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MEER/347: Sinkende Sterne - Tiefseebergbau bedroht Seesternverwandte (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 22.10.2019

Sinkende Sterne: Tiefseebergbau bedroht Seesternverwandte


Wilhelmshaven, den 22.10.2019. Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit australischen Kollegen eine hohe Artenvielfalt von Schlangensternen in der "Clarion Clipperton Zone" im östlichen Pazifik entdeckt - ein Tiefsee-Gebiet, das bereits von Bergbauunternehmen für kommerzielle Explorationszwecke aufgeteilt wurde. In der kürzlich im Fachjournal "Current Biology" erschienenen Studie berichten die Forschenden von mehreren neuen Arten der Seestern-Verwandten und warnen vor einem Verlust der bislang unbekannten Biodiversität am Meeresboden.


Ein Schlangenstern - Foto: © Senckenberg/M. Christodoulou

Insgesamt fand das Forscher*innen-Team 42 Schlangenstern-Arten in der "Clarion Clipperton Zone", von denen die meisten wissenschaftlich unbeschrieben sind.
Foto: © Senckenberg/M. Christodoulou

Zwischen Hawaii und Mexiko liegt ein etwa 7.000 Kilometer langes Gebiet, dessen Meeresboden reich an Manganknollen und damit wertvollem Rohstoffe wie Nickel, Cobalt und Mangan ist. Mehrere Staaten - darunter auch die Bundesrepublik Deutschland - haben bereits Explorationslizenzen für das als "Clarion Clipperton Zone" bekannte Areal erworben. "Obwohl es hier bereits konkrete Abbaupläne für Manganknollen gibt, ist die Zone hinsichtlich ihrer Artenvielfalt noch längst nicht vollständig erforscht", erklärt Dr. Magdalini Christodoulou vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung bei Senckenberg am Meer und fährt fort: "Sinnvolle Schutzkonzepte können aber erst mit diesem grundlegenden Wissen entwickelt werden!"


Foto: © Senckenberg/M. Christodoulou

Mit neuen Methoden ist es den Forschenden möglich auch juvenile Schlangensterne und deren Larven zu identifizieren.
Foto: © Senckenberg/M. Christodoulou

Die Wilhelmshavener Wissenschaftlerin hat gemeinsam mit Senckenberger Prof. Dr. Pedro Martinez Arbizu und ihren australischen Kollegen Dr. Timothy O' Hara und Dr. Andrew Hugall vom Museums Victoria in Melbourne die Vielfalt von Schlangensternen (Ophiuroidea) in der Clarion Clipperton Zone untersucht. "Anhand von Probenmaterial aus sieben Expeditionen konnten wir mehrere bislang in der Tiefsee unbekannte Arten dieser engen Verwandten der Seesterne beschreiben", so Christodolou. Dabei setzte das Team genetische Methoden ein, um auch schon juvenile Schlangensterne und Larven der fünfstrahligen Tiere zu identifizieren.

Insgesamt fand das Team 42 Schlangenstern-Arten, von denen die meisten wissenschaftlich unbeschrieben sind. Einige der Tiere gehören zu neuen Abstammungslinien, welche sich laut der Studie seit mehr als 70 Millionen Jahren in der Tiefsee entwickelt haben.

"Es ist bemerkenswert, dass selbst die Diversität großer Meerestiere, wie der Schlangensterne, bisher in der Tiefsee nahezu unbekannt ist", resümiert Martinez Arbizu und warnt: "Der Mangel an solch grundsätzlichen Informationen zu Beginn des kommerziellen Abbaus von Mangangknollen, kann zum Verlust von Arten führen, bevor sie beschrieben oder gar entdeckt wurden. Bis sich das Ökosystem vom Bergbau erholt hat können zudem hunderte Jahre vergehen!"

Originalpublikation:
Magdalini Christodoulou, Timothy D. O'Hara, Andrew F. Hugall, Pedro Martinez Arbizu (2019): Dark Ophiuroid Biodiversity in a Prospective Abyssal Mine Field, Current Biology, 2019,
https://doi.org/10.1016/j.cub.2019.09.012.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news725667
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution639

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 22.10.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2019

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