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KLIMA/076: Indonesien - Klimaschutz durch Selbstverwaltung lokaler Gemeinschaften (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Juli 2011

Indonesien: Klimaschutz durch Selbstverwaltung lokaler Gemeinschaften

Von Amantha Perera


Lombok, Indonesien, 19. Juli (IPS) - Indonesien will den lokalen Gemeinschaften einen Teil der umfangreichen Waldgebiete zur Selbstverwaltung überlassen. Davon verspricht sich das südostasiatische Land ein Wirtschaftswachstum um sieben Prozent und eine Halbierung der CO2-Emissionen.

Wie Regierungsvertreter kürzlich auf einer Konferenz in Lombok, 1.060 Kilometer südlich der Hauptstadt Jakarta, erklärten, sollen 89.000 Hektar Wald für die kommunale Nutzung freigegeben werden. "Was wenig scheint, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", meinte dazu der zuständige Beamte Kuntoro Mangkusubroto.

Indonesiens Staatsgebiet ist 190 Millionen Hektar groß. 70 Prozent - und somit auch ein Großteil der Wälder - stehen unter staatlicher Kontrolle - Tendenz steigend. Denn von den 600.000 Hektar Land, das noch 2002 von den lokalen Gemeinschaften verwaltet wurde, hat sich die Regierung bis 2008 370.000 Hektar abgezwackt.

Politischen Beobachtern zufolge ist das Bestreben, den Großteil des Landes unter staatliche Kontrolle zu bringen, ein Relikt aus der Kolonialzeit. Damals ging es den Regierungen vor allem darum, die indigenen Bevölkerungsgruppen zu kontrollieren. "Jetzt haben wir die Chance, unsere schwierige Vergangenheit zu überwinden und dauerhaft etwas zu ändern", erklärte Mangkusubroto.

Die zunehmende Kontrolle der Regierung über den Wald hat in den vergangenen Jahren verhindert, dass die Waldbewohner vollen Nutzen aus ihrem Lebensumfeld ziehen konnten. Auch der Baumschwund konnte nicht aufgehalten werden. Wie auf der Konferenz bekannt gegeben wurde, ist Indonesien eines von elf Ländern, die zwischen 2000 und 2010 einen Teil ihrer tropischen und subtropischen Wälder verloren. Noch verfügt das Land über die fünfgrößten Waldreserven der Welt.


Millionen Hektar Wald geschädigt

Rund 30 Millionen Hektar Land sind nach Meinung des unabhängigen Beraters Dominic Elson geschädigt. Der Experte kritisierte, dass 40 Millionen Indonesier in baumlosen Gebieten lebten, die von der Regierung zu Wäldern in Gemeindehand erklärt wurden. Diese Menschen hätten jedoch noch nicht einmal Besitzrechte für dieses Land, das sich obendrein in schlechtem Zustand befinde.

Somit seien die Möglichkeiten dieser lokalen Gemeinschaften, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, gering, stellte er fest. In vielen Fällen werde ihnen weder eine Genehmigung zur Wiederaufforstung erteilt noch die Erlaubnis gegeben, Nahrungsmittel anzubauen.

"Die angekündigte Landreform wird sich positiv auf unsere Nahrungsmittel- und Energieversorgung auswirken", erklärte Mangkusubroto. Wie der Beamte hervorhob, sollen die durch den Klimawandel verursachten Probleme auf transparente und ganzheitliche Weise angegangen werden.

Experten sind der Meinung, dass eine Zunahme der selbstverwalteten Gebiete die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder voranbringen wird. Ähnliche Entwicklungen werden etwa in China, Indien und Vietnam ausgemacht. (Ende/IPS/ck/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2011