Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

FISCHEREI/012: Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik - Kommission präsentiert Vorschlag (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 13. Juli 2011 / Reform der Gemeinsamen

Fischereipolitik: Kommission präsentiert Vorschlag


Die EU-Kommission hat am 13. Juli ihren Vorschlag für eine Neuordnung der EU-Fischereipolitik vorgelegt. Zentrales Ziel ist, die Überfischung der Meere bis 2015 zu stoppen.

Dazu sollen künftig Langzeitpläne für Fischbestände verabschiedet werden, anstelle der bisher jährlichen Quotenverhandlungen zwischen den EU-Fischereiministern. Die Fangquoten, die sich aus diesen Bewirtschaftungsplänen ergeben, sollen sich an wissenschaftlichen Kriterien orientieren. Außerdem sollen Rückwürfe verboten werden und das Anlanden des gesamten Fischfangs mithilfe von Kameras an Bord der Fischereiflotten durchgesetzt werden. Fangquoten sollen künftig innerhalb eines Landes handelbar sein, wodurch sich die Kommission eine Konzentration der Fangflotte verspricht. So haben weniger effiziente Betriebe in dem neuen System einen Anreiz, ihre Fangquoten an andere Betriebe zu verpachten.

Umweltverbände begrüßten den Vorschlag der Kommission als in die richtige Richtung weisend, zeigten sich jedoch kritisch in der tieferen Ausgestaltung. Birdlife International kritisierte, die vorgeschlagenen Reformen reichten nicht aus,um die Überkapazitäten der europäischen Fischereiflotte zu reduzieren und eine wirkliche Veränderung hin zu ökologisch nachhaltigen Fischbeständen herbeizuführen.

Der NGO-Zusammenschluss Oceans2012, der anlässlich der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik gegründet wurde, hält die Bestimmungen zur Behebung der Flottenüberkapazität ebenfalls für unzureichend. Anstelle verpflichtender Kapazitätsobergrenzen ziele die Kommission darauf ab, die EU-Fischereiflotte durch eine Quasi-Privatisierung der Fischereiressourcen zu verkleinern. Solche Maßnahmen hätten in anderen Ländern gemischte Erfolgsbilanzen. Oceans2012 fordert hingegen einen bevorzugten Zugang zu Ressourcen für diejenigen Fischer, die auf ökologisch und sozial verantwortlichere Weise fischen. Auch der Verband deutscher Kutter- und Küstenfischer befürchtet eine Benachteiligung kleiner Fischereibetriebe zugunsten von großen, finanzkräftigen Betrieben.

Der Evangelische Entwicklungsdienst zeigte sich enttäuscht von dem Entwurf. So fehlten Zusagen für mehr Transparenz und Beteiligung der Zivilgesellschaft bei der Aushandlung von Fischereiabkommen mit Ländern in Asien und Afrika. Auf der Jagd nach Edelfischen vernichteten EU-Fangflotten vor allem in Westafrika seit Jahrzehnten durch rieseige Beifangmengen die Bestände.

Umweltverbände sehen nun die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament in der Pflicht, die Ziele des Kommissionsvorschlag in konkrete und ehrgeizige Maßnahmen zu übertragen. [am]


Kommission:

Vorschlag für die Reform der GFP
http://ec.europa.eu/fisheries/reform/com_2011_425_de.pdf

Pressemitteilung
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/873&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Memo zum Vorschlag
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/11/503&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en


Reaktionen:

Birdlife
http://www.birdlife.org/community/2011/07/damanaki-unveils-plan-to-save-european-fish-and-fisheries-will-others-buy-it/

Oceans2012
http://www.ocean2012.eu/press_releases/51-european-commission-proposes-fisheries-fix-to

EED
http://www.eed.de/de/de.eed/de.eed.press/de.presse.503/


*


Quelle:
EU-News, 13.07.2011
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2011