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ARTENSCHUTZ/200: Albanien verlängert Jagdbann um fünf Jahre (EuroNatur)


EuroNatur / Stiftung für Europas Natur - 3. Juni 2016

Albanien verlängert Jagdbann um fünf Jahre

Wegweisende Entscheidung für Schutz von Zugvögeln und Wildtieren


Radolfzell. Gestern hat das albanische Parlament eine Verlängerung des landesweiten Jagdbanns um fünf Jahre beschlossen. Entgegen aller Proteste der Jägerschaft stimmte es dem Gesetzesentwurf des Umweltministeriums mit einer knappen Mehrheit zu. In Kraft treten wird der Jagdbann mit der Veröffentlichung des Gesetzes, voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Wochen. Die längst überfällige Verlängerung ist eine Folge des beharrlichen Drucks von nationalen und internationalen Naturschutzverbänden, darunter albanische Partnerorganisationen der Naturschutzstiftung EuroNatur. Im März 2014 [1] hatte die albanische Regierung erstmals ein zweijähriges Jagdmoratorium über das gesamte Land verhängt. Ausschlaggebend war der massive Rückgang von Wildtieren in Albanien.

"EuroNatur gratuliert der albanischen Regierung und dem albanischen Parlament zu dieser Entscheidung. Die Verlängerung des Jagdmoratoriums ist wegweisend und dringend notwendig. Jetzt gilt es dafür zu sorgen, dass der Jagdbann konsequent in die Praxis umgesetzt wird", sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. Die Wildtierbestände Albaniens befinden sich noch immer auf einem katastrophal niedrigen Niveau. Unter anderem werden die Feuchtgebiete an der albanischen Adriaküste und im Hinterland jedes Jahr zur Todesfalle für Hunderttausende Zugvögel.

"Um das Ruder herumzureißen, muss die albanische Regierung das Jagdmoratorium nutzen und die bereits laufende, umfassende Reform des Jagdsektors mit Hochdruck vorantreiben. Unabdingbar ist ein Monitoring der jagdbaren Arten, das internationale Standards erfüllt. Jagdquoten und die Liste jagdbarer Arten dürfen nicht mehr länger aus der Luft gegriffen sein. Entscheidend sind auch der Aufbau zuverlässiger Kontrollen und die Ahndung von Jagdvergehen", sagt EuroNatur-Projektleiter Thies Geertz [2].

Obwohl die Lage weiterhin kritisch ist, sind erste positive Auswirkungen des Jagdbanns bereits sichtbar: Im Jahr 2015 ging der kommerzielle Jagdtourismus zurück. Stattdessen ist die Zahl der "Birdwatcher" in attraktiven Vogelbeobachtungsgebieten wie der Karavasta-Lagune angestiegen. "Der Jagdbann hat der lokalen Bevölkerung neue, nachhaltige Einkommensquellen eröffnet. Auf diesem Weg muss es jetzt weitergehen", sagt Thies Geertz.


Hintergrundinformationen:

Der Jagdbann gilt landesweit. Es gibt jedoch eine Öffnungsklausel, die es ermöglicht, das Moratorium innerhalb der fünf Jahre für bestimmte Gebiete auszusetzen.

Vorzeigebeispiel für positive Auswirkungen des Jagdbanns: Karavasta-Lagune - Vögel beobachten statt Vögel töten: Artikel "Albania Shifts Hopes From Hunting to Tourism Bird-watching and wildlife tours in Adriatic Sea lagoons have drawn international tourist attention after a government ban on hunting" vom 2.5.2016 auf balkaninsight.com [3]


Gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort setzt sich EuroNatur v.a. im Rahmen von zwei großen Programmen für den Schutz der Wildtiere in Albanien ein:

Schutz der Zugvögel und ihrer Lebensräume entlang der Adria-Zugroute (Adriatic Flyway)
http://www.euronatur.org/artenschutz/zugvoegel/vogelschutz-in-europa/euronatur-projekte/adria-zugroute-adriatic-flyway/

Schutz der letzten Balkanluchse
http://www.euronatur.org/artenschutz/luchs/luchsschutz-in-europa/euronatur-projekte/balkanluchs-gruenes-band/

[1] http://www.euronatur.org/aktuell/news/albanien-beschliesst-zweijaehrigen-jagdbann/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=c50f601290d8421e66b054c5e8989ca8

[2] http://www.euronatur.org/ueber-uns/wer-wir-sind/thies-geertz/

[3] http://www.balkaninsight.com/en/article/albania-shifts-hopes-from-hunting-to-tourism-04-28-2016

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Quelle:
Pressemitteilung, 03.06.2016
EuroNatur (Hauptgeschäftsstelle)
Konstanzer Str. 22. 78315 Radolfzell
Tel.: 07732/92 72-0, Fax: 07732/92 72-22
E-Mail: info@euronatur.org
Internet: www.euronatur.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2016

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