Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-News - 30. Juni 2023
Internationales Finanzsystem soll Klimagerechtigkeit voranbringen
Am 22. und 23. Juni trafen sich auf Einladung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron hochrangige Vertreter*innen aus Politik, Finanzwelt und Zivilgesellschaft in Paris zum "Gipfel für einen neuen globalen Finanzpakt".
Das Treffen war ein Austausch auf internationaler Ebene über eine Reform der internationalen Finanzarchitektur, um die Kosten der Klimakrise abzufedern - insbesondere für die Länder im globalen Süden. Macron will eine Aufstockung der Ressourcen der Internationalen Entwicklungsagentur (IDA) erreichen. Internationale Institutionen wie Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank sollen stärker in die Finanzierung der Auswirkungen des Klimawandels einbezogen werden. Macron betonte die entscheidende Rolle des privaten Finanzsektors, etwa den Pensionsfonds. "Kein Land sollte sich zwischen der Armutsbekämpfung und dem Schutz des Planeten entscheiden müssen", verkündete er.
Die Reaktionen nach Abschluss des Gipfels fielen unterschiedlich aus. Während die Chefin des IWF, Kristalina Georgieva, auf die 100 Milliarden US-Dollar verwies, die nun über Sonderziehungsrechte für die am stärksten gefährdeten Länder bereitstünden, kritisierte Oxfam den Gipfel als 'gescheitert'. Anstatt auf neue Möglichkeiten zur Verschuldung zu setzen, benötigten Länder mit niedrigem Einkommen einen Schuldenerlass, um Armut und Klimafolgen wirksam bekämpfen zu können. Mavis Owusu-Gyamfi, Vizepräsidentin des Thinktanks "African Center for Economic Transformation", wertete die Ankündigung der Weltbank einer Schuldenpause für Länder, die von Naturkatastrophen heimgesucht wurden, Sambias Umschuldung, eine Partnerschaft für eine gerechte Energiewende im Senegal und die 'starke' Forderung nach einem Sitz der Afrikanischen Union bei den G20 als Erfolge.
Im Anschluss an den Gipfel soll ein Arbeitsausschuss, dem internationale und regionale Organisationen, Länder und Zivilgesellschaften angehören, die angekündigten Maßnahmen konkretisieren.
Wie ernst der deutsche Bundeskanzler und Gipfelteilnehmer Olaf
Scholz die Klimagerechtigkeit nimmt, kann er im eigenen Land
unter Beweis stellen: Am 29. Juni [1] rügten fünf Umwelt- und
Entwicklungsorganisationen die Bundesregierung wegen mangelnder
Transparenz und Beteiligung am Überarbeitungsprozess des Klima-
und Energieplans (NECP). Der NECP ist ein wichtiges
Planungsinstrument zur Bewältigung der Klimakrise. "Wie wichtig
die Sicht und Expertise der Zivilgesellschaft bei der Planung von
politischen Prozessen ist, sehen wir täglich bei der
Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen weltweit. Das
sollte in den Prozess in Deutschland integriert werden, gerade
auch um Aspekte der Klimagerechtigkeit in die NECP-Überarbeitung
einbringen zu können", erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer
Pirmin Spiegel. [ym]
Pressemitteilung OXFAM
https://www.oxfamfrance.org/communiques-de-presse/summit-and-nothing-oxfams-reaction-to-the-new-global-financing-pact-summit/
Pressemitteilung Élysée-Palast
https://www.elysee.fr/en/emmanuel-macron/2023/06/23/the-paris-agenda-for-people-and-the-planet
Table Media: Kommentar von Mavis Owusu-Gyamfi
https://table.media/climate/standpunkt/nach-macrons-klimafinanzgipfel-mehr-mitbestimmung-fuer-afrika/
tagesschau: Hehre Ziele, keine Verpflichtungen
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/paris-finanzgipfel-100.html
[1] https://www.dnr.de/presse/pressemitteilungen/bundesregierung-ignoriert-bisher-zivilgesellschaft-beim-neuen-klima-und
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Quelle:
EU-News, 30.06.2023
Deutscher Naturschutzring
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und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) e.V.
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 30. Juni 2023
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