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KATASTROPHEN/031: Fukushima darf sich nicht wiederholen! Japanische Augenzeugen zu Gast beim BUND (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 5. März 2012

Fukushima darf sich nicht wiederholen!

Japanische Augenzeugen zu Gast beim BUND


Stuttgart. Die Atomkatastrophe von Fukushima ist noch lange nicht vorbei. Noch immer tritt Radioaktivität aus den havarierten Reaktorblöcken aus, und noch immer ist unklar, wie man mit den ökologischen und humanitären Folgen umgehen soll.

"Keiner kann sagen, wo die verstrahlte Erde und die großen Mengen radioaktiver Müll hingebracht werden sollen", sagte der in Fukushima lebende Koichi Koike am vergangenen Sonntag in Stuttgart. Koike referierte auf Einladung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, und der Heinrich-Böll-Stiftung im Rahmen der Veranstaltung "Nachbeben von Fukushima" über die Situation in seinem Heimatland. Vor der Katastrophe arbeitete Koichi Koike als Biobauer. "Jetzt ist aus den Feldfrüchten und meinem Land Atommüll geworden. Die fruchtbare obere Humusschicht wurde im Rahmen der Dekontaminierung von den Feldern abgetragen und wird frühestens in 100 Jahren wieder nutzbar sein", sagt er.

"Die Auswirkungen der Katastrophe in Fukushima zeigen deutlich, dass es keine Alternative zum sofortigen Atomausstieg gibt", betonte BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß bei der Veranstaltung, "Atomenergie ist nicht vollständig beherrschbar und führt im Unglücksfall zu verheerenden Folgen. Wir müssen die Verwendung dieser Technologie im Interesse der kommenden Generationen stoppen."

Koichi Koike übte schwere Kritik an den Entscheidungsträgern in der japanischen Regierung. "Die Evakuierungszone ist viel zu knapp bemessen, die erlaubte Strahlendosis viel zu hoch", so Koike, der sich insbesondere um die Kinder in der verstrahlten Zone sorgt. Er selbst lebt an einem so genannten Hotspot außerhalb der Evakuierungszone; die Strahlung auf seinem Grundstück beträgt stellenweise 60 Millisievert. Erlaubt sind offiziell 20 - und auch dieser Wert ist zu hoch. "Wir sind wegen der Tiere zurückgekehrt und versuchen, uns der Strahlung so wenig wie möglich auszusetzen", sagt Koike. Dass der Atomausstieg möglich ist, zeigt ausgerechnet das Beispiel Japan. "Dort sind nach dem Unfall in Fukushima 52 der 54 Atomkraftwerke vom Netz genommen worden, und dennoch gab es in der Stromversorgung keinerlei Engpässe", sagte Akiko Yoshida, die bei der BUND-Partnerorganisation Friends of the Earth Japan für Energiepolitik zuständig ist.

"Am Jahrestag der Katastrophe können wir Baden-Württemberger zeigen, dass wir die Bedrohung, die von der Atomkraft ausgeht, nicht mehr auf uns nehmen wollen", so Berthold Frieß, "ein GAU wie in Fukushima darf sich nirgendwo auf der Welt wiederholen." Der BUND veranstaltet am Fukushima-Jahrestag zahlreiche Demonstrationen und andere Aktionen in ganz Baden-Württemberg. Am kommenden Sonntag findet am Kernkraftwerk Neckarwestheim eine Großdemonstration für den sofortigen Atomausstieg statt. Beginn ist um 13 Uhr am Bahnhof Kirchheim/Neckar. Auch am AKW Gundremmingen wird demonstriert, Start ist um 13 Uhr am Bahnhof Offingen. Bereits am Vortag lädt der BUND zu einer Menschenkette in Freiburg ein. Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Kaiser-Joseph-Straße. Ebenfalls am Samstag wird um 14 Uhr vor dem Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass für die Schließung des altersschwachen Meilers demonstriert.


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Quelle:
Presseinformation, 05.03.2012
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2012