Die Schildkröten nisten hier in der Bucht, deshalb kann man sie recht häufig im Wasser sehen", sagt Rodríguez.

Gefahren für die Karettschildkröte lauern nicht nur in der Natur. Sie sind auch Ziel von Jägern, die ihr Fleisch und ihre Eier haben wollen. Vor allem wollen sie aber die Panzer der Schildkröten, die in Gelb-, Rot-, Braun- und Schwarztönen schimmern. Die Panzer sind beliebte Accessoires und werden gerne zu Kämmen oder Brillengestellen und Schmuck verarbeitet.

Anreize, den Panzer zu Schmuckzwecken und das Fleisch an Restaurants zu verkaufen, gibt es allerdings nicht mehr: Seit 2009 ist es illegal, Schildkröten zu fangen und deren Bestandteile zu verkaufen.


Bucht von Jiquilisco zieht die meisten Schildkröten an

Zwischen 200 und 300 Weibchen legen pro Saison jeweils rund 100 bis 150 Eier an den Stränden des Pazifischen Ozeans zwischen Mexiko und Peru. Die Hälfte brütet nach Angaben von Icapo und des Südwest-Zentrums für Fischforschung des Nationalen Büros für Ozean- und Atmosphären-Verwaltung der USA in der Bucht von Jiquilisco. Die Jungtiere schlüpfen nach 55 bis 65 Tagen.

Die Bucht von Jiquilisco ist reich an Mangrovenwäldern. Seit 2005 gilt sie als schützenswert im Rahmen der Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete. 2007 wurde sie von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Auch die Bewohner des Gebietes sehen langsam die Notwendigkeit die Region zu schützen. Doch die großen Hotelanlagen in den Nachbarregionen machen diese Aufgabe zu einer großen Herausforderung. (Ende/IPS/jt/2012)


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http://www.hawksbill.org/spanish/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101534

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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2012