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SOZIALES/067: Indigene fordern in Lima Anerkennung als Waldschützer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Dezember 2014

Klima: Indigene fordern in Lima Anerkennung als Waldschützer

von Milagros Salazar


Bild: © Milagros Salazar/IPS

Witwen ermordeter peruanischer Ureinwohnerführer bei einem Protest am Rande von COP 20 in Lima
Bild: © Milagros Salazar/IPS

Lima, Peru, 9. Dezember (IPS) - Am Rande der Verhandlungen der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (COP 20) in Lima fordern Indigene die Anerkennung ihrer Landrechte und formelle Landtitel. Auch wollen sie erreichen, dass ihr nachhaltiger Umgang mit 'Mutter Erde' als Beitrag zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels wertgeschätzt wird.

"Ich will das Land, auf dem ich lebe, das mich ernährt und auf dem meine heiligen Vorfahren begraben sind", erklärt Diana Ríos. Die 21-Jährige ist die Tochter des peruanischen Asháninka-Führers Jorge Ríos, der im September ermordet wurde, weil er sich für den Schutz der Wälder seiner Dorfgemeinschaft in Alto Tamaya Saweto in der Urwaldregion Ucayali einsetzte. Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich um Holzfäller, die auch für den Tod dreier weiterer Indigenenführer in der Region verantwortlich gemacht werden.

In den acht Ländern Südamerikas, die sich den Amazonas-Regenwald teilen, müssen noch insgesamt 100 Millionen Hektar Land formell als indigene Territorien ausgewiesen werden, wie COICA, eine Dachorganisation von Ureinwohnergruppen, berichtet. In Peru sind nach Angaben des unabhängigen Instituts für Gemeinwohl nach wie vor 633 indigene Gemeinden ohne Titel.

Die Landforderung der Indigenen steht auch mit der Umsetzung des REDD-Klimaschutzprogramms der Vereinten Nationen in einem Zusammenhang. REDD sieht Kompensationszahlungen für Entwicklungsländer vor, die ihre Wälder als Klimasenken schützen. Die Vereinbarungen, die 2010 auf der COP 16 im mexikanischen Cancún getroffen wurden, enthalten Klauseln zur Vermeidung sozialer und ökologischer Schäden in denjenigen indigenen Gebieten, in denen REDD-Projekte durchgeführt werden.

Auf der zwölftägigen Konferenz in Lima, die am 12. Dezember endet, verlangen die Indigenen-Organisationen, dass die Vertragsstaaten in ihren Berichten für die Klimarahmenkonvention Indikatoren zu Artenvielfalt, Landtiteln, traditionellem Wissen und indigener Gesundheit aufführen. Auf diese Weise könne die Rolle der Ethnien bei der Abmilderung der Folgen des Klimawandels besser erfasst werden, so Grace Balawag vom Volk der Kankanaey auf den Philippinen.

Zusammen mit anderen Aktivisten fordert Balawag, dass indigene Völker in Waldbeobachtungs- und -schutzmaßnahmen ihrer Länder eingebunden werden. "Wir haben längst unter Beweis gestellt, dass wir durch das Wissen unserer Vorväter unser Land schützen können", betont die stellvertretende Projektkoordinatorin des 'Internationalen Zentrums indigener Völker für Strategieforschung und Bildung' (Tebtebba). Der Allianz, die seit 2009 an internationalen Konferenzen zum Klimawandel teilnimmt, sind 17 Ureinwohnerorganisationen aus 13 Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens angeschlossen.

In vielen Fällen sind die indigenen Gemeinschaften die direkten Opfer von Bergbau und Erdölförderung, wie Tarcila Rivera, Sprecherin des Kontinentalen Netzwerks für indigene Frauen aus Nord-, Mittel- und Südamerika, erläutert. Außerdem müssten sie sich gegen illegale Aktivitäten zur Wehr setzen, die sie in ihrer Existenz bedrohten.

Wie aus einer Studie des 'Munden Project' hervorgeht, das etwa 73.000 Konzessionen für Bergbau-, Holz-, Erdöl- und Gasförderunternehmen sowie große Agrarprojekte in acht Staaten mit tropischen Wäldern untersucht hat, werden mehr als 93 Prozent der Vorhaben in von Indigenen bewohnten Gebieten umgesetzt. Die von der 'Rights and Resources Initiative' (RRI) beauftragte und im Oktober veröffentlichte Studie bezieht sich auf Brasilien, Indonesien, Liberia, Kambodscha, Kolumbien, Mosambik, Peru und die Philippinen.

Der Menschenrechtsorganisation 'Global Witness' zufolge wurden zwischen 2002 und 2013 mehr als 900 Land- und Waldschützer ermordet. Als die gefährlichsten Länder wurden Brasilien, Honduras und die Philippinen mit 448, 109 und 67 Opfern identifiziert.

Im Kampf um ihre Rechte gehen die Indigenen Balawag zufolge unterschiedlich vor. So fordern sie in Peru kollektive Landtitel, auf den Philippinen dagegen die Demarkation ihrer angestammten Territorien. In Bangladesch wiederum drängen sie auf die Einhaltung von Übereinkünften mit der Regierung zur Beilegung von Territorialstreitigkeiten.

Damit Indigene von REDD-Projekten profitieren könnten, müssten sie offiziell als Landeigentümer anerkannt werden, unterstreicht Mrinal Tripura von der 'Maleya-Stiftung' in Bangladesch. Und der kenianische Aktivist Stanley Kimaren Riamit, Leiter der 'Livelilhoods Enhancement Partners (ILEPA), weist darauf hin, dass auch diejenigen, die in Klimaschutzprojekte im Rahmen von REDD investieren wollten, an klaren Landbesitzverhältnissen interessiert seien. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/12/indigenous-peoples-are-the-owners-of-the-land-say-activists-at-cop20/
http://www.ipsnoticias.net/2014/12/clamor-en-la-cop-20-los-pueblos-indigenas-somos-la-tierra/

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IPS-Tagesdienst vom 9. Dezember 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2014