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FORSCHUNG/281: Stadt und Kreis arbeiten am Projekt "KLIMZUG" mit (Stadt Kassel)


Stadt Kassel - Pressemitteilung von Freitag, 3. Juli 2009

Den Klimawandel ernst nehmen - Stadt und Kreis Kassel arbeiten bei KLIMZUG mit


"Stadt und Landkreis Kassel nehmen den Klimawandel ernst und versuchen bereits sich bereits heute auf die damit verbundenen Änderungen einzustellen", erklären Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Landrat Uwe Schmidt bei einer Pressekonferenz im Kasseler Rathaus, bei der die Zusammenarbeit der beiden Gebietskörperschaften mit der Universität Kassel im Projekt KLIMZUG vorgestellt wurde.

Mit Blick auf die aktuelle Wetterlage und die vom Hessischen Sozialministerium ausgerufene Hitzewarnstufe weisen Oberbürgermeister und Landrat darauf hin, dass "solche klimatischen Bedingungen im Sommer in Zukunft auch in Nordhessen eher die Regel werden". Auch wenn noch nicht alle Folgen der feststehenden durchschnittlichen Erderwärmung von zwei Grad Celsius für Kassel und Nordhessen "belastbar vorhergesagt werden können", sind grundlegende Trends bereits heute klar erkennbar."Die Frage, ob der Klimawandel kommt, ist längst entschieden: Wir müssen uns darauf in Gesellschaft und Wirtschaft einstellen", so Professor Dr. Alexander Roßnagel, Vizepräsident der Universität Kassel. Und weiter: "Mit KLIMZUG, dem Klimaanpassungsnetzwerk für Nordhessen, haben wir ein ambitioniertes Verbundprojekt zur zukunftsfähigen Gestaltung des Klimawandels. Das ganz Besondere daran ist, dass die Folgen des Klimawandels für die Region Nordhessen wissenschaftlich erforscht und die Region - Gebietskörperschaften und Wirtschaft gleichermaßen - die Forschungsergebnisse direkt für ihre Planungen und ihr Handeln nutzen können". Mit dem Kompetenzzentrum "CLiMA" der Universität und dem Projekt KLIMZUG stehe ein außergewöhnlich umfangreiches wissenschaftliches Know-how zur Verfügung.

Wie dieser "direkte Klima-Draht" zwischen Universität und Region funktionieren kann, verdeutlichte Stefan Rötzel, wissenschaftlicher Mitarbeiter im KLIMZUG-Teilprojekt "Klimaprojektionen und Klimaszenarien". Die zu erwartenden Klimaveränderungen werden in besonderem Maße die Entstehung von Extremwetterereignissen begünstigen. Wettersituationen wie die Hitzewelle 2003 oder der Orkan Kyrill 2007 werden in Zukunft wahrscheinlich häufiger auftreten. Auch in Nordhessen wird die Anzahl der Tage mit einer Temperatur über 35 Grad Celsius zunehmen, wie erste Auswertungen aktueller Klimaprojektionen am Zentrum für Umweltsystemforschung zeigen. Das Wetter in den Sommermonaten wird extremer und unberechenbarer werden, es können Dürreperioden aber auch Starkregenereignisse stattfinden. Die Planungssicherheit wird erschwert werden und es wird darum gehen, sich kurzfristig auf verschiedene Wettersituationen einstellen zu können, und die Folgen und Effekte zu kennen. Als Beispiel stellte Rötzel das Szenario "Hitze(mit)bedingte Morbidität" aus dem laufenden KLIMZUG-Forschungsprojekt vor, das die Auswirkungen einer Hitzewelle auf die Region Nordhessen thematisiert.

Für ältere Menschen ab 75 Jahren, die besonders anfällig gegenüber hitzebedingten Gesundheitsrisiken sind, bedeutet diese Klimaveränderung einen nicht zu unterschätzende Gefahr. "Die Hitzewelle im Jahr 2003, bei der in Frankreich 15.000 Tote und auch in Deutschland 7.000 Todesfälle zu beklagen waren, zeigt, welche Auswirkungen heißere und trockenere Sommer haben können", informiert Oberbürgermeister Hilgen. Die gesundheitlichen Auswirkungen umfassen zum Beispiel Todesfälle durch Herz-Kreislaufversagen, Stoffwechseldekomensation bei Risikogruppen wie Diabetikern oder Niereninsuffizienz.

