OceanCare - Medienmitteilung, 31. Mai 2023
Plastikabkommen: Geisternetze töten Meerestiere in gespenstischem Ausmass
Verbindliche globale Regeln sind überfällig
In Paris finden seit Montag die internationalen Verhandlungen (INC-2) für ein neues globales Plastikabkommen statt. Einige Staaten versuchen jedoch auf die Bremse zu steigen. Dabei könnte die Dringlichkeit für den raschen Beschluss eines starken Abkommens nicht grösser sein. Anhand der Meeresverschmutzung durch sogenannte Geisternetze illustriert die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare das Ausmass der Plastikverschmutzung der Meere. OceanCare fordert deshalb massgeschneiderte und rechtsverbindliche Richtlinien, die herrenloses Fischereigerät effektiv begrenzen.
*Zahlenangaben wissenschaftlich fundierte Schätzungen
«Es ist nicht allein die globale Überfischung der Fischbestände, sondern auch über Bord gegangenes Fischereigerät, das den Raubbau und die Verschmutzung der Ozeane in schier unvorstellbarem Ausmass vorantreibt. Diese sogenannten Geisternetze sind erheblich an der Plastikvermüllung der Meere beteiligt. Hunderttausende Netze treiben herrenlos und unkontrolliert in den Ozeanen und fischen über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte weiter. Sie sind eine der grössten Bedrohungen der Plastikverschmutzung und verursachen den Tod von Millionen Meerestieren», so Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare.
Verlorenes und weggeworfenes Fanggerät ist ein ständig wachsendes Problem in den Weltmeeren. Es beeinträchtigt die Gesundheit der Meere, die Tierwelt und ihre Lebensräume. Ausserdem beschädigt es auch Korallenriffe und den Meeresboden. Schwimmende Fischernetze, die sich in der Schiffsschraube verfangen, sind ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Schifffahrt. Sobald das Gerät an Land gespült wird, verschmutzt es die Strände mit Plastikmüll - und addiert sich, sobald es sich zersetzt, zu dem Mikroplastik in der Meeresumwelt und an den Stränden. Mikroplastik kann bei Waltieren und anderen Meerestieren zu Entzündungen und zellulären Gewebeschäden führen. Auch kann das Mikroplastik über die Aufnahme in die marine Nahrungsnetze gelangen und auch auf unseren Tellern.
Die UNEA-Resolution 5/14 hatte 2022 ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das neue Regelwerk die Plastikverschmutzung auch in der Meeresumwelt beenden muss. Der derzeitige Rechtsrahmen ist zu zersplittert und unzureichend, um gegen Geisternetze vorzugehen. OceanCare spricht über das verheerende Ausmass und fordert bei einer Veranstaltung für Delegierte gemeinsam mit der Partnerorganisation Environmental Investigation Agency, den Regierungen von Cook Islands, Norwegen, dem Secretariat of the Pacific Regional Environment Programme (SPREP) und der Universität von Wollongong einen verbindlichen Rechtsrahmen. Auch an einer offiziellen Nebenveranstaltung (Side Event) spricht OceanCare auf einem Fachpanel zum Thema und rückt damit das Problem in den Meeren in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die Reduktion von herrenlosem Fischereigerät muss als zentrale Verpflichtung festgelegt werden - national und international. Dabei geht es um Beschränkungen für Fanggerät, eine verbindliche Kennzeichnungspflicht für Netze, die als besonders gefährdet gelten, sowie die Meldung und Rückholung von verloren gegangenem Fanggerät. Es muss auch Sanktionen bei Verstössen geben.
«Bis heute fehlt ein rechtsverbindliches Instrument, das den gesamten Lebenszyklus von Fischereigerät umfasst, einschliesslich Konstruktion, Verwendung, Handel und Entsorgung. Freiwillige Leitlinien für die Markierung von Fischereigerät werden dieses Problem nicht lösen. Das neue globale Plastikabkommen ist die beste Gelegenheit, solche verbindliche Regelungen endlich zu schaffen,» so McLellan.
Zudem fordert OceanCare:
Geisternetze und Fischereigerät: Meerestiere verheddern sich in
treibenden Fischereigeräten (z.B. Netzen) und verletzen sich oder
ersticken qualvoll. Wale, die sich in Fischereigerät verfangen,
können nicht mehr abtauchen und ermüden rasch durch das grosse
Gewicht und den Widerstand dieser Netze. 2018 hat die
Fischereikommission der Welternährungsorganisation FAO
freiwillige Richtlinien für das Markieren von Fischereinetzen
angenommen. Bis jetzt werden Fischernetze jedoch nur selten
markiert. Auch werden in der illegalen Fischerei bei Kontrollen
viele Netze über Bord geworfen. Deshalb können verloren gegangene
Netze nicht ihren Besitzer zugeordnet und unsachgemässe oder
illegale Entsorgung kann nicht geahndet werden.
Hintergrundbriefing (auf Englisch, Französisch und Spanisch):
https://www.oceancare.org/en/stories_and_news/plastics-treaty-fishing-gear/
*
Quelle:
OceanCare - Medienmitteilung, 31. Mai 2023
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 2. Juni 2023
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang