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EU/005: Goldabbau im Zyanidverfahren - Gegnern in Rumänien droht Niederlage (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. August 2010

Umwelt: Goldabbau im Zyanidverfahren - Gegnern in Rumänien droht Niederlage

Von Claudia Ciobanu


Bukarest, 5. August (IPS) - In Rumänien kommen umstrittene Pläne zum Goldabbau im Zyanidverfahren voran. Die Gegner des Vorhabens in Rosia Montana im Nordwesten des Landes haben nach ersten Erfolgen herbe Rückschläge einzustecken. Im Moment sieht alles so aus, als müssten sie sich geschlagen geben. Fast sicher ist der Sieg für das kanadische Unternehmen 'Gabriel Resources', die treibende Kraft hinter dem Projekt.

Gabriel Resources hält 80 Prozent der Anteile an der 'Rosia Montana Gold Corporation' (RMGC), also an dem Unternehmen, das die Goldmine betreiben soll. Die restlichen 20 Prozent liegen zum größten Teil in den Händen der staatlichen rumänischen Firma 'Minvest Deva'.


Pro und Contra

Seit Jahren wirbt RMGC für die Mine, die in einer Region mit hoher Arbeitslosigkeit für über 3.000 Jobs sorgen soll und äußerst ertragreich zu sein verspricht.

Nach RMGC-Angaben kann sich der rumänische Staat auf Einnahmen in Höhe von zwei Milliarden bis vier Milliarden US-Dollar einstellen, sollte das Projekt ins Rollen kommen. Geplant ist der Abbau von 300 Tonnen Gold und 1.400 Tonnen Silber über einen Zeitraum von 16 Jahren.

Die Gegner des Vorhabens, die sich zur 'Save Rosia Montana'-Kampagne zusammengeschlossen haben, warnen vor enormen ökologischen, sozialen und kulturellen Folgen. Ganze Dörfer müssen umgesiedelt, Kirchen und Friedhöfe verlegt werden. Besonders brisant ist das Verfahren der Zyanidlaugung. Nach Angaben der Gruppe 'Romania Without Cyanides' wird RMGC im Jahr über zehn Millionen Kilogramm der toxischen Substanz einsetzen. Ebenso droht eine Verseuchung der Umwelt mit Schwermetallen.

Welche Gefahr der Goldabbau im Zyanidverfahren mit sich bringt, hat Rumänien schon im Jahr 2000 erfahren. Damals kam es in Baia Mare zu einem Zyanid-Spill mit dramatischen Konsequenzen. Eine davon war ein massives Fischsterben in der Theiß.

RMGC lässt solche Einwände nicht gelten. Das Unternehmen zeigt auf seiner Homepage blühende Landschaften und versichert, dass das neue Vorhaben den Umweltschutz groß schreibt. RMGC will alle Schäden, die bestehenden und die zu erwartenden, beseitigen. 25 Jahre nach dem Start des Projekts soll in Rosia Montana nichts mehr an den Goldabbau erinnern.


Sieg zum Greifen nahe

Überzeugungskraft hatten solche Argumente lange nicht. Seit 2002 erstarkt die Opposition gegen den Goldabbau. 2007 belegte eine Umfrage des rumänischen Parlaments, dass 95 Prozent der Teilnehmer gegen das Projekt waren. Die internationale Umweltorganisation 'Greenpeace' zählt 80 Prozent aller Rumänen zu den Gegnern.

Noch vor einem Jahr sah es so aus, als hätten die Kritiker gesiegt. Mehrere Gerichtsentscheide blockierten das weitere Vorgehen, das rumänische Umweltministerium stoppte den Autorisierungsprozess. Weitere Hoffnung brachte eine Resolution des Europäischen Parlaments im Mai. Sie sprach sich für ein Verbot der Zyanidlaugung in ganz Europa aus.

Aber die Kommission zog nicht mit. Am 23. Juni erklärte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik, ein vollständiges Verbot schädige den Arbeitsmarkt und habe keinen größeren Wert für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit. Eine kurzsichtige Reaktion, findet die deutsche Europaabgeordnete Franziska Keller von den Grünen. Potocnik habe sich für den zerstörerischen Weg entschieden, anstatt sich auf die Seite der Recycling-Gesellschaft zu stellen.

Derweil gibt sich RMCG siegessicher. Das Unternehmen hat sich die potenziellen Operationen in Rosia Montana bereits 300 Millionen Dollar kosten lassen, ist gegen alle Gerichtsurteile in Berufung gegangen und lud Anfang Juli zu einer Konferenz nach Bukarest. Dort traten unabhängige Experten auf, die dem rumänischen Staat direkte und indirekte Einnahmen in Höhe von 19 Milliarden Dollar aus dem RMGC-Goldabbau verhießen - das Vierfache dessen, was das Unternehmen selbst in Aussicht gestellt hatte. (Ende/IPS/hn/2010)


Links:
http://www.greenpeace.at/rosia-montana.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52178

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2010