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ENERGIE/052: Mexiko - Windkraftkapazität von 12.000 Megawatt bis 2020 (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Februar 2013

Mexiko: Windkraftkapazität von 12.000 Megawatt bis 2020 - Doch Alternativstromprojekte nicht um jeden Preis

von Emilio Godoy



Mexiko-Stadt, 6. Februar (IPS) - Mexiko besitzt unter gewissen Voraussetzungen das Potenzial, bis 2020 12.000 Megawatt Windenergie zu produzieren. Mit dieser Schätzung haben unlängst Regierung und Industrie aufgewartet.

"Die Möglichkeiten sind klar vorhanden. Allerdings können wir nicht die Kontinuität gewährleisten, die wir uns wünschen würden. So gilt es klare Ziele zu setzen", meinte Leopoldo Rodríquez vom Mexikanischen Windenergieverband. Die Möglichkeiten des Sektors waren Thema des Windkraft-Kongresses 2013, der Ende Januar in der mexikanischen Hauptstadt stattfand.

Im letzten Jahr konnten die im Land installierten 51.000 Windräder 1.370 Megawatt Strom generieren. Der Windenergieverband geht davon aus, dass in diesem Jahr die 2.000-Megawatt-Grenze überschritten werden kann. Bisher werden 85 Prozent des mexikanischen Stroms aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Den Rest liefern Wasser-, Wind-, Solar-, Wärme- und Atomkraftwerke.

Bei der Entwicklung erneuerbarer Energien hinkt Mexiko anderen Ländern hinterher. "Ich glaube an erneuerbare Energien", so Guadalupe Álvarez, die Gründerin der Umweltgruppe 'Cielo, Tierra y Mar', im Gespräch mit IPS. Allerdings sollten sie an geeigneten Orten entwickelt werden. Damit nahm sie Bezug auf Pläne, auf der südöstlichen Insel Cozumel einen Windpark zu errichten, der den Naturschützern zufolge die lokale Artenvielfalt gefährden würde.

Windmühlenparks sind aus verschiedenen Gründen umstritten. Umweltschützer beklagen vor allem, dass unzählige Vögel den Rotorenblättern zum Opfer fallen und wildlebende Tiere durch die Rotationsgeräusche gestört werden. Sie ausgerechnet in einem artenreichen Gebiet wie Cozumel einzurichten, sei inakzeptabel, betonte Álvarez.

Das etwa eine halbe Milliarde US-Dollar teure Windpark-Projekt mehr als 1.650 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt wird von dem Unternehmen 'Mexico Power Group', einem Ableger der 'Cannon Power Group' mit Sitz im kalifornischen San Diego, vorangetrieben. Geplant ist die Errichtung von 121 Turbinen in Höhe von jeweils 80 Metern auf einer Fläche von 5.800 Hektar Land, die dort insgesamt 400 MW Strom erzeugen sollen. Zurzeit stehen dort schon zwei Masten, die Windgeschwindigkeit und Temperaturen messen.


Strombetreiber will in diesem Jahr die ersten Windräder auf Cozumel bauen

Bisher fehlt dem Vorhaben die Zustimmung des mexikanischen Umweltministeriums. Doch Mexico Power Group ist zuversichtlich, im laufenden Jahr die Genehmigung für die Errichtung von 30 Windgeneratoren zu erhalten.

Cozumel ist mit knapp 47.800 Hektar die größte und mit rund 100.000 Einwohnern die am dichtesten bevölkerte Insel Mexikos. Sie liegt 20 Kilometer vor der Halbinsel Yucatán im Bundesstaat Quintana Roo mit insgesamt 64.000 Hektar Mangrovenwäldern. Etwa 2.000 Hektar davon sind auf Cozumel zu finden. Das Eiland im karibischen Meer, auf dem die bedrohte Grüne Meeresschildkröte ihre Eier ablegt, ist zudem Heimat von Enten, Reihern und Papageien.

Álvarez und ihre Gruppe wollen zu Demonstrationen aufrufen, sollten die Behörden dem Windpark auf Cozumel eine Betriebsgenehmigung erteilen. "Ohne ihren Artenreichtum wird die Insel sterben, da sie vor allem vom Tourismus abhängig ist", erklärte die Aktivistin. Gemeinsam mit neun weiteren Naturschützern schickte sie einen Protestbrief an die Regierung von Präsident Felipe Calderón, die eine Untersuchung anordnete. (Ende/IPS/kb/ck/2012)


Links:

http://www.profepa.gob.mx/
http://www.conabio.gob.mx/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=100371
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=107162
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=esp&idnews=4479&olt=614

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2013