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KLIMA/126: Südafrika - Wenn eine Tasse Rooibuschtee unbezahlbar wird, Preise steigen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Dezember 2011

Südafrika: Wenn eine Tasse Rooibuschtee unbezahlbar wird - Preise steigen

von Kristin Palitza

Klimawandel bedroht Rooibuschtee - Bild: © Kristin Palitza/IPS

Klimawandel bedroht Rooibuschtee
Bild: © Kristin Palitza/IPS

Kapstadt, 5. Dezember (IPS) - Rooibuschtee aus Südafrika hat sich eine Marktnische erobert. Doch die Preise für die Blätter könnten in den kommenden zehn Jahren rasant ansteigen. Das Gewächs gedeiht nämlich nur in einem kleinen Gebiet, das nun vom Klimawandel bedroht ist.

Pieter Koopman bückt sich, um sich eine junge Staude näher anzusehen. Der Farmer, der in Suid Bokkeveld im Westen Südafrikas auf 850 Hektar Land den Tee anpflanzt, macht sich Sorgen. Dürren und sintflutartige Niederschläge haben in der letzten Dekade dafür gesorgt, dass er die Hälfte seiner Ernten verloren hat. In diesem Jahr hofft er auf eine größere Ausbeute.

"Die vergangenen zehn Jahre waren wirklich hart. Wir mussten lernen, uns an die neuen Wettergegebenheiten anzupassen, und tun das auch heute noch. Wir können uns nicht einfach zurücklehnen und abwarten", meint Koopman. Der Regen, der normalerweise zwischen Mai und August - der traditionellen Rooibusch-Pflanzsaison - niedergehe, sei in diesem Jahr ausgebeblieben. "Alle unsere Setzlinge sind eingegangen", berichtet er.


Anpassungsmaßnahmen

Daraufhin haben Koopman und andere Farmer in der Region ihre Anbautechniken verändert. Sie setzen nun indigene Büsche als Windbrecher gegen die Bodenerosion aus und legen Wassersammelstellen an. Außerdem bringen sie jetzt Saatgut, das robustere und dürreresistentere Pflanzen hervorbringt als die Setzlinge, die sie bisher ausgebracht hatten. "Wir haben unsere Lektion gelernt", meint Koopman.

Gelingt es Koopman und seinen Nachbarn, sich erfolgreich an den Klimawandel anzupassen, können die Rooibuschteeliebhaber erst mal aufatmen. Denn die Pflanzen wachsen nur in Suid Bokkeveld, das etwa 20.000 Quadratkilometer misst. Versuche, das Gewächs außerhalb der Region anzubauen, sind allesamt gescheitert. Der Tee fühlt sich nur wohl in der Region, in der die Temperaturen in der Winterzeit unter null gehen und im Sommer auf 48 Grad Celsius hochschnellen.

Die Sorge der lokalen Rooibuschteebauern ist berechtigt. Experten prognostizieren der Landwirtschaft des südlichen Afrikas erhebliche klimabedingte Probleme. So werden bis 2050 Wetteranomalien erwartet, die die Reis-, Weizen- und Maisernten um mehr als 14 Prozent, 22 Prozent und fünf Prozent verringern werden, wie das 'International Food Policy Research Institute' mit Sitz in Washington schätzt.

"Das ist der Grund, warum der nachhaltige Wohlstand der Rooibuschpflanzer von deren Fähigkeit abhängt, ihre Anbaupraktiken an die neuen Wetterbedingungen anzupassen", sagte Noel Oettle, der ländliche Programmmanager der 'Environmental Monitoring Group' (EMG). Die Nichtregierungsorganisation hilft den Rooibuschfarmern, sich auf ein natürliches Ressourcenmanagement, nachhaltige Wasser- und Bodenschutztechniken und eine artenreiche Landwirtschaft umzustellen.

Rooibuschtee ist nicht nur wegen seines süßlich-nussigen Geschmacks gefragt, sondern auch weil er kein Koffein und keine Anti-Oxidationsmittel enthält und reich an Mineralien wie Zink, Kupfer, Kalzium, Magnesium und Kalium ist. Der Tee wirkt krampflösend auf Magen und Darm, schwellungslindernd und soll gegen Krebs vorbeugen.

Nach Angaben des südafrikanischen Landwirtschaftsministeriums exportiert der Kapstaat rund acht Tonnen Rooibusch pro Jahr, die 300 Farmer, in der Regel Kleinbauern, produzieren. Sie beschäftigen nur einige Vollzeitarbeiter plus die Erntehelfer. Suid-Bokkeveld ist ein armes Gebiet, das der Rooibuschteeproduktion ein gemächliches Wirtschaftswachstum verdankt.


Wildpflanzen wieder gefragt

"Der Klimawandel wird sich angesichts der begrenzten Anbauregion negativ auf die Rooibuschexporte auswirken", ist Rhoda Malgas, Wissenschaftlerin an der Umweltfakultät der südafrikanischen Universität von Stellenbosch überzeugt. Eine Option, die Pflanze zu retten, sieht darin, die wilden Rooibuschpflanzen zu schützen, die seit Jahrhunderten in Suid Bokkeveld wachsen. Wilder Rooibusch ist härter und hitzebeständiger als die kultivierte Pflanze und zudem mit einem Wurzelwerk ausgestattet, das die Feuchtigkeit besser halten kann. "Es ist klug, Saatbanken anzulegen, um wilden Rooibusch zu bewahren", meint sie.

Einige Farmer haben die Idee bereits aufgegriffen. Laurenz Dworkin, der eine 100 Hektar große Teefarm in Suid Bokkeveld betreibt, will künftig wilden und kultivierten Tee anpflanzen. Er will außerdem das Saatgut sammeln. "Wilder Rooibusch wird noch nicht vermarktet", sagt er. "Aber das kann ja noch werden."

Doch Dworkin befürchtet, dass ein solcher Trend mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Da wilder Rooibusch langsamer wächst und eigentlich nur alle zwei Jahre geerntet werden sollte, bringt er nicht so viel ein wie die kultivierte Pflanze. "Wir sollten aber daran denken, dass die Rooibuschpreise steigen", meint der Bauer. Sollte er Recht behalten, könnte Rooibuschtee bald ein kleines Vermögen kosten. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.nda.agric.za/
http://www.ifpri.org/
http://www.emg.org.za/
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IPS-Tagesdienst vom 6. Dezember 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2011