KLIMZUG beschäftige sich daher mit der Frage, wie oft und mit welcher Intensität zukünftig Hitzewellen in Nordhessen auftreten und was eine Hitzewelle für die Region Kassel bedeutet. Im Blickpunkt sind dabei neben den älteren Menschen, die in Pflegeeinrichtungen oder von mobilen Pflegediensten betreut werden, besonders diejenigen, die noch in ihrer Wohnung und zumeist allein leben. Hilgen: "Deshalb arbeitet das Gesundheitsamt für die Region Kassel von Anfang an bei KLIMZUG mit". Diese frühzeitige Einbindung biete die Chance, bereits heute mögliche Strategien zu entwickeln, wie diejenigen erreicht werden, die keine Pflegedienstleistungen in Anspruch nehmen."Hier spielt besonders die Sensibilisierung bei den Betroffenen eine entscheidende Rolle - wen die älteren Menschen mehr über die Auswirkungen des Klimawandels und das, was sie bei Hitze tun können, wissen, dann sind die Aussichten gut, dass wir Zahlen wie im Jahr 2003 vermeiden können", so der Oberbürgermeister weiter.Für den Landkreis Kassel stellen die Auswirkungen des Klimawandels für ältere Menschen eine besondere Herausforderung dar, erläutert Landrat Schmidt: "In Kombination mit dem demographischen Wandel, der bereits heute dazu führt, dass in den ländlichen Räumen viele alte Menschen allein und in der Regel auch weiter entfernt von Läden und Ärzten wohnen, müssen wir über ein mobiles System nachdenken, dass es ermöglicht, dieser Bevölkerungsgruppe zu helfen". Der von der Kreisverwaltung eingerichtete Arbeitskreis Demographie werde dieses Thema zu einem seiner Schwerpunkte machen. "Auf der anderen Seite bietet der Klimawandel auch wieder eine Chance für den ländlichen Raum - im Gegensatz zur dichten Bebauung in größeren Städten wird die Hitze an der Oberweser geringer ausfallen", so Schmidt weiter.

Bereits heute sei es im Reinhardswald immer um mehrere Grad kühler als im Kasseler Becken. Schmidt: "Dieses natürliche Klimareservoir müssen wir schützen und nicht durch weiteren Flächenverbrauch gefährden".Einig waren sich Oberbürgermeister und Landrat, dass die Folgen des Klimawandels nur gemeinsam zu bewältigen sind. "Mit der Universität Kassel haben wir einen kompetenten Partner an der Seite, so dass die Solarregion Kassel auch eine Modellregion Klimawandel sein kann", so Hilgen und Schmidt abschließend.

Hintergrund:

"KLIMZUG Nordhessen", das Klimaanpassungsnetzwerk für Nordhessen, wird von der Universität Kassel koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Im Rahmen des Verbundprojektes zur zukunftsfähigen Gestaltung des Klimawandels sollen die Folgen des Klimawandels für die Region Nordhessen untersucht und praktische Umsetzungsprojekte entwickelt werden.

Die Bandbreite reicht dabei von Vorhersagen über die Veränderung des Regionalklimas über Energiepflanzenanbau, Auswirkungen auf den Personenverkehr und den Regionaltourismus bis hin zu Hitzestressgefährdung und gesellschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels.An "KLIMZUG" sind neben der Universität Kassel, der Hochschule Fulda, die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt und dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik, die Landkreise des Regierungsbezirks Kassel (außer Fulda) und die Stadt Kassel, das Regierungspräsidium Kassel, das Regionalmanagement Nordhessen, deENet, die Volkshochschule Region Kassel und das Gesundheitsamt Region Kassel sowie weitere Projektpartner beteiligt.


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Quelle:
Pressemitteilung von Freitag, 3. Juli 2009
Stadt Kassel
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Pressesprecherin Petra Bohnenkamp


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2009