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KATASTROPHEN/037: Uganda - Schlammlawinen am Mount Elgon, Regierung denkt an Zwangsräumung der Farmer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Juli 2012

Uganda: Schlammlawinen am Mount Elgon - Regierung denkt an Zwangsräumung der Farmer

von Wambi Michael


Michael und Mary Kusolo: Ein Erdrutsch hat ihre Kinder begraben - Bild: © Wambi Michael/IPS

Michael und Mary Kusolo: Ein Erdrutsch hat ihre Kinder begraben
Bild: © Wambi Michael/IPS

Bududa, Uganda, 6. Juli (IPS) - Der Mount Elgon ist ein gefährliches Siedlungsgelände. Die an den steilen Hängen des zwischen Uganda und Kenia gelegenen erloschenen Vulkans lebenden Bauern mussten in jüngster Zeit immer wieder erleben, wie durch starke Regengüsse ausgelöste Schlammlawinen und Erdrutsche Verwüstung und Tod brachten. Deshalb denkt Ugandas Regierung jetzt darüber nach, die Bauern zum Umzug aus dem gefährdeten, dicht bevölkerten östlichen Bezirk Bududa in sicheres Gelände zu bewegen.

Erst Ende Juni hatte hier ein Erdrutsch drei Dörfer verschüttet und 100 Menschen getötet. Bis zu 250 Personen werden noch vermisst. Ein Jahr zuvor waren in Bududa 365 Menschen durch einen Erdrutsch zu Tode gekommen. In den vergangenen drei Jahren hatten Schlammlawinen etliche hundert Einheimische lebendig begraben.

Trotz dieser Ereignisse ist Bududa ein Zuwanderungsgebiet. Nach Angaben der ugandischen Statistikbehörde ist hier die Besiedlungsdichte mit 1.000 Menschen pro Quadratkilometer die höchste landesweit. Die Bevölkerung wächst hier jährlich um 3,4 Prozent.

Gabriel Buyela wäre nur bereit, sich weiter unten anzusiedeln, wenn ihm die Regierung ein Stück Land überlässt. Er könne sich jedoch nicht wirklich vorstellen, das Haus seiner Vorfahren aufzugeben, sagte er gegenüber IPS.

Doch Michael Kusolo und seine Frau Mary, die auf der anderen Seite des von dem Erdrutsch betroffenen Hanges leben, hält hier nach der jüngsten Katastrophe nichts mehr. Unter den Trümmern ihrer gesamten Habe sind auch ihre vier Kinder begraben. Anders als viele Bauern in der Umgebung wollen sie weggehen. "Für uns gibt es keine Alternative", sagten sie gegenüber IPS. "Alles wurde zerstört, sogar das Ackerland und die Gräber unserer Angehörigen wurden weggeschwemmt."

Die Regierung scheint entschlossen, angesichts weiterer möglicher Naturkatastrophen an den dicht besiedelten Steilhängen des Mount Elgon ein Gesetz durchzubringen, das die Evakuierung riskanter Gebiete möglich macht. Man werde die Betroffenen anderswo ansiedeln, sagte Ugandas Katastrophenschutzminister Steven Malinga im Gespräch mit IPS. Das Kabinett habe ein Sonderkomitee eingerichtet. Es werde versuchen, die Menschen vor Ort zu einem freiwilligen Umzug zu bewegen.

"Andernfalls bleibt uns nichts anderes übrig, als sie im Interesse ihrer eigenen Sicherheit notfalls mit Hilfe unserer Sicherheitskräfte zu zwingen, sich an anderer Stelle anzusiedeln", betonte er. "Dazu brauchen wir jedoch zunächst einmal ein neues Gesetz, das dies erlaubt."

Die Wissenschaftlerin Mary Goretti Kitutu, die für Ugandas Umweltbehörde als Expertin für umweltrelevante Informationssysteme arbeitet, hat das Abrutschen der Hänge im Bezirk Bududa und deren Ursachen umfassend untersucht.


Kein Baumbestand gibt dem Lehmboden Halt

Die zunehmende Besiedlung habe dazu geführt, dass die Wälder an den Hängen des Mount Elgon abholzt wurden und jetzt als Ackerland genutzt werden, erklärte sie. "Wenn aber nach heftigen Regenfällen kein Wurzelwerk dem Lehmboden Halt gibt, strömt Wasser ungehindert talwärts, und der Boden kommt ins Rutschen", sagte sie.

Ein weiteres Risiko für die Stabilität der Hänge sei die Gewohnheit der Anwohner, ihre Häuser und Wege seitlich in den Berg zu graben, erläuterte Kitutu.

Zudem haben Wissenschaftler am Mount Elgon einen 40 Kilometer langen und 30 bis 35 Zentimeter breiten Spalt entdeckt. Er könnte einmal für die bis zu drei Millionen Ugander und Kenianer, die am Mount Elgon leben, riskante Folgen haben, betonte die Naturschutzbeauftragte Adonia Bintora. (Ende/IPS/mp/2012)


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http://www.ipsnews.net/2012/07/overpopulation-on-ugandas-mount-elgon-kills-hundreds/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2012