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ENERGIE/036: Windenergie steigt in neue Höhen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. März 2012

Umwelt: Windenergie steigt in neue Höhen

von Johanna Treblin

Auch Kuba hat Potential für Windkraftanlagen - Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Auch Kuba hat Potential für Windkraftanlagen
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS
Berlin, 26. März (IPS) - Energieunternehmen haben 2011 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 41.000 Megawatt installiert - so viel wie nie zuvor, teilte das 'Earth Policy Institute' mit Sitz in Washington mit. In über 80 Ländern waren Ende des Jahres Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 238.000 Megawatt installiert. Damit können 380 Millionen Menschen mit einem Energieverbrauch auf europäischem Niveau mit Windenergie versorgt werden.

Im dritten Jahr in Folge führt China die Liste der Wind-Länder an: 2011 hat der Staat 18.000 Megawatt Leistung neu installiert und liegt damit bei insgesamt 63.000 Megawatt. Seit 2005 hat China seinen Windkraft-Zubau jedes Jahr verdoppelt, und die USA im Jahr 2010 von Platz eins verdrängt. Das ist dem Land aber nicht genug: In den windreichen nördlichen Provinzen werden bereits gigantische Anlagen à 10.000 bis 38.000 Megawatt Leistung gebaut. Bis 2020 sollen so rund 140.000 Megawatt erreicht werden. "Das ist mehr als noch im Jahr 2008 weltweit verfügbar war", so J. Matthew Roney, Leiter des Bereichs "Windkraft" der Öko-Wirtschaftsindikatoren des 'Earth Policy Institutes.

Die US-Umweltorganisation untersucht regelmäßig zwölf Indikatoren, um Fortschritte auf dem Feld der nachhaltigen Wirtschaft zu messen. Neben Windkraft gehören dazu Bevölkerung, Globale Wirtschaft, Ernte, Fischfang, Waldfläche, Wasserressourcen, Kohlendioxidemissionen, Globale Temperaturen, Eisschmelze, Solarkraft und Fahrrad-Produktion. Dem Bericht zufolge steht in China ein Großteil der Windräder still, da der Ausbau des Stromnetzes nicht im gleichen Maße erfolgt ist.

Weit hinter China liegen die USA nun auf dem zweiten Platz der großen Windkraft-Länder. Im vergangenen Jahr wurden in den USA Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 6.800 Megawatt zugebaut. Damit kommen die USA auf insgesamt 47.000 Megawatt Leistung Windenergie in 38 Bundesstaaten, womit zehn Millionen Haushalte versorgt werden können, schreibt Roney in einem Beitrag.

Für das laufende Jahr ist in den USA ein Zubau von weiteren 10.000 Megawatt geplant. Sinken werden die Zubau-Zahlen vermutlich im Jahr 2013: Wenn wie geplant Subventionen zum Ende dieses Jahres auslaufen, dann werden aller Voraussicht nach die Investitionen in die Wind-Industrie abgezogen.


Europa ist größte Wind-Region

In der Europäischen Union wurden im Jahr 2011 Windräder mit einer Leistung von rund 9.800 Megawatt Leistung installiert. Die Region hat damit die größten Wind-Kapazitäten der Welt: fast 100.000 Megawatt. Größtes europäisches Wind-Land und weltweit auf Platz 3 liegt Deutschland mit mehr als 29.000 Megawatt installierter Leistung. Mehr als acht Prozent des gesamten Energiekonsums geht hier auf Windkraft zurück. In Spanien sind es sogar mehr als zehn Prozent. Das Land liegt mit fast 22.000 Megawatt Leistung weltweit auf Platz vier. Den größten globalen Anteil des heimischen Energieverbrauchs hat Windkraft in Dänemark: Das Land bestreitet ein Viertel seines Energiebedarfs mit diesem Energieträger.

Auch Indien ist aufsteigender Windkraft-Staat: Weltweit auf Platz 5 hat das asiatische Land im Jahr 2011 rund 3.000 Megawatt Leistung installiert und verfügt nun über 16.100 Megawatt. 28 Bundesstaaten fördern Windkraft mit einer Einspeisevergütung wie sie auch in vielen europäischen Staaten, darunter Deutschland, üblich ist. Indien hat außerdem mit 'Suzlon' einen der führenden Turbinen-Hersteller hervorgebracht.

Länder in Lateinamerika, Afrika und im Nahen Osten hinken auf dem Windmarkt hinterher. Brasilien hat bis zum Jahr 2011 seine gesamte installierte Leistung auf 1.500 Megawatt gebracht, was immerhin eine Steigerung um 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Anlagen mit weiteren 7.000 Megawatt sind bereits in Planung.

Klein fangen die Länder in Sub-Sahara Afrika an: In Äthiopien wurde 2011 die erste Windfarm gebaut. In Nigeria und Mauretanien sollen die ersten Windkraftanlagen in diesem Jahr ans Netz gehen. Wie Roney berichtet, soll im April dieses Jahres die Lake-Turkana-Windfarm im Nordwesten Kenias mit einer Leistung von 300 Megawatt fertiggestellt werden.


Offshore holt auf

Die meisten Windkraftanlagen stehen an Land, doch die Stromkapazitäten von Offshore-Windanlagen haben sich seit 2006 verfünffacht und liegen nun bei 4.000 Megawatt. Ein Großteil der Anlagen steht in Europa - vor allem in England, Dänemark und Deutschland. Außerhalb Europas verfügt nur Asien über bereits ans Netz angeschlossene Offshore-Windkraftanlagen. Sie stehen in China und Japan. Südkorea will nachziehen und bis 2019 insgesamt 2.900 Megawatt Leistung ans Netz bringen.

Das Earth Policy Institute schätzt, dass sich von 2011 bis 2016 die installierte Leistung aller Windanlagen verdoppeln wird. Bis dahin soll Windenergie auch kosteneffizient sein, sodass sich Anlagen von mittlerer Größe selbst tragen können, so Roney unter Berufung auf die Bloomberg-Agentur 'New Energy Finance'. (Ende/IPS/jt/2012)


Link:
http://www.earth-policy.org/publications/C39

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2012