OceanCare - News, 13. November 2023
Wachsende Unterstützung für ein Moratorium für den Tiefseebergbau
Am 8. November ging eine weitere Sitzung des Rates der Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) zu Ende. Regierungsvertreter hatten seit dem 30. Oktober bei der ISA in Kingston, Jamaika, über den rechtlichen Rahmen für den Tiefseebergbau verhandelt, der, wenn verabschiedet, das fragile Ökosystem der Tiefsee für industrielle Tiefseebergbauaktivitäten öffnen würde.
Trotz der Bemühungen einiger Länder, den Abschluss des Regelwerks für den Tiefseebergbau zu beschleunigen, nimmt die Unterstützung der Forderung nach einem Moratorium oder eine vorsorgliche Pause weiter zu. Zuletzt kündigte das Vereinigte Königreich seine Unterstützung [1] für ein Moratorium an, womit nun insgesamt 23 Länder [2] die Forderung nach einem Moratorium, einer vorsorglichen Pause oder einem vollständigen Verbot des Tiefseebergbaus stellen.
Eine am letzten Tag der Ratssitzung veröffentlichte Studie [3] untersucht die Wirtschaftlichkeit des Tiefseebergbaus. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Tiefseebergbau möglicherweise nur kurzfristige Gewinne für private Tiefseebergbauunternehmen generieren könnte. Dabei seien die langfristigen Gewinne eher begrenzt, insbesondere aufgrund des Risikos von Rechtsstreitigkeiten, öffentlicher Opposition und Konkurrenz durch den Landbergbau.
Leider gelingt es dem ISA-Rat weiterhin nicht, die Rechtslücke zu schliessen, die durch die so genannte "Zwei-Jahres-Regel" bestehen bleibt. Diese Gesetzeslücke ist nach wie vor riskant, da es unter Umständen zur Genehmigung eines Tiefseebergbauantrags kommen kann, ohne dass ein Regelwerk finalisiert und verabschiedet ist. Die Gefahr eines unregulierten Tiefseebergbaus besteht also immer noch.[4]
OceanCare, zusammen mit vielen anderen Organisationen, bleibt nach wie vor davon überzeugt, dass eine gross angelegte Ausbeutung des Tiefseebodens zu schwerwiegenden und irreversiblen Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean und zum Verlust der Artenvielfalt führen würde. Das nächste Treffen des ISA-Rats (ISA 29) ist für März 2024 vorgesehen und es bleiben wichtige Aspekte ungelöst. Darunter insbesondere der Mangel an wissenschaftlichen Daten, wie die Staatengemeinschaft sicherstellen kann, dass die Ökologie der Tiefsee vor Schaden bewahrt wird und auch wie wesentliche Transparenzmängel gelöst werden können.
Der Ozean und seine Artenvielfalt sind bereits einer Vielzahl von
Gefahren ausgesetzt, darunter grenzüberschreitende Bedrohungen wie
Unterwasserlärm [5], Plastikverschmutzung und die Auswirkungen des
Klimawandels. Staaten müssen sich weiterhin für den Schutz der Tiefsee
einsetzen, die vielleicht einer der wichtigsten und umfangreichsten
Lebensräume auf unserem Planeten darstellt.
Links:
[1] https://www.gov.uk/government/news/uk-supports-moratorium-on-deep-sea-mining-to-protect-ocean-and-marine-ecosystems#:~:text=UK%20announces%20support%20for%20moratorium,by%20the%20International%20Seabed%20Authority.&text=The%20UK%20government%20has%20today,the%20conservation%20of%20marine%20biodiversity.
[2] https://savethehighseas.org/voices-calling-for-a-moratorium-governments-and-parliamentarians/
[3] https://www.nature.com/articles/s44183-023-00030-w#auth-U__R_-Sumaila-Aff1
[4] https://www.oceancare.org/stories_and_news/isa-tiefseebergbau-jamaika/
[5] https://www.oceancare.org/stories_and_news/tiefseebergbau-laerm-2/
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Quelle:
OceanCare - News, 13. November 2023
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 14. November 2023
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