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WIRTSCHAFT/022: Peru - 'Grüne' Investitionen nutzen der Wirtschaft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Januar 2013

Peru: 'Grüne' Investitionen nutzen der Wirtschaft - Experten dringen auf Ressourcenschutz

von Milagros Salazar



Lima, 18. Januar (IPS) - Das Wirtschaftswachstum Perus hängt im Wesentlichen von seinen reichen Naturressourcen ab, die mehr als die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt des südamerikanischen Landes beitragen und 80 Prozent seiner Exporte ausmachen. Die Regierung arbeitet nun an einem Projekt, das die kostbaren Rohstoffe schützen und bewahren helfen soll.

Die Natur als natürliche Infrastruktur müsse ebenso wie künstlich geschaffene Infrastrukturen geschützt werden, sagte Fernando León, der als Berater für die Initiative zum Schutz des Amazonas- und Andengebietes (ICAA) tätig ist. "Wenn man sich nur über Leitungen und andere Infrastruktur etwa für eine Trinkwasseraufbereitungsanlage Gedanken macht und nicht über die Flussbecken, die das Wasser liefern, was soll die Bevölkerung dann künftig trinken?"

Bis Ende 2011 hatte León die Abteilung für Evaluierung und Finanzierung der natürlichen Ressourcen im peruanischen Umweltministerium geleitet. Dort setzte er sich dafür ein, Rohstoffquellen durch das Nationale System Öffentlicher Investitionen (SNIP) abzusichern. Sein Nachfolger Roger Loyola, der diese Bemühungen fortsetzt, kündigte an, dass bis Ende des Jahres ein so genanntes 'grünes' SNIP aufgelegt werde.

Loyola und sein Team arbeiten dabei Hand in Hand mit dem Wirtschafts- und Finanzministerium in Lima, das die Aufsicht über SNIP führt. Gemeinsam wollen sie nun Richtlinien und Rahmenbedingungen für geplante Umweltprojekte entwerfen. Die Aufgabe der Finanzexperten ist es, die Rentabilität dieser Initiativen nachzuweisen. Wie Loyola erklärte, könnte etwa der wirtschaftliche Nutzen durch den Schutz einer bestimmten bedrohten Art demonstriert werden.

In diesem Stadium werden Projekte in den Bereichen Artenschutz, Klimawandel, Landverwaltung und Naturschutzgebiete untersucht, die in den Zuständigkeitsbereich des Umweltministeriums fallen. Wie Vertreter des Wirtschaftsministeriums erklärten, werde zunächst geprüft, welche dieser Vorhaben für öffentliche Investitionen geeignet sein könnten. Danach würden die jeweiligen Projekte individuell entwickelt.


Regierung soll Umweltschutz in allen Bereichen aufwerten

Der Biologe Sandro Chávez, Koordinator der Umweltorganisation 'Foro Ecologico' und ehemaliger Leiter der Behörde für Naturschutzgebiete, sieht die 'grüne' SNIP-Initiative als Schritt in die richtige Richtung. Er warnte allerdings davor, den Fehler zu begehen, Umweltprojekte nur im Zusammenhang mit Investitionen in Betracht zu ziehen. Der Umweltaspekt sollte seiner Meinung nach in Projekten aller staatlichen Bereiche eine Rolle spielen, damit eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet ist.

León erklärte, dass das Wirtschaftsministerium trotz aller Skepsis bereits mehrere 'grüne' Projekte in Angriff genommen habe. Im vergangenen September kündigte eine Vertreterin des Ministeriums auf einer Tagung über die Finanzierung staatlicher Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität im Amazonas- und Andengebiet 15 Umweltprojekte an, in die der Staat investieren wird.

Eines der Vorhaben wird von der Verwaltung der nordperuanischen Region San Martín durchgeführt. Ziel ist die Wiederherstellung des Ökosystems, das die Bevölkerung mit Wasser versorgt. Wie Loyola berichtete, stellen die regionalen Regierungen hohe Erwartungen an die Projekte, für die sie eine Finanzierung durch SNIP beantragen wollen. Léon drängt darauf, diesen so bald wie möglich Priorität einzuräumen. "Denn das, was wir in den Städten konsumieren, ist mit den ländlichen Regionen und dem Landesinnern verbunden."

Die Experten sind der Ansicht, dass nicht nur der Nutzen durch den Umweltschutz, sondern auch die Verluste gemessen werden sollen, die durch eine Vernachlässigung der Natur entstehen. Damit sollte mit dem Irrglauben aufgeräumt werden, dass natürliche Ressourcen unbegrenzt frei zugänglich seien.


Arme Bevölkerung spürt Umweltschäden besonders hart

Bei einer Untersuchung der Umweltsituation in Peru 2007 kam die Weltbank zu dem Schluss, dass sich die Schäden an der Natur auf 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufen. Im vergangenen August wurde in Peru ein Komitee unter dem Vorsitz des Amts für Statistik (INEI) gebildet, dem Vertreter von 28 Institutionen angehören. Sie sollen mit fachlicher Unterstützung des Umweltministeriums eine Bestandsaufnahme der Umweltschäden, insbesondere an Wasserquellen und Wäldern, vorbereiten. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.amazonia-andina.org/
http://www.foroecologicoperu.blogspot.de/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102236
http://www.ipsnews.net/2013/01/peru-moves-to-protect-its-natural-bounty/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2013