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ANBAU/139: EU-Kommission erwartet trotz extremer Witterung durchschnittliche Erzeugung (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 4. August 2010

Europäische Kommission erwartet 2010 trotz extremer Witterungsbedingungen durchschnittliche pflanzliche Erzeugung


MEMO/10/361 (*)

Die gesamte Getreideerzeugung dürfte 2010 in etwa dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre entsprechen. Zwar wird der Hektarertrag um 5% über dem Durchschnitt liegen, die Anbauflächen insgesamt sind jedoch zurückgegangen. Dieses Wirtschaftsjahr war durch ungewöhnliche punktuelle Wetterereignisse gekennzeichnet, die von viel zu geringen Niederschlägen bis zu Überschwemmungen reichten. Die Auswirkungen des schlechten Wetters auf die Kulturen in einigen Gebieten der EU sind jedoch in anderen Gebieten ausgeglichen worden. Diese Vorausschau, die heute von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde, gründet sich auf eine Analyse des hauseigenen wissenschaftlichen Dienstes der Kommission, der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre - JRC), anhand eines fortgeschrittenen jährlichen Vorausschätzungssystems für die Ernteerträge1.

Im Allgemeinen erlebte Europa einen harten Winter mit Perioden außergewöhnlich niedriger Temperaturen im Dezember, Januar, Februar und auch März (z.B. Schneefall in Spanien), was den Beginn der Pflanzsaison verzögerte. Im Frühjahr und Frühsommer waren im Vereinigten Königreich, in Westfrankreich, den Benelux-Ländern, Norddeutschland, Ostpolen und Griechenland viel zu geringe Niederschläge zu verzeichnen. In Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Rumänien traten Überschwemmungen auf. Dagegen gab es in Spanien und Italien im Frühjahr willkommene reichliche Regenfälle, In den Benelux-Ländern und Deutschland waren die Monate Juni und Juli sehr warm mit geringen Niederschlägen.

Die heute von der Europäischen Kommission veröffentlichte Vorausschau enthält Ertragsvorausschätzungen für die wichtigsten Kulturpflanzen der Europäischen Union und identifiziert diejenigen Gebiete, in denen die Lage am angespanntesten ist.

Die Ertragsvorausschätzungen für Getreide (Weizen, Gerste, Mais, andere Getreidearten) belaufen sich in der gesamten EU auf 5,1 Tonne/Hektar und entsprechen somit dem Vorjahr (+0,7%), liegen jedoch über dem Fünfjahresdurchschnitt (+5,0%). Es wird geschätzt, dass die in der Europäischen Union 2010 für Getreide genutzte Gesamtfläche im Vergleich zu 2009 um 3% rückläufig war.

Bei den Zahlen für die einzelnen Kulturpflanzen in der EU 27 in den letzten fünf Jahren lassen die jüngsten Ertragsvorausschätzungen folgende Tendenzen erkennen2:

Getreide:
Weichweizen: 5,62 t/ha (+1,7%)
Hartweizen: 2,97 t/ha (+0,3%)
Gerste: 4,42 t/ha (+4,4%)
Körnermais: 7,22 t/ha (+7,7%)

Andere Kulturpflanzen:
Rapssamen: 3,00 t/ha (- 2,4%)
Sonnenblumen: 1,80 t/ha (+7,2%)
Kartoffeln: 30,0 t/ha (+6,9%)
Zuckerrüben: 65,65 t/ha (+2,3%)

Der Gesamtertrag von Weichweizen dürfte über dem Fünfjahresdurchschnitt liegen, die Vorausschätzungen für die beiden großen Erzeugerländer Frankreich und Deutschland zeigen jedoch unterdurchschnittliche Erträge, die auch deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. In diesen Ländern haben die jüngsten trockenen und heißen Witterungsbedingen einen besseren Ertrag verhindert.

Italien, der Haupterzeuger von Hartweizen, dürfte der Vorausschätzung zufolge einen ähnlichen Durchschnittsertrag aufweisen wie Frankreich. In Spanien litt der Hartweizen unter den übermäßigen Regenfällen, die im Winter in Andalusien aufgetreten sind, und werden die Erträge voraussichtlich um 16% unter dem Durchschnitt liegen.

Die Wintergerste wurde weniger als der Weichweizen durch die trockenen und heißen Witterungsbedingen beeinträchtigt. In den beiden wichtigsten Erzeugerländern Frankreich und Deutschland dürften die Erträge voraussichtlich dem Durchschnitt entsprechen, aber um 4% unter dem Vorjahrsniveau liegen. In Spanien, auf das ein Viertel der Frühjahrsgersteerzeugung entfällt, dürfte der Ertrag um 15% über dem Fünfjahresdurchschnitt liegen.

Während die Getreideernte der EU den Durchschnitt erreichen dürfte, hat das Ernteüberwachungssystem des JRC sehr kritische Witterungsbedingungen identifiziert (heiß und trocken), die die Winterernte in Russland, insbesondere am Wolgaufer, stark beeinträchtigen werden.


Hintergrund

Während der Hauptanbauperiode veröffentlicht die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission regelmäßig Vorausschätzungen der Ernterträge der wichtigsten Kulturpflanzen und erstellt Analysen der Auswirkungen der Witterungsbedingungen auf die Ernte. Diese gründen sich auf Methoden, die die Satellitenfernerkundung und mathematische Modelle zur Simulation des Pflanzenwachstums heranziehen.

Die verwendeten Modelle und die Methode sind im Rahmen des JRC entworfen, anhand von Versuchen entwickelt und operationell angewendet worden. Die Vorausschätzungen der Ernterträge, die Analyse und eine vollständige Beschreibung der Methode können auf folgenden Websites eingesehen werden:
http://mars.jrc.ec.europa.eu/mars/About-us/AGRI4CAST;
http://mars.jrc.ec.europa.eu/mars/About-us/AGRI4CAST/MARS-Bulletins-for-Europe.


Anhang

Figures and graphics available in PDF and WORD PROCESSED


1: Haftungssausschluss: Die Vorausschätzungen der Ernteerträge basieren auf der integrierten Nutzung statistischer Analysen, Pflanzenwachstumssimulationsmodellen, Klimabeobachtungen und mit Hilfe von Fernerkundungssystemen gewonnenen Erkenntnissen. Sie werden unter der Annahme erstellt, dass während des Rests der Saison keine weiteren Extremereignisse auftreten, die Auswirkungen auf Sommerkulturen (Mais, Kartoffeln, Sonnenblumen, Zuckerrüben) haben. Die letzten Vorausschätzungen sind am 20. Juli auf der Grundlage von Angaben bis zum 10. Juli 2010 erstellt worden.

2: Es ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Zahlen für Körnermais, Kartoffeln, Sonnenblumen und Zuckerrüben derzeit nur um Vorausschätzungen handelt, da die Ernte in den wichtigsten Erzeugungsgebieten noch nicht begonnen hat.


MEMO/10/361 (*)
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/10/361&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en

© Europäische Gemeinschaften, 1995-2009


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Quelle:
Pressemitteilung IP/10/1027, 04.08.2010
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2010