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FISCHEREI/029: Thailand - Grüne Wachstumsvision, Fischer setzen auf nachhaltige Wirtschaftsmodelle (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. März 2012

Thailand: Grüne Wachstumsvision - Fischer setzen auf nachhaltige Wirtschaftsmodelle

von Marwaan Macan-Markar


Baan Loong Sumlan, Thailand, 12. März (IPS) - Während die erste Morgensonne auf die Bananen- und Mango-Pflanzungen scheint, macht sich Suchin Utanarat mit seinem Boot auf den Weg, um in den nahe gelegenen Kanälen Garnelen zu fischen. Nach ein paar Stunden kehrt er mit einem Fang im Wert von umgerechnet 33 US-Dollar zurück. "Mit der Fischerei kann ich die ganze Familie ernähren", sagt er zufrieden.

Wie Suchin erklärt, leben die meisten Familien in seinem Dorf das ganze Jahr über vom Fang der Garnelen, die unter anderem an Restaurants weiterverkauft werden. "Es ist ein kleiner, aber sicherer Wirtschaftszweig. Und wir wollen, dass es so weitergeht." Wie er denken viele Menschen in der am Golf von Thailand gelegenen Provinz Samut Songhkram mit ihren üppigen Obstplantagen und zahlreichen Wasserläufen.

Die Provinzbewohner hatten zuvor schlechte Erfahrungen mit industriell betriebener Fischzucht gemacht. Viele Mangroven wurden abgeholzt, um Platz für Aquakulturbetriebe zu schaffen. 1986 hatten sich die Mangrovenwälder in Samut Songhkram noch über eine Fläche von 8.000 Hektar erstreckt. Doch davon sind nur noch 256 Hektar übrig.


Mit industriellen Zuchtbetrieben reingefallen

Die industrielle Garnelenzucht musste 1992 einen Rückschlag hinnehmen, als ein Virus die Aquakulturen in dem sumpfigen Gebiet befiel. Aus Furcht vor einem erneuten Auftreten des Erregers hielten die Bewohner der Region fortan von industrieller Fischzucht Abstand.

Der 70-jährige Wong Takrudthong ist stolz darauf, dass die Fischer in der Provinz ohne künstliche Aquakulturen auskommen. 2011 produzierten die südlichen Provinzen Thailands insgesamt mehr als 600.000 Tonnen Shrimps und sicherten damit den Rang des Landes als weltweit größten Garnelenexporteur. Wong betont jedoch, dass die Familien in seinem Umkreis keine Risiken mehr auf sich nehmen wollen.

Die Lage der Provinz Samut Songhkram rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Bangkok hat allerdings auch Investoren angezogen, die dort Industriegebiete wie das Areal Map Ta Phut in der Nachbarprovinz Rayong anlegen wollen. "Nachdem die Shrimp-Farmen schließen mussten, ist viel Land verkauft worden", sagt Amonsak Chatratin, der stellvertretende Vorsitzende eines Dorfrats. "Wir sind gegen diese Gewerbegebiete, weil sie unsere Umwelt verschmutzen."

In Map Ta Phut gab es einst 117 Fabriken, darunter 45 petrochemische Anlagen, acht Kohlekraftwerke und zwölf Chemiebetriebe. Vor einigen Jahren erreichten Umweltschützer jedoch durch eine Klage, dass der Komplex geschlossen wurde.

Auch kleinere Tourismusinitiativen, die Sumat Songhkram weitere Einnahmen bringen, würden durch die Großindustrie geschädigt, warnt Surajit Chirawet, der ehemalige Direktor der Handelskammer der Provinz. "Viele Familien kommen aus Bangkok über das Wochenende hierhin, um sich in der Natur zu erholen. Sie verschaffen uns lebenswichtige Einkünfte."

Um ihre Umgebung intakt zu halten, setzen sich die Dorfbewohner dafür ein, dass umweltfreundliche Strategien für Kleinbetriebe umgesetzt werden und die große Industrie außen vor bleibt. "Die Menschen hier am Ort üben Druck auf die Provinzbehörden aus, damit sie öffentliche Anhörungen abhalten", berichtet der Umweltexperte Manop Yanpisitkul, der im Umweltamt der Provinz arbeitet.


Gefördert von den Vereinten Nationen

Die Öko-Initiative in Sumat Songhkram wird mittlerweile auch von dem UN-Entwicklungsprogramm UNDP und dem Weltumweltprogramm UNEP unterstützt. "Wir helfen den Gemeinden, ihre Anliegen bei den Provinzverwaltungen und der Zentralregierung durchzusetzen", sagte Sutharin Koonphol, der für die Umweltabteilung des UNDP tätig ist.

Im Rahmen der gemeinsamen Armutsbekämpfungsinitiative PEI helfen die beiden UN-Agenturen den lokalen Graswurzelorganisationen dabei, Kontakt zum Innenministerium in Bangkok aufzunehmen. "Wir wollen das Ministerium von den Vorteilen der Bürgerbeteiligung und Bottom-up-Projekte überzeugen", sagt Sutharin. "Die grüne Wachstumsvision von Samut Songhkram ist für Thailand sehr wichtig." (Ende/IPS/ck/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2012