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DESERTIFIKATION/012: 'Wüsten können Wälder retten' - Forum diskutiert über Wege gegen Wüstenbildung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. August 2013

Umwelt: 'Wüsten können Wälder retten' - Forum diskutiert über Wege gegen Wüstenbildung

von Manipadma Jena


Bild: © Manipadma Jena/IPS

Entlang der Sudu-Wüstenstraße durch den Bezirk Wengniute in China wird Land zurückgewonnen
Bild: © Manipadma Jena/IPS

Kubuqi, China, 21. August (IPS) - Weltweit schreitet die Landverödung jährlich um 50.000 bis 70.000 Quadratkilometer voran. 38 Millionen Quadratkilometer - etwa ein Viertel der globalen Landfläche - sind bereits betroffen. Nach Ansicht von Wissenschaftlern kann die Entwicklung von Wüsten den Verlust der Wälder und damit die Bodenerosion aufhalten.

Auf dem Internationalen Wüstenforum in der chinesischen Stadt Kubuqi hatten Experten Gelegenheit, sich über das Thema und die Erfolge im Kampf gegen die Landverödung auszutauschen. Als positives Beispiel wurde ein Wiederaufforstungsprojekt in der Kubuqi-Wüste genannt. Dort haben sich die auf 1.000 Quadratkilometer gepflanzten Bäume als Barrieren gegen Sandstürme bewährt und zu ergiebigeren Regenfällen geführt.

Der Begriff 'Landverödung' beziehungsweise 'Wüstenbildung' bezieht sich zumeist auf den Feuchtigkeitsverlust in ariden und semi-ariden Zonen. Anders in natürlichen Wüsten kann die Verdunstung dort 1,5 Mal höher sein als die Niederschläge. Ein nicht nachhaltiger Umgang mit Trockengebieten kann gemeinsam mit dem Klimawandel dazu beitragen, dass vom Menschen geschaffene Wüsten entstehen.

Dieser Trend führt nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern zu jährlichen Verlusten von mehr als 40 Milliarden US-Dollar in 110 Staaten. 41 Prozent des gesamten urbaren Landes sind zu Wüsten geworden. Die betroffenen Regionen nutzen inzwischen neue und effizientere Technologien, um das Land nutzbar zu machen.

Israel ist der Staat, der weltweit am effizientesten mit dem Problem umgeht. Nur 17 Prozent des Landes bestehen aus fruchtbaren Böden, der Rest ist Wüste. "In Israel sagt man, dass die Wüste dort beginnt, wo die Leitung endet", sagte der Umweltexperte Uriel N. Safriel, der an der Hebräischen Universität in Jerusalem lehrt. Zuvor führte er in Israel das Jacob Blaustein Institut für Wüstenforschung und verfasste mehrere Bericht für den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen IPCC.


Süßwasserader im Meer

Safriel bezog sich auf eine 300 Kilometer lange Pipeline, die Süßwasser aus dem See Genezareth zur Küste befördert, wo es in einem Aquifer 200 Meter unterhalb des Meeresspiegels gespeichert wird. Die Wasserader erstreckt sich über 120 Kilometer entlang der Mittelmeerküste im Südwesten Israels. Außerdem werden in dem Land 90 Prozent der häuslichen Abwässer wiederaufbereitet. Damit kann ein Fünftel des Bewässerungsbedarfs gedeckt werden. Salzwasser wird für diejenigen Pflanzen verwendet, die gegen Salz resistent sind.

Der Experte berichtete zudem von Treibhäusern in der Wüste, in denen Obst und Gemüse für den Export nach Europa in den Wintermonaten gezogen werden. Zudem werden dort farbpigmentreiche Algen produziert, die Fischfutter beigemischt werden und 2.000 Dollar pro Kilo kosten.

Wenn eine semi-aride Region wie Australien 750 Liter Wasser braucht, um ein Kilo Weizen zu produzieren, kann Israel mit 50 Litern Wasser ein Kilo Fisch hervorbringen. Und selbst dieses Wasser wird weiterverwendet. Während sich Israel um die Vorratsspeicherung von Wasser bemüht, konzentriert sich China in der Inneren Mongolei auf die Wiederaufforstung und den Anbau in Trockengebieten. Die an der nördlichen Grenze des Landes gelegene Region schließt vier der acht Wüsten in China ein.

Die Hälfte der rund 120.000 Quadratkilometer großen und an Bodenschätzen reichen Region ist inzwischen Wüste. Die heftigen Sandstürme, die jedes Jahr im Frühjahr von der Gobi-Wüste aus über die Innere Mongolei fegen, schlucken immer mehr Ackerland.

Die 'Elion Resources Group' - die größte chinesische Firma, die sich um die Wüstenentwicklung kümmert - will eine 200 Kilometer lange und 20 Kilometer breite Oase inmitten der 13.000 Quadratkilometer großen Kubuqi-Wüste unweit der Hauptstadt Peking anlegen.


Wiederaufforstung zahlt sich aus

Das Unternehmen hat 1.000 Quadratkilometer mit Bäumen bepflanzt und dürrebeständige Pflanzen wie Süßholz weiterentwickelt. Nach Ansicht der Forscher beginnt sich die Begrünung der Kubuqi-Wüste in ökologischer Hinsicht auszuzahlen. So habe sich die durchschnittliche Niederschlagsmenge in den vergangenen Jahren von jährlich 70 Millimeter auf 300 Millimeter erhöht. Gab es in der Wüste früher bis zu 80 Sandstürme im Jahr, so haben die grünen Barrieren dafür gesorgt, dass es inzwischen nur noch vier sind.

Der Wissenschaftler Rafaat Fahmy Misak aus Kuwait mahnte zudem nationale Strategien gegen Treibsand an, die Maßnahmen gegen Wüstenbildung ergänzen sollten. "Ein Drittel des fruchtbaren Nildeltas und bis zu 30 Prozent der Anbaugebiete an den Rändern der Oasen werden durch Treibsand geschädigt, nachdem fünf Jahre in Folge Dürre geherrscht hat", sagte er.

In der im Westen Ägyptens gelegenen Wüste sei die dicht besiedelte 6.000 Quadratkilometer große Oase Kharga am stärksten betroffen. Der Treibsand lösche alles Leben aus und versalze wertvolles Trinkwasser. "Ganze Dörfer liegen verlassen. Die Bewohner sind bereits mehr als drei Mal in neue Ortschaften gezogen."

Der Leiter des in Kairo ansässigen Wüstenforschungszentrums, Raafat Khidr, berichtete, dass versucht werde, den Treibsand durch ölhaltige Energiepflanzen wie Jatropha, Jojoba und Morenga zu fixieren. Die Pflanzen werden mit geklärten Abwässern bewässert. Überschüssiges Öl wird für Geflügel- und Rinderfutter verwendet. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.ipcc.ch/
http://www.bgu.ac.il/BIDR/about.html
http://www.ipsnews.net/2013/08/deserts-can-save-forests/

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IPS-Tagesdienst vom 21. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2013