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WASSER/132: Simbabwe - Defekte Brunnen, lange Wege... Wasserholen wird zur Dauerbeschäftigung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. April 2013

Simbabwe:
Defekte Brunnen, lange Wege - Wasserholen wird zur Dauerbeschäftigung

Von Jeffrey Moyo


Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Viele Dorfbewohner in Simbabwe haben seit mehr als zehn Jahren keinen Zugang mehr zu fließendem Wasser
Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Harare, 26. April (IPS) - Seit 13 Jahren ist Trynos Mbweku, der Leiter des Bezirks Mwenezi im Südosten Simbabwes, zum Wasserholen auf einen Handkarren angewiesen. Denn da es bis zum nächsten intakten Brunnen zehn Kilometer sind, füllt er gleich mehrere Kanister mit dem kostbaren Gut.

Für die Bewohner des Bezirks, der rund 160 Kilometer südwestlich von Masvingo liegt, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist ein Ende der Strapazen nicht in Sicht. "Dass viele Zapfstellen defekt sind, hat uns zu Wasserholern degradiert", sagt Mbweku gegenüber IPS.

Nach Aussagen von Beamtem des Bezirksrats von Mwenezi, die anonym bleiben wollen, sind nur noch 20 der 46 lokalen Zapfstellen funktionstüchtig. Die übrigen 26 sind im Verlauf der letzten 13 Jahre ausgefallen.

Die Bevölkerung macht für die miserable Wasserversorgung den Bezirksentwicklungsfonds DDF und den Bezirksrat von Mwenezi verantwortlich, die für die Reparatur- und Wartungsarbeiten zuständig sind.


Finanzierungsengpässe

Doch Vertreter des Bezirksrats klagen, dass ihnen die finanziellen Mittel fehlen, um die Zapfstellen wieder instand zu setzen. Wie sie berichten, wären dafür mindestens 120.000 US-Dollar erforderlich. Doch der chronisch unterfinanzierte DDF könne die Gelder nicht aufbringen.

Simbabwe hat sich noch immer nicht von den Folgen der verheerenden Wirtschaftskrise erholt, die dem Land von 2003 bis 2009 eine der schlimmsten Hyperinflationen der Welt beschert hatte. Die Rate lag bei durchschnittlich 231 Prozent pro Jahr.

Wirtschaftsexperten hingegen sehen in dem erzwungenen Abzug der landwirtschaftlichen Investoren während der kontrovers diskutierten und oftmals gewaltsam durchgesetzten Landreform die Wurzel des Übels. Die Regierung hatte das im Jahr 2000 gestartete Programm mit dem Ziel, Land von den fast 4.500 weißen kommerziellen Farmern einzufordern, mit der Hilfe von marodierenden Kriegsveteranen durchgepeitscht.

"Die Wasserkrise ist das Problem. Sie hat sich nach der Einführung des chaotischen Landreformprogramms und dem dadurch bedingten Niedergang der Wirtschaft weiter verschärft", meint der Ökonom Kingston Nyakurukwa. "Als die kommerziellen Farmer von ihren Höfen vertrieben wurden, fehlten dem Land die Einkünfte, die für die Wartung der dörflichen Zapfstellen notwendig gewesen wären."

70 Prozent der simbabwischen Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten. Das macht es nicht leichter, den Zugang zu Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene zu verbessern. Zwar hatte das britische Entwicklungsministerium im letzten Jahr 50 Millionen US-Dollar für ein Wasser- und Sanitärprogramm in den dürregeplagten ländlichen Gebieten bereit gestellt. Doch ist die Versorgung mit sauberem Trinkwasser in fast allen Dörfern ein Problem. Wie ein hochrangiger Beamter im Ministerium für die Entwicklung der Wasserressourcen gegenüber IPS erklärte, sind etwa 60 Prozent der 2.714 ländlichen Wasserpumpen defekt.

Geschätzt wird, dass 2,5 Millionen der 12,5 Millionen Simbabwer keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Und Vertretern des simbabwischen Statistikamts zufolge verfügen 56 Prozent der Bevölkerung über keine Sanitäranlagen.

"Sollte nichts an der Wasserfront geschehen, wird Simbabwe am Ende noch um die kostbare Ressource kämpfen müssen. Wir sollten uns dringend um den Aufbau eines nachhaltigen Wassersektors bemühen", hatte der zuständige Minister Samuel Sipepa Nkomo auf dem Wassergipfel vom 20. März in Bulawayo erklärt.


Schulkinder eingespannt

Wie von einem hochrangigen Mitarbeiter im Ministerium für Bildung, Sport und Kultur zu erfahren war, bezahlen auch Kinder einen hohen Preis für die unzureichende Wasserversorgung. Auch sie müssten viel Zeit für die Beschaffung von Wasser investieren, was zu Lasten des Schulunterrichts gehe.

2009 hatte Simbabwe ein Abkommen der Weltkulturorganisation UNESCO, der Umweltorganisation WWF und dem Institut für Wasser und Sanitärentwicklung zur Beschaffung von Finanzmitteln für die Verbesserung der Wasserversorgung unterzeichnet. Doch bis heute steht die Umsetzung der Übereinkunft aus.

Damit Simbabwe das UN-Entwicklungsziel bis 2015 erreichen kann, mehr Menschen im Land den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, müsste das Land jährlich 400 Millionen US-Dollar auftreiben. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.unicef.org/arabic/hac2011/files/HAC2011_4pager_Zimbabwe.pdf
http://www.ipsnews.net/2013/04/no-money-to-fix-rural-zimbabwes-taps/

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IPS-Tagesdienst vom 26. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2013