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RESSOURCEN/058: Die Krim am Wassertropf der Ukraine (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1053, vom 13. Jan. 2015 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Die Krim am Wassertropf der Ukraine


Über Weihnachten 2014 hat die Ukraine zum wiederholten Male der von Russland übernommenen Halbinsel Krim den Strom abgeschaltet. Die ukrainische Eisenbahngesellschaft hat darüber hinaus alle Personen- und Güterzug-Verbindungen vom Festland auf die Halbinsel gestrichen. Bereits Anfang September 2014 hatte die Ukraine der Krim den Strom zeitweise abgestellt. Die Krim hängt zu 80% von Stromlieferungen aus der Ukraine ab. Die Regierung in Kiew wollte mit der Stromblockade zeigen, dass die Halbinsel ohne Anbindung an die Ukraine nicht überlebensfähig ist. Moskau hat daraufhin versprochen, die Krim durch den Bau von Kraftwerken möglichst schnell autark zu machen. Durch viele Notstromgeneratoren gelang es Russland, die ukrainische Stromblockade notdürftig zu kompensieren. Die wiederholten Stromabschaltungen lassen mit Besorgnis auf die kommende Vegetationsperiode blicken. Denn die Landwirtschaft auf der klimatisch begünstigten Krim-Halbinsel ist von Wasserlieferungen aus der Ukraine abhängig. Die drohende Kappung der Wasserversorgung ist möglicherweise noch dramatischer als die periodischen Stromabschaltungen. Das Bewässerungswasser für die Intensivlandwirtschaft auf der semiariden Krim sowie der dortigen Trinkwasserversorgung stammt zu 85 Prozent aus dem 400 km langen Nord-Krim-Kanal. Der Kanal zur Sicherstellung der Bewässerungslandwirtschaft auf der Krim beginnt am zum Kachowkaer Stausee angestauten Dnjepr. Lt. Wikipedia erstreckt sich das gesamte Kanalsystem über 1.500 km Länge, womit es das größte und komplexeste Bewässerungssystem in Europa darstellt. Der Kanal hat eine maximale Kapazität von 380 m3/Sekunde und leitet jedes Jahr über 1,2 Mrd. m3 Wasser vom Dnepr auf die Krim. (Zum Vergleich: Die mittlere Wasserführung der Mosel bei Cochem liegt bei 315 m3/s.) Der Kanalzufluss war bereits im April 2014 abgestellt worden, um den Druck auf die russisch beherrschte Krim zu erhöhen. Das heißt vor allem, dass die Bauern ihre Felder nur noch unzureichend bewirtschaften konnten, was zu großen Verlusten führte (laut russischem Landwirtschaftsministerium 100 Millionen Euro). Die Regierung der Krim hat deshalb angefangen, Brunnen bohren zu lassen. Ferner soll die Landwirtschaft auf weniger wasserintensive Agrarprodukte umgestellt werden. Beispielsweise wurde der Reisanbau schon zurückgefahren. Vor allem Fleisch und Milchprodukte müssen importiert werden - hier herrscht ein großer Mangel. Russland versucht die Wasserprobleme vor Ort zu lösen, da ein langer Wassertransport von Russland auf die Krim sehr kostenintensiv und aufwendig wäre. Wenn die Ukraine die Landwirtschaft auf der Krim auch im Jahr 2015 am ausgestreckten Arm verdursten lässt, kann man gespannt sein, wie Russland reagieren wird.   -ss-

China als neuer Player auf der Krim

Die kapitalschwache Landwirtschaft auf der Krim versucht nun offener für Investoren aus dem Ausland zu sein. Vor allem China will hier investieren - nicht nur in die Landwirtschaft, sondern auch in den Infrastruktur- und Rohstoffsektor der Halbinsel. So hat China bereits angekündigt, in eine Gasverflüssigungsanlage zu investieren, um den russischen Gastransfer nach Europa neben dem Pipelinetransport auf ein zweites Standbein stellen zu können. Nicht nur für den Gasdurchgangstransport, sondern auch als großer Gasförderer und -exporteur soll die Krim künftig eine Rolle spielen. In den westlichen Medien wird spekuliert, dass das große Interesse Russlands an der Krim u.a. darin liegen könnte, dass man riesige Erdgasfelder vor der Halbinsel im Schwarzen Meer erkundet hat. Die dortigen Erdgasvorräte sollen laut 20MIN SCHWEIZ ausreichen, um ganz Europa fünf Jahre lang mit Erdgas zu versorgen.  -ss-

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1053
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2015

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