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GENTECHNIK/137: Spanien - Anbau von Gentechnik-Mais MON810 vor dem Ende? (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 22. April 2016
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Warnung vor unkontrollierter Ausbreitung von transgenem Mais in Spanien

EFSA und Monsanto ignorieren das Risiko für Landwirte und die Umwelt


22. April 2016 / In einem offenen Brief an die EU-Kommission verlangen Organisationen aus Spanien, England und Deutschland wirksame Maßnahmen, um zu verhindern, dass gentechnisch veränderter Mais seine Gene unkontrolliert in der Umwelt verbreitet. Wie von den Organisationen gezeigt wurde, wächst Teosinte, ein Vorfahre heutiger Maispflanzen, schon seit einigen Jahren großflächig und invasiv in verschiedenen Regionen Spaniens. In einigen dieser Regionen wird auch der Gentechnik-Mais MON810 angebaut, der ein Insektengift produziert. Da Teosinte und Mais sich miteinander kreuzen, könnten so auch die Transgene von MON810 unkontrolliert in die Umwelt gelangen.

"Der Anbau von MON810 wurde seinerzeit unter der Voraussetzung erteilt, dass der Mais keine natürlichen Kreuzungspartner hat und sich deswegen auch seine Gene nicht unkontrolliert in der Umwelt ausbreiten können", sagt Christoph Then für Testbiotech. "Das hat sich inzwischen komplett geändert. Die EU-Kommission und die spanische Regierung müssen deswegen jetzt dafür sorgen, dass der Anbau von MON810 gestoppt wird. Andernfalls könnte ein Austausch von Genen dazu führen, dass die Teosinte ebenfalls ein Insektengift produziert und sich so sogar noch schneller auf den Feldern durchsetzt und damit auch das Transgen unkontrolliert in der Umwelt verbreitet."

Normalerweise kommt Teosinte nicht in Europa vor, sie stammt aus Mexiko, dem gemeinsamen Herkunftsland von Mais und Teosinte. Es ist bislang nicht bekannt, wie die Teosinte nach Spanien gelangt ist, wo sie seit mehreren Jahren als Unkraut im Maisanbau erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht. Der Gentechnik-Mais MON810 der US-Firma Monsanto wird in Spanien auf mehr als 100.000 Hektar kultiviert.

Die EU schreibt vor, dass die Hersteller von Gentechnik-Pflanzen jährlich Monitoringberichte über den Anbau und dabei auftretende Risiken einreichen müssen. Dabei müsste auch über das Auftreten der Teosinte und die damit verbundenen Risiken berichtet werden. Wie die Organisationen bei der Analyse von aktuellen Berichten der zuständigen Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA aber feststellten, erwähnen weder die EFSA noch Monsanto das Teosinte-Problem. Da verschiedene Organisationen die EU-Kommission bereits im Februar 2016 auf das Problem aufmerksam gemacht hatten, erscheint dieses Vorgehen nicht akzeptabel.

In ihrem gemeinsamen Brief fordern die Organisationen Amigos de la Tierra (Spain), Coordinadora de Organizaciones de Agricultores y Ganaderos COAG (Spain), Ecologistas en Acción (Spain), GeneWatch UK, Plataforma Andalucía Libre de Transgénicos (Spain), Red de Semillas "Resembrando e Intercambiando" (Spain) und Testbiotech die EU-Kommission auf:

  • den Bericht der EFSA nicht zu akzeptieren,
  • Maßnahmen zu ergreifen, um den Anbau von MON810 in Spanien zu unterbinden,
  • Monsanto die EU-Zulassung zu entziehen, da der Konzern es seit Jahren versäumt hat, über die Ausbreitung der Teosinte und die damit einhergehenden Risiken zu berichten.

Der Brief an die EU-Kommission:
www.testbiotech.org/node/1616

Früherer Brief an die EU-Kommission:
www.testbiotech.org/node/1560

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Quelle:
Testbiotech e. V., 22.04.2016
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2016

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