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ARTENSCHUTZ/124: Südafrika - Brutstätten für Klunkerkraniche, Bauern wandeln Land in Schutzgebiete um (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. August 2013

Südafrika: Brutstätten für Klunkerkraniche - Bauern wandeln Land in Schutzgebiete um

von Brendon Bosworth


Bild: © Brendon Bosworth/IPS

Die Tierschützerin Tanya Smith hält Ausschau nach Klunkerkranichen
Bild: © Brendon Bosworth/IPS

KwaZulu-Natal Midlands, Südafrika, 7. August (IPS) - An einem Nachmittag im Juli beobachteten der Kartoffelfarmer John Campbell und die Tierschützerin Tanya Smith von der Organisation 'Endangered Wildlife Trust' von einem Hügel aus das Naturschutzgebiet Umgeni Vlei in der südafrikanischen Region KwaZulu-Natal Midlands. Das wassergetränkte Feuchtgebiet, in dem etwa 205 Kilometer von der Küste Durbans entfernt der Fluss Umgeni entspringt, glitzert in der Sonne. "Gerade nisten hier zwei Paare von Klunkerkranichen", sagt Smith, die für das Afrikanische Kranich-Schutzprogramm arbeitet.

Eine Woche zuvor hatte die Aktivistin die Region überflogen, um wie jedes Jahr zu kontrollieren, in welchem Zustand die gefährdeten Vögel sind. Die Kraniche, die ihren Namen zwei weißgefiederten Lappen an beiden Seiten der Kehle verdanken, können mehr als 1,50 Meter groß werden.

In ganz Südafrika gibt es nur noch etwa 80 brütende Klunkerkranichpaare und insgesamt weniger als 260 dieser Vögel. Um die Artenvielfalt zu erhalten und das Habitat der Kraniche zu schützen, erklärte die südafrikanische Regierung die Zone zum 'Ramsar-Gebiet'. Somit genießt es gemäß der gleichnamigen, 1975 in Kraft getretenen internationalen Konvention besonderen Schutz als 'Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung'.

"Im Ramsar-Gebiet haben schon bis zu sieben Klunkerkranichpaare gebrütet, in den umliegenden Gebieten weitere sechs", sagt Smith. In der Provinz KwaZulu-Natal sind 90 Prozent aller Klunkerkraniche Südafrikas heimisch.


"Koexistenz zwischen Kranichen und Landwirtschaft möglich"

Um das Überleben der Vögel zu unterstützen, hat der Ivanhoe-Agrarbetrieb, den Campbell leitet, den Vögeln 800 Hektar seines Landes zum ungestörten Brüten überlassen. Das Gebiet wurde im Rahmen des von einer Provinzbehörde koordinierten KwaZulu-Natal-Steuerungsprogramms für Artenschutz zum Naturreservat erklärt. "Kraniche und Landwirtschaft können koexistieren", meint der Bauer. "Die meisten Farmer legen Wert auf Umweltschutz."

Die Population der Klunkerkraniche in Südafrika war in den 1990er Jahre kontinuierlich zurückgegangen. Laut Smith starben viele Tiere durch Hochspannungsmasten. Andere wurden absichtlich oder zufällig vergiftet. Seit Anfang des neuen Jahrtausends wird die Population dank verstärkter Schutzmaßnahmen jedoch wieder größer.

Klunkerkraniche sind mehr als andere Kraniche in Südafrika auf Feuchtgebiete angewiesen. Die Vögel seien von bestimmten Gebieten wie dem Umgeni-Vlei-Reservat abhängig. Dort fänden sie ihre Nahrung, könnten balzen und nisten. "Wenn wir diese Kraniche verlieren, wird es im ganzen Land keine lebensfähige Population mehr geben", erklärt Smith.

Da die Feuchtgebiete laut der nationalen Untersuchung zur Artenvielfalt von 2011 die am stärksten gefährdeten Ökosysteme in Südafrika sind, hängt das Überleben der Kraniche eng mit dem Erhalt dieser Zonen zusammen.

Die Vögel sind zudem sichere Indikatoren für die Qualität der Gebiete. "Wenn sich Klunkerkraniche in einem bestimmten Feuchtgebiet aufhalten, weiß man, dass das Wasser rein und die Biodiversität intakt ist", sagt Ann Burke von der KwaZulu-Natal Kranich-Stiftung.


Erhalt der Schutzgebiete garantiert

Das Naturreservat Umgeni Vlei ist allerdings mit 958 Hektar Größe relativ klein. Hinzu kommen die 800 Hektar des Farmgeländes von Ivanhoe, das auch nach einem eventuellen Verkauf weiter ein Schutzgebiet bleiben müsste. Ein Übergang in Staatsbesitz ist ausgeschlossen.

Solche Vereinbarungen seien die Voraussetzung für einen langfristigen Schutz gegen Entwicklungs- und Agrarprojekte, durch die etwa Düngemittel in den Naturpark gelangen könnten, erklärt Susan Viljoen von der Umweltorganisation WWF. "Es ist eine besonders wirksame Garantie dafür, dass unser Land und unsere Gehöfte so verwaltet werden, dass die Vögel ungehindert brüten können."

Ein weiterer Grundbesitzer in der Region hat ein ähnliches Übereinkommen für 635 Hektar seines Landes getroffen. Zurzeit verhandelt der WFF noch mit sechs anderen Grundeigentümern darüber, Teile ihres insgesamt mehr als 7.500 Hektar großen Landes in Schutzgebiete umzuwandeln. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.ramsar.org/cda/en/ramsar-news-archives-2013-southafrica-umgeni/main/ramsar/1-26-45-590%5E26133_4000_0__
http://bgis.sanbi.org/nba/project.asp
http://www.ipsnews.net/2013/08/steps-to-protect-south-africas-wattled-cranes/

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IPS-Tagesdienst vom 7. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2013