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KLIMA/254: CCAC-Allianz erzielt neue Übereinkunft im Kampf gegen Fluorkohlenwasserstoffe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. September 2013

Klima: Fortschritt im Kampf gegen Fluorkohlenwasserstoffe - CCAC-Allianz erzielt neue Übereinkunft

von Carey L. Biron



Washington, 5. September (IPS) - Ein Bündnis aus mehreren Staaten, Organisationen und dem UN-Umweltprogramm UNEP hat sich darauf verständigt, Vorgaben zur Reduzierung von Fluorkohlenwasserstoffen (FKWs) in den Mitgliedsländern zu erarbeiten. Die als 'Supertreibhausgase' berüchtigten Substanzen sind als Kühlmittel etwa in Eisschränken und Klimaanlagen enthalten.

US-Umweltgruppen begrüßten den Beschluss, den die 'Climate and Clean Air Coalition' (CCAC) am 2. September während eines Treffens in Oslo gefasst hatte. Dem Bündnis sind neben 34 Industrie- und Entwicklungsländern, darunter auch Deutschland und die USA, 38 Organisationen angeschlossen.

CCAC wurde von der ehemaligen US-Außenministerin Hillary Clinton Anfang 2012 gegründet. Inzwischen unterstützen außer UNEP auch andere multilaterale Institutionen wie die Weltbank und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Initiative. "Wir werden weiterhin für klimafreundliche Alternativen werben und uns darum bemühen, die FKW-Emissionen zu reduzieren", heißt es in einer Mitteilung.

"Die CCAC-Partner werden in ihren Ländern Initiativen ergreifen, um klimafreundliche Alternativen zu fördern und gemäß dem Montrealer Protokoll auf eine Verringerung der Produktion und Verwendung von FKW hinarbeiten", geht weiter aus dem Kommuniqué hervor. "Wir werden mit internationalen Normierungsorganisationen verhandeln, damit sie ihre Standards überprüfen."


Bezug auf Montrealer Protokoll

Analysten sehen das Abkommen vor allem deshalb als bedeutungsvoll an, weil die Vertreter der Länder sich auf das Rahmenwerk des 1987 geschlossenen Montrealer Protokolls gegen Klimagase beziehen wollen. Das Abkommen, das zu den am meisten ratifizierten UN-Verträgen gehört, gilt als einer der größten Erfolge im globalen Umweltschutz.

"Die Übereinkunft, den FKW-Ausstoß nach den Vorgaben des Montrealer Protokolls zu verringern, ist sicherlich die umfangreichste, schnellste und effizienteste Methode, die wir in den kommenden Jahren im Kampf gegen den Klimawandel verfolgen können", sagte Durwood Zaelke, der Präsident der Denkfabrik 'Institute for Governance & Sustainable Development' in Washington.

Auf diese Weise könne verhindert werden, dass bis zum Jahr 2050 bis zu 100 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Erdatmosphäre gerieten, erklärte er. Bis 2100 ließe sich zudem der Temperaturanstieg um bis zu 0,5 Grad Celsius verlangsamen. Das Montrealer Protokoll habe in den vergangenen 25 Jahren bereits dazu beigetragen, die Verwendung Hunderter ähnlicher Chemikalien zu begrenzen. "Nun wird ein wichtiger Schritt getan, um vor den großen Verhandlungen über ein Klimaabkommen 2015 Vertrauen zu schaffen."

CCAC konzentriert sich auf vier kurzlebige klimawirksame Schadstoffe (SLCPs): auf FKWs, Methan, Ruß und troposphärisches Ozon, das maßgeblich zur Smogbildung beiträgt. Ziel bei der Gründung der Gruppe war es, den Gehalt dieser SCLPs in der Atmosphäre zu reduzieren, bevor 2020 das nächste internationale Klimaabkommen in Kraft treten wird.

"Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sich ab dem jetzigen Zeitpunkt bis 2020 eine Diskrepanz von acht bis zehn Gigatonnen zwischen den Zusagen der Länder zur Emissionsbegrenzung und den Werten auftun wird, die Wissenschaftler für notwendig halten, um den weltweiten Temperaturanstieg auf weniger als zwei Grad Celsius zu beschränken", erklärte Mark Roberts, Berater der internationalen Umweltorganisation 'Environmental Investigation Agency' (EIA), in Oslo. Wenn jetzt gegen die kurzlebigen Substanzen vorgegangen werde, habe der Rest der Welt mehr Zeit für den Kampf gegen CO2 und andere Treibhausgase, meinte er.

In den einzelnen Staaten muss nun über Obergrenzen für den Einsatz von FKWs beraten werden. CCAC hat zwar keine konkreten Ziele vorgegeben, aber der übergreifende Plan sieht eine Reduzierung um 80 Prozent vor. Die Verwendung der Restmenge soll militärischen und anderen bestimmten Zwecken vorbehalten sein.

Spezifische Kontrollmaßnahmen wurden von CCAC nicht vereinbart. Beobachter erwarten aber, dass die Länder neue Regulierungsvorschläge unterbreiten und diese bereits auf dem nächsten Treffen der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC bekanntgeben werden. Die Weltbank ließ ebenfalls am 2. September verlauten, dass sie Analysen über den SLCP-Einsatz von Ländern künftig in ihren Entwicklungsprojekten berücksichtigen wolle.


FKW-Ausstoß droht sich erheblich zu steigern

Laut CCAC hat sich der globale Einsatz von FKWs zwischen 2004 und 2008 um etwa acht Prozent erhöht. Ohne internationales Handeln wird sich der Ausstoß dieser Treibgase nach Schätzungen der US-Regierung in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich um etwa das 20-Fache "rapide beschleunigen". Robertson zufolge werden FKWs im Jahr 2050 etwa 20 Prozent aller CO2-Emissionen ausmachen, wird nichts dagegen unternommen. Damit würden alle bisherigen Zusagen von Staaten zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zunichte gemacht.

Mehr als 100 Staaten haben bereits Unterstützung im Kampf gegen die FKWs signalisiert. Erst im Juni wurde ein bilaterales Abkommen zwischen den USA und China, zwei der größten FKW-Produzenten und Konsumenten, geschlossen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.unep.org/ccac/Portals/24183/HLA/norway/docs/HLA-SEP2013-7rev-%20Communique.pdf
http://www.unep.org/ccac/
http://ozone.unep.org/new_site/en/Treaties/treaties_decisions-hb.php?sec_id=5
http://unfccc.int/2860.php
http://www.ipsnews.net/2013/09/broad-coalition-pledges-to-cut-super-greenhouse-gases/

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IPS-Tagesdienst vom 5. September 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2013