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GLOBAL/158: Weltbiodiversitätsrat tagt - Wie steht es um die Biodiversität weltweit? (UFZ/idw)


Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ - 26.04.2019

Wie steht es um die Biodiversität weltweit?

IPBES stellt am 6. Mai seinen Globalen Bericht vor


Vom 29. April bis 6. Mai 2019 treffen sich in Paris die 132 Mitgliedsstaaten des Weltbiodiversitätsrates IPBES, um das Globale Assessment zu verabschieden. Zwischen 2016 und 2018 hatte der Weltbiodiversitätsrat bereits zwei thematische (Landdegradation, Bestäuber), einen methodischen (Szenarien und Modelle) sowie vier regionale Berichte (Afrika, Amerika, Asien/Pazifik, Europa/Zentralasien) veröffentlicht. Das Globale Assessment wird nun eine Gesamtübersicht zum Zustand der biologischen Vielfalt und der Leistungen der Ökosysteme weltweit liefern. Es ist der erste globale Zustandsbericht seit dem Millennium Ecosystem Assessment von 2005.

Professor Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist seit 2016 Co-Vorsitzender für das Globale Assessment. Gemeinsam mit Professorin Dr. Sandra Díaz aus Argentinien und Professor Dr. Eduardo S. Brondízio aus Brasilien leitete er die Erarbeitung des Berichtes, an der etwa 450 Autorinnen und Autoren aus mehr als 50 Ländern beteiligt sind. In dieser Zeit haben sie aus den mehreren hunderttausend verfügbaren wissenschaftlichen und politischen Publikationen circa 15.000 der relevantesten systematisch ausgewählt, sie bewertet und in Zusammenhang gebracht. Erstmals wurde dabei auch in großem Umfang indigenes Wissen und regionales Know-how einbezogen.

"Wir haben es geschafft, in den letzten drei Jahren die aktuellsten Fakten zum weltweiten Zustand unserer Ökosysteme zusammenzutragen, Szenarien ihrer zukünftigen Entwicklung zu beschreiben und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Ich glaube, dass wir damit eine sehr gute Wissens- und Entscheidungsbasis für diejenigen geschaffen haben, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Verantwortung tragen", sagt Josef Settele. Als Agrarwissenschaftler ist er ausgewiesener Experte für die Zusammenhänge von Biodiversität und Landnutzung sowie anerkannter Fachmann für Insekten. "Vor allem die Landnutzung zeichnet sich seit langem als entscheidender Treiber des Biodiversitätsverlustes einschließlich des Insektenschwundes ab. Deren Analyse hat deshalb einen besonders wichtigen Teil der Arbeit am Globalen Assessment ausgemacht", so Settele weiter.

Professor Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), ist einer der drei anderen Helmholtz-Forscher, die als Leitautoren den Bericht erstellt haben. Er hat sich vor allem mit Fragen der Meeresökologie befasst und sagt: "Die Ozeane haben für den Menschen eine ähnliche Bedeutung wie Landökosysteme. Sie regulieren das Klima, produzieren Sauerstoff, bringen 'Meeresfrüchte' sowie Naturstoffe hervor und können zu einer gesunden Umwelt beitragen. Weil Veränderungen unter Wasser viel schlechter sichtbar sind als an Land, war es umso wichtiger, im Globalen Assessment die Meere gleichermaßen zu berücksichtigen. In dem Bericht werden sie unter dem Aspekt ihrer Bedeutung für das Sozialwesen, die Wirtschaft und die Kultur insbesondere der in Küstennähe lebenden Bevölkerung und ihrer Anfälligkeit gegenüber Klimawandel sowie Nutzung betrachtet". Zukünftige Szenarien der Entwicklung von Biodiversität, Ökosystemfunktionen und Ökosystemleistungen standen im Fokus von Professorin Almut Arneth vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die als Koordinierende Leitautorin am Globalen Assessment mitgeschrieben hat. "Wir wissen natürlich nicht mit Sicherheit, wie sich die Zukunft entwickeln wird. Aber die Modellsimulationen zeigen, dass treibende Faktoren wie die Veränderungen in der Landnutzung und des Fischfangs, der Klimawandel, die zunehmende Verschmutzung oder die Ausbreitung invasiver Arten uns auch zukünftig vor große Herausforderungen bei der Erhaltung und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen stellen werden.

Professor Ralf Seppelt, Landschaftsökologe am UFZ, hat zusammen mit den Autorinnen und -Autoren des Kapitels V die Vielzahl der gesammelten Szenarien-Studien dahingehend ausgewertet, die ausschlaggebenden Mechanismen zu identifizieren, die eine nachhaltige Zukunft für unsere Biodiversität und Ökosysteme ermöglichen. "Es wurde in unserer Arbeit schnell klar, dass eine Vielzahl von Maßnahmen- Paketen gleichzeitig ergriffen werden müssen, aber auch, dass ausreichend gesicherte Informationen vorliegen, jetzt und umgehend entscheidende Veränderungen einzuleiten."


Das Globale Assessment widmet sich unter anderem folgenden Fragen:

  • Wie haben sich die biologische Vielfalt und die Leistungen der Ökosysteme in den vergangenen 50 Jahren weltweit verändert? Im Fokus stehen Landökosysteme, Binnengewässer und Meere.
  • Was sind die wichtigsten Ursachen für die festgestellten Veränderungen?
  • Wo sind kritische Wissenslücken, die es zu schließen gilt?
  • Wo stehen wir in Bezug auf die Erreichung wichtiger internationaler Verpflichtungen, darunter die Aichi-Biodiversitäts-Ziele (Aichi Biodiversity Targets), die Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals) und das Pariser Klimaabkommen (IPCC Paris Agreement on Climate Change)?
  • Was zeigen die Prognosen zur Entwicklung der biologischen Vielfalt und der Leistungen der Ökosysteme bis 2050?
  • Wie können wir gesellschaftliche Entwicklungsziele (Nahrungsmittelproduktion, Wassersicherheit, Energie- und Infrastrukturausbau etc.) mit dem Erhalt von Ökosystemen und Artenvielfalt in Einklang bringen?

Weitere Hintergrundinformationen:
UFZ-Website: https://www.ufz.de/index.php?de=44469
Blog des Netzwerk-Forums Biodiversitätsforschung (Nefo):
http://www.biodiversity.de/blog/ipbes-7-paris-2019
IPBES-Website: https://www.ipbes.net/

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news714696

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution173

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ - 26.04.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2019

